Federer

«Federer hat mit Wawrinka noch eine Rechnung offen»

Jan Arnet

Federer ist der frischere Spieler: Der Baselbieter stand in seinen vier Partien 7 Stunden und 10 Minuten auf dem Platz und verlor keinen einzigen Satz. Wawrinka kämpfte fast doppelt so lange: 12 Stunden und 27 Minuten. Alleine der Fünfsätzer im Achtelfinal gegen Stefanos Tsitsipas dauerte länger als fünf Stunden – im Aufeinandertreffen zweier Spieler, die weit über 30 Jahre alt sind, ein womöglich entscheidender Faktor.

Wie stark der Maestro in Form ist, hat er in den letzten Wochen eindrücklich unter Beweis gestellt. Drei Jahre nach seinem letzten Spiel auf Sand zeigte er Anfang Mai ein starkes Comeback und hält die Pace seither hoch. Von seinen bislang neun Spielen auf Sand verlor Federer in diesem Jahr nur eines – gegen Dominic Thiem nach zwei vergebenen Matchbällen. 

In den direkten Duellen führt Federer gegen Wawrinka mit 22:3. Die letzten sechs Duelle konnte der 20-fache Grand-Slam-Sieger allesamt für sich entscheiden und geht darum als grosser Favorit in die Partie. Allerdings: Die letzte Niederlage gegen Stan kassierte Roger ausgerechnet in Paris – im French-Open-Viertelfinal von 2015. Gleicher Ort, gleiche Zeit – jetzt kann Federer Revanche nehmen.

Wawrinka

«In Paris spricht nicht nur die Unterlage für Wawrinka»

Luca Betschart

Zwar durfte Stan Wawrinka in den 25 bisherigen Direktduellen gegen Roger Federer am Ende nur drei Mal jubeln, jeder dieser drei Siege feierte der Romands allerdings auf Sand – in insgesamt sieben Duellen auf diesem Belag. Vor vier Jahren demontierte er seinen Landsmann in Paris ebenfalls in der Runde der letzten Acht in drei Sätzen und gewann anschliessend das Turnier – definitiv ein gutes Omen.

Dass Wawrinka in diesem Jahr auf dem Weg in den Viertelfinal viel mehr zu kämpfen hatte als Federer, ist für den 34-Jährigen mehr Vor- als Nachteil. So nähert er sich von Runde zu Runde und über viel Kampf seiner Bestform und sammelt die für ihn sehr wichtige Spielpraxis. Gegen Tsitsipas und Dimitrov zeigt er in den entscheidenden Momenten Nervenstärke und dürfte viel Selbstvertrauen getankt haben.

Ganz allgemein macht Wawrinka in diesen Tagen einen gelösten Eindruck, spielt befreit auf und scheint die Auftritte in Roland Garros zu geniessen. Nach schönen Ballwechseln animiert er das Pariser Publikum immer wieder und geniesst bei diesem viele Sympathien. Im Schweizer Viertelfinal ist er der Aussenseiter und hat noch weniger zu verlieren als bis anhin – gefährliche Voraussetzungen für jeden Gegner.