Dopingjäger empört Flückigers Freispruch löst eine richtige Schlammschlacht aus

Martin Abgottspon

25.5.2024

Mathias Flückiger ist von allen Dopingvorwürfen freigesprochen worden.
Mathias Flückiger ist von allen Dopingvorwürfen freigesprochen worden.
Keystone

Der Fall Mathias Flückiger hat sich zu einem erbitterten Konflikt zwischen der Stiftung Swiss Sports Integrity (SSI) und der Disziplinarkammer von Swiss Olympic entwickelt. Im Freispruch des Mountainbikers ist das letzte Wort womöglich noch nicht gesprochen.

Martin Abgottspon

25.5.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Mountainbike-Profi Mathias Flückiger wurde von der Disziplinarkammer von Swiss Olympic freigesprochen, weil die Dopingprobe  nicht verwertbar gewesen sei.
  • Die Stiftung Swiss Sports Integrity (SSI) kritisiert den Freispruch scharf und zweifelt die Entscheidung an. Sie wirft der Disziplinarkammer vor, den Fall schlecht behandelt zu haben.
  • Während die SSI eine Anrufung des internationalen Sportgerichts TAS in Betracht zieht, konzentriert sich Flückiger auf seine sportlichen Ziele.

Am Freitag gibt die Disziplinarkammer des Schweizer Sports bekannt, dass der Mountainbiker Mathias Flückiger von allen Vorwürfen des Zeranol-Dopings freigesprochen wird. Die Begründung: Die Urinproben vom 5. Juni 2022 und die entsprechenden Analyseresultate seien nicht verwertbar gewesen.

Für die Stiftung Swiss Sports Integrity (SSI) kam dieser Entscheid einem Schlag in die Magengrube gleich, umso mehr, weil die Auseinandersetzung mit der Disziplinarkommission schon viel früher begann. Genauer im Dezember 2022 als die vorläufige Sperre von Flückiger wieder aufgehoben wurde.

«Wir sind absolut überzeugt, dass die Probe alle Anforderungen erfüllt und verwertbar ist.»

Der Konflikt erreicht nun einen neuen Höhepunkt: Die Dopingjäger der SSI attackieren die Disziplinarkammer offen. Sie sind derart empört über den Freispruch, dass sie den Entscheid gleich selbst veröffentlichten und diesen noch vor Erhalt der Urteilsbegründung auf einer einberufenen Pressekonferenz kommentierten.

Ernst König, Direktor der SSI, sagte am Freitagabend: «Wir wollen damit Transparenz schaffen. Uns wurde am Nachmittag in einem Dispositiv mitgeteilt, dass der Freispruch erfolge, weil die Dopingprobe von Herrn Flückiger nicht verwertbar sei.» Für die SSI-Vertreter ist die Argumentation der Disziplinarkammer nicht schlüssig. König : «Es ist für uns in keinster Weise nachzuvollziehen. Wir sind absolut überzeugt, dass die Probe alle Anforderungen erfüllt und verwertbar ist.»

Neben König sprach auch Marco Steiner, ein von der SSI beauftragter Anwalt, sowie Martial Saugy, ein unabhängiger Experte und früherer Laborchef. Alle betonten die korrekte Durchführung der Urinprobe im Juni 2022 nach der Schweizer Meisterschaft in Leysin sowie deren Lagerung und Handhabung im Labor. Da die SSI die genaue Urteilsbegründung noch nicht kennt, vermuten König und seine Mitstreiter, dass nicht die Analyse im Labor, sondern kontrollablauftechnische Vorgänge bemängelt wurden – also die Einhaltung von Richtlinien bei der Probenentnahme.

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Die Vorwürfe werden persönlich

Die SSI sieht sich so auch gezwungen, die Vorwürfe auf den Punkt zu bringen. Sie beschuldigt Flückiger, jeden einzelnen Punkt infrage gestellt zu haben, selbst die Tatsache, dass er mit seiner Urinprobe etwa zehn Meter gehen musste, wo ihn andere Menschen sehen konnten. Steiner: «Das wurde von ihm als Persönlichkeitsverletzung bezeichnet. Doch so etwas kann doch niemals zu einem Problem mit der Verwertbarkeit der Probe führen.»

Auch die Disziplinarkammer bleibt nicht verschont. Der Vorwurf: Der Fall sei sieben Monate lang liegengelassen worden, um dann plötzlich innerhalb weniger Tage entschieden zu werden. König kritisiert: «Unser Anspruch auf rechtliches Gehör wurde in eklatanter Weise verletzt.» Steiner räumte jedoch ein, dass nicht alle der über 3000 Seiten des Dossiers neu für die SSI waren.

Was passiert jetzt?

Die Dopingjäger kündigen an, den Fall an das internationale Sportgericht TAS in Lausanne weiterziehen zu wollen. Steiner ist überzeugt: «Das TAS würde diesen Entscheid sicher umstossen.»

Flückiger selbst konzentriert sich derweil auf seine sportlichen Ziele. Er befindet sich in Tschechien, wo das für die Olympia-Selektion entscheidende Weltcuprennen stattfindet. Über seinen Freispruch will er frühestens nach dem Rennen in Nove Mesto sprechen.