Rekord-Weltmeister Hamilton am Ziel: «Ich wollte nicht, dass die Leute meine Tränen sehen»

dpa/lbe

15.11.2020

Beim GP von Istanbul stellt Lewis Hamilton sein Können noch einmal unter Beweis und kürt sich zum siebten Mal zum Formel-1-Weltmeister. Noch bevor er aus seinem Cockpit steigt, wird er von seinen Emotionen übermannt.

Im Rutsch- und Regenchaos von Istanbul realisiert Lewis Hamilton am Sonntag seinen zehnten Saisonsieg und rast unter schwersten Bedingungen zum nächsten Meilenstein seiner aussergewöhnlichen Karriere. Mit seinem insgesamt siebten WM-Titel egalisiert der Brite die bedeutendste Bestmarke von Michael Schumacher. «Ich erinnere mich, als Michael diese ganzen Titel gewonnen hat», schwärmt Hamilton nach dem Rennen. «Ich habe davon geträumt, als ich jung war. Das jetzt übertrifft meine Träume.»



Noch bevor der sonst so abgebrühte Hamilton aussteigen kann, wird er von seinen Gefühlen übermannt. «Als ich über die Linie gefahren bin, hat es mich erwischt und ich bin in Tränen ausgebrochen. Ich konnte das einfach nicht begreifen», gesteht der Brite, der bereits in den letzten Minuten des Rennens beginnt, nachzudenken. «Ich verliere sehr selten die Kontrolle. In den letzten Runden musste ich mir aber sagen, dass ich durchhalte. Alle diese Emotionen kamen auf und ich habe versucht, sie zu stoppen». Das gelingt allerdings nur bis zur Ziellinie.

Gratulant Vettel: «Das ist bewundernswert»

Seine verheulten Augen hinter dem verspiegelten Visier versteckt, bleibt Hamilton nach Rennschluss für einige Minuten in seinem Cockpit sitzen. «Ich bin sehr stark, aber ich konnte das ohne Leute wie meinen Vater gar nicht schaffen. Ich habe an ihn gedacht oder auch an meine Mutter. Ich wollte nicht, dass die Leute meine Tränen sehen, aber es war einfach zu viel», merkt der 35-Jährige an. Sebastian Vettel, nach dem Rennen Hamiltons erster Gratulant, bringt es auf den Punkt: «Seine Erfolge werden lange Zeit stehen. Das ist bewundernswert.»

Sportlich ist Hamilton spätestens jetzt ganz oben angekommen und steht statistisch auf einer Stufe mit dem bislang grössten Rennfahrer der Geschichte. Der Brite hält die Rekorde für die meisten Pole Positionen (97) und auch die meisten Grand-Prix-Siege (94). Er gewann 2008 im McLaren seinen ersten WM-Titel, 2014, 2015, 2017, 2018, 2019 und nun 2020 folgten sechs weitere im Mercedes. Es gibt keinen Zweifel daran, dass er Schumacher noch überholen kann, wenn er seine Karriere wie erwartet fortsetzt. «Wir wollen ihn im Auto und er will den Mercedes», betont Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Hamilton geht es aber längst um andere Dinge als nur ein schnelles Auto. Das macht er auch nach seinem 7. WM-Titel klar: «Der Fahrertitel hat nicht unbedingt Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Der Versuch, die Bedingungen für Menschen auf der ganzen Welt zu verbessern – gleiche Menschenrechte zu schaffen – ist für mich das Wichtigste». 

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