Nach Kritik Apple macht Rückzieher bei Kinderpornografie-Scans

DPA/dj

6.9.2021 - 12:13

Die Fotos auf iPhones werden erstmals nicht auf Kinderpornografie überprüft.
Die Fotos auf iPhones werden erstmals nicht auf Kinderpornografie überprüft.
Getty Images

Ein heftiges kritisiertes System zum Scannen von Fotos direkt auf den iPhones wird von Apple nun doch erstmal nicht eingeführt.

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Apple verschiebt die Einführung einer Funktion gegen kinderpornografische Inhalte in den USA. In den kommenden Monaten wolle man sich Zeit für weitere Anregungen und Verbesserungen am System nehmen, ehe die wichtigen Tools herauskämen, hiess es in einem Post, den das Unternehmen auf einer Webseite mit Informationen zum Projekt veröffentlichte.

Im August hatte Apple bekanntgegeben, an einem System zu arbeiten, mit dem sich Fotos auf Geräten von US-Nutzern vor dem Hochladen in den eigenen Speicherdienst iCloud mit bekannten kinderpornografischen Bildern abgleichen liessen.

Änderungen sollten dieses Jahr kommen

Die Verschiebung führte Apple unter anderem auf Feedback von Kund*innen, Organisationen und Wissenschaftler*innen zurück. Zunächst hiess es, dass die Änderungen noch im laufenden Jahr im Rahmen von Aktualisierungen des Betriebssystems für iPhones, Macs und Apple Watches eingeführt werden sollten.

Geplant war auch eine separate Funktion, über die in verschlüsselten Nachrichten von Nutzern mögliches eindeutig sexuelles Material aufgespürt werden solle.



Expert*innen schlugen Alarm

Matthew Green, ein Experte für Kryptographie an der Johns Hopkins University, warnte jedoch, dass das System für die fälschliche Bezichtigung unschuldiger Personen missbraucht werden könne. Sie könnten vermeintlich harmlose Bilder bekommen, die beim Bildabgleich für Kinderpornografie angebliche Treffer landen. Apples Algorithmus könnte dadurch ausgetrickst und die Sicherheitsbehörden alarmiert werden, erklärte Green. Ähnlich äusserten sich Datenschutzaktivist*innen.

Kurz darauf meldete ein Entwickler, es sei ihm gelungen, die Funktion für den Bilderabgleich auszulesen. Das System kann gewissermassen digitale Fingerabdrücke erkennen, die ein Bild repräsentieren.

Greene bezeichnete Apples Aufschub als richtigen Schritt. Er rate dem Konzern zum Austausch mit der Tech-Szene, politischen Entscheidern und der Allgemeinheit, ehe solch grosse Änderungen vorgenommen würden, die die Privatsphäre der Fotobibliotheken aller Nutzer*innen bedrohten.