Viele Spekulationen begleiten Marc Hirschis überraschenden Wechsel von DSM zum UAE Team Emirates: Plant er, neben zahlreichen Top-Stars durchzustarten, wollte ihn sein Ex-Team loswerden oder war das liebe Geld letztlich ausschlaggebend? Jetzt meldet sich Hirschi zu Wort.
Mit seinem Sieg in der 12. Etappe der Tour de France ist Marc Hirschis Stern am Radsport-Himmel im vergangenen Jahr so richtig aufgegangen. Beim Team Sunweb (neu DSM) hatte der 22-Jährige eine herausragende Saison und einen laufenden Vertrag – umso überraschender kam vor wenigen Tagen sein Wechsel zum UAE Team Emirates.
«Natürlich, die Überraschung ist gross. Und da wird noch viel verschwiegen», sagte Radsport-Experte Henri Gammenthaler kürzlich zu «blue Sport». Und tatsächlich will Hirschi am Montag während des virtuellen Meetings mit Journalisten seine Beweggründe nicht verraten. «Ich kann zum Wechsel nicht viel sagen, weil wir Stillschweigen vereinbart haben», zitiert ihn der «Tagesanzeiger». Zuletzt machten allerdings auch Gerüchte die Runde, wonach Sunweb aus unbekannten Gründen auf eine Vertragsauflösung drängte. «Ich erhielt die Chance zu gehen und bin nun glücklich, hier zu sein», sagt Hirschi nur.
Der Wechsel ist zwar durchaus ein Aufstieg, beim neuen Team trifft der Berner auf Top-Stars wie Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar, Rui Costa (dreifacher Sieger der Tour de Suisse), den italienischen Etappenjäger Diego Ulissi oder den polnischen Kletterspezialisten Rafal Majka. Ob er sportlich Sinn macht, ist eine andere Frage. Während er bei Sunweb noch der Star war und mehr oder weniger auf eigene Faust fahren konnte, wird sich der Flèche-Wallonne-Sieger beim neuen Team hinten anstellen müssen.
«Bin motiviert, Pogacar zu helfen»
An der Tour de France wird er weniger auf Etappenjagd gehen können, sondern Helferdienste für Pogacar verrichten müssen. «Natürlich ist das eine andere Rolle. Im Hinblick auf die Zukunft wird das aber ein wichtiger Lernprozess sein. Ich bin jedenfalls motiviert, Tadej zu helfen, und bin mir sicher, dass das drei schöne Wochen werden», sagt Hirschi. «An der Tour ist es das Ziel, das gelbe Trikot zu verteidigen.»
2020 konnte er noch um Etappensiege fahren, dieses Jahr wird die Ausgangslage anders sein. Trotzdem sagt der Ittiger: «Der Teamwechsel ändert an meiner Leaderrolle nichts. Ich konzentriere mich weiterhin auf die Eintagesrennen.» Als Höhepunkte der Saison nennt er die Ardennen-Klassiker, die Tour de France und die Olympischen Spiele.
Eine Rundfahrt zu gewinnen, gehört nicht zu seinen Zielen. Zumindest noch nicht. «Vielleicht werde ich später auch einmal das Gesamtklassement einer Tour anvisieren, aber nicht jetzt», so Hirschi, der den Erfolg des Teams in den Vordergrund stellen will.
Die Saisonvorbereitungen laufen derweil auf Hochtouren: Erstmals überhaupt trainiert der Schweizer in den Vereinigten Arabischen Emiraten. «Es hat einen schönen Hügel, viel Wind, und das Wetter ist gut», sagt er. Im Februar steht im Nahen Osten bereits die UAE Tour an, mit der Hirschi die Rennsaison eröffnen wird. Im März beginnt dann mit dem italienischen Eintagesrennen Strade Bianche die Saison in Europa.