Wieder setzt es für Sebastian Vettel in Silverstone eine Enttäuschung ab. Noch während des Rennens macht der Deutsche sein Team für die Pleite verantwortlich, sein Chef will das so nicht auf sich sitzen lassen.
«Ihr wisst, dass Ihr es verbockt habt», schimpft Vettel nach dem ersten Boxenstopp via Funk zu seinem Team. Der Ferrari-Pilot ist gefrustet, weil er trotz Zwischenplatz 9 und freier Fahrt in die Garage gerufen wird, um die Reifen zu wechseln. «Wir haben heute Morgen genau über diese Situation gesprochen», ärgert sich der Deutsche. Derart öffentlich hat er sein eigenes Team zuvor noch nie angegriffen.
Nach einem Dreher in der ersten Kurve, den er selbst verschuldet hatte, gerät Vettel bereits früh ins Hintertreffen. Nach der verpatzten Reifenstrategie kommt er am Ende nicht über den 12. Platz hinaus – und verpasst damit die Punkteränge. «Wir hätten heute auch mit der verpatzten ersten Runde viel mehr Boden gut machen können», wird Vettel nach dem Rennen nochmals deutlich.
Binotto: «Sebastian hatte keinen Nachteil»
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto sieht das anders. Gegenüber «Sky» wehrt sich Binotto gegen die Vorwürfe und macht Vettel mit seinem Dreher in der Startrunde höchstpersönlich für das Scheitern verantwortlich: «Ich denke, das war der Schlüssel – und nicht die Strategie.»
Der Entscheid, Vettel an die Box zu holen, habe Teamkollege Charles Leclerc (Platz 4) ermöglicht, weiter nach vorne zu kommen. «Insgesamt war es die richtige Entscheidung für das Team, und wir denken nicht, dass Sebastian dadurch einen Nachteil hatte», so Binotto. «Er hat sofort wieder auf Räikkönen aufgeholt, und gegen Kwjat hätte er sowieso keinen Overcut geschafft.»
Die Stimmung zwischen Vettel, der Ferrari Ende Saison verlassen wird, und seinem Team scheint am Tiefpunkt. Dennoch sagt Binotto: «Ich glaube nicht, dass Sebastian das Vertrauen in unser Team verloren hat. Er macht halt gerade eine schwierige Zeit durch.»
Und Vettel? Der schliesst nicht aus, dass an seinem Auto etwas anders sei als am Wagen von Kollege Leclerc. «Irgendwas fehlt, ich bin mir aber nicht sicher, was es ist», sagt er. Vor dem nächsten Rennen bleibt dem 33-Jährigen daher nur noch Fatalismus: «Ich glaube, schlimmer als jetzt kann es nicht mehr werden.»