Forfait? Federer hinterfragt Achtelfinal-Teilnahme: «Dieser Kampf wird Spuren hinterlassen»

Luca Betschart

6.6.2021

Federer: «Ich muss entscheiden, ob ich weiterspiele oder nicht»

Federer: «Ich muss entscheiden, ob ich weiterspiele oder nicht»

Nach seinem hart erkämpften Sieg über Dominik Koepfer zeigt sich Roger Federer an der Pressekonferenz sehr zufrieden. Ob er zum Achtelfinal gegen Matteo Berrettini antritt, lässt der Baselbieter allerdings offen.

06.06.2021

Dreieinhalb Stunden muss Roger Federer am späten Samstagabend gegen Dominik Koepfer kämpfen, bevor der Einzug in die Achtelfinals der French Open unter Dach und Fach ist. Ob er da antreten wird, lässt der Baselbieter aber offen.

Luca Betschart

Bereits gegen Marin Cilic muss Roger Federer bei den French Open einen Satz abgeben, den ersten echten Härtetest aber liefert ihm Dominik Koepfer am Samstagabend in der dritten Runde. Drei Stunden dauern allein die ersten drei Sätze, die allesamt erst im Tiebreak entschieden werden. Doch der 39-Jährige hält Stand, nimmt den grossen Kampf an und kann nach intensiven vier Sätzen über einen beeindruckenden 7:6, 6:7, 7:6 und 7:5-Sieg jubeln.

«Für mich sind Spiele wie dieses kleine Schritte zu etwas hin, das mir sehr wichtig ist. Solche Spiele brauche ich», macht Federer nach dem verwandelten Matchball zu später Stunde auf die hohe Bedeutung dieses Sieges aufmerksam. «Ich hatte offensichtlich nicht drei Stunden und 35 Minuten trainiert. Das heute war meiner Meinung nach ein grosser Schritt nach vorne.»

Dabei macht das fehlende Publikum in der Pariser Night Session die Aufgabe für Rückkehrer Federer nicht einfacher. Im Gegenteil: «Es ist ziemlich schwierig ohne Zuschauer, weil du hörst wirklich alles – wie im Fussball auch. Aber im Fussball ist es noch kreuz und quer, du hörst vielleicht nicht alles von den Spielern, sondern mehr von den Coaches. Bei uns hörst du alles, was du sagt», ist sich der vierfache Familienvater bewusst. «Man muss schon etwas aufpassen. Vor allem, wenn du der König bist im Fluchen – das bin ich auf dem Platz jetzt nicht unbedingt.»

Federer setzt sich nach Vier-Satz-Krimi gegen Koepfer durch

Federer setzt sich nach Vier-Satz-Krimi gegen Koepfer durch

Dominik Koepfer hat bei den French Open eine Überraschung gegen Roger Federer knapp verpasst. Der Deutsche verlor gegen Schweizer mit 6:7 (5:7), 7:6 (7:3), 6:7. Der 39-Jährige trifft im Achtelfinale auf Matteo Berrettini.

05.06.2021

«War nicht sicher, wie viel noch im Tank war»

Federer erläutert, man müsse deshalb schon auf seine Wortwahl achten, sich aber gleichzeitig umso mehr pushen, weil keine Zuschauer vor Ort sind – eine Gratwanderung. «Da kommst du bis zu einem gewissen Grad in eine Zwickmühle. Dann bist du im Zwiespalt, das hat man bei meinem Gegner auch gesehen. Er regt sich gerne auf und lässt seinen Emotionen freien Lauf, dann bewegst du dich am Limit», so Federer.

Gegen den Deutschen Koepfer wankt der 20-fache Grand-Slam-Sieger vor allem nach dem verlorenen zweiten Satz. «Ich war mir nicht sicher, wie viel noch im Tank war», gesteht der Schweizer, der aus diesem Grund auch etwas taktieren muss. «Ich versuchte, mich zu beruhigen, zu entspannen und die Erfahrung auszuspielen. In einem Fünfsätzer hast du wie eine Katze mehrere Leben. Ich musste damit spielen. Ich zeigte ihm damit auch, dass ich angeschlagen bin wie ein Boxer, wusste aber, dass ich noch eine Schippe drauflegen kann.»

Im vorentscheidenden 3. Satz kämpft sich Federer nach einem 2:4-Rückstand noch zurück und schafft wenig später die Wende.«Ich bin zufrieden, dass ich mich wieder fangen und einen Zacken zulegen konnte – wie bereits gegen Cilic. Für mich ist noch schwierig, vom ersten bis zum letzten Punkt auf dem gleichen Level zu spielen, auch emotional. Weil das braucht einfach extrem viel Energie», erklärt Federer und fügt an: «Ich musste vorsichtig sein, dass ich nicht übertreibe.»

Folgt nun der Rückzug?

Vorsicht ist für den Routinier ohnehin das passende Stichwort, schliesslich habe er nicht damit gerechnet, in Paris drei Runden zu überstehen. «Ich erwarte, dass dieser Kampf Spuren hinterlassen wird, das ist auch normal», sagt Federer und stellt gar seine Achtelfinal-Teilnahme am Montag in Frage: «Wir müssen schauen, was okay ist und was zu viel wäre, was zu riskant wäre. (…) Wichtig ist, dass ich mich selber daran erinnere, wofür ich hierher gekommen bin. Was mein Ziel ist – und das ist nicht, die French Open zu gewinnen.»

Zudem sei möglicherweise der perfekte Zeitpunkt, um eine Pause einzulegen. «Ich habe keine Woche Pause zwischen hier und Halle, wie ich das normalerweise habe», legt Federer seine Bedenken dar. Und weiter: «Ein Spiel wie dieses zeigt mir, dass ich möglicherweise einen fünften Satz hätte spielen können. Aber ich weiss nicht, wie ich mich am Tag danach fühle. Das wird interessant.»