Propaganda-Netzwerk Apple wirft russischen Facebook-Klon aus App Store

Von Dirk Jacquemien

28.9.2022

VK ist das grösste soziale Netzwerk Russlands und fest in der Hand des Kremls.
VK ist das grösste soziale Netzwerk Russlands und fest in der Hand des Kremls.
Getty Images

Das russische soziale Netzwerk VK ist nicht mehr im iOS App Store verfügbar. VK wird von Kreml-treuen Oligarchen kontrolliert, die unter westlichen Sanktionen stehen.

Von Dirk Jacquemien

28.9.2022

Das grösste russische Soziale Netzwerk VK ist nicht mehr im iOS App Store verfügbar. Wie die gleichnamige Betreiberfirma mitteilte, seien die VK-App und andere Apps des Unternehmens von Apple ohne Erklärung weltweit aus dem App Store entfernt worden.

Bei «The Verge» teilte ein Apple-Sprecher mit, die Apps seien aufgrund von britischen Sanktionen gelöscht worden. Grossbritannien hatte am Montag neue Sanktionen gegen Unternehmen und Einzelpersonen verhängt, die die Scheinreferenden in der Süd- und Ostukraine unterstützten. Dazu gehörten auch die Mehrheitseigner von VK, die Gazprombank und der Versicherungskonzern Sogaz.

Laut dem Staatspropaganda-Medium «RT» habe die russische Regierung eine Erklärung von Apple verlangt und unspezifische Konsequenzen angekündigt. Im Google Play Store ist VK derweil weiterhin erhältlich, bereits auf iPhones installierte Apps funktionieren ebenso noch.

VK-Gründer ging ins Exil

VK, damals noch VKontakte, wurde 2007 von Pawel Durow gegründet, der mal als «russischer Mark Zuckerberg» galt. VKontakte war ein fast Eins-zu-Eins-Klon von Facebook, wie es damals einige gab — im deutschsprachigen Raum etwa StudiVZ. Anderes als die meisten anderen Kopien konnte sich VKontakte allerdings am Markt halten.

2014 wurde Durow jedoch genötigt, seine Anteile an VKontakte an Putin-treue Oligarchen zu verkaufen. Er verliess daraufhin Russland und gründete den Messenger-Dienst Telegram. Inzwischen wurde VK mit dem grössten russischen E-Mail-Dienst mail.ru fusioniert und zensiert die Inhalte seiner Nutzer*innen streng nach Kreml-Vorschriften.

Apple-Produkte weiterhin am Graumarkt erhältlich

Apple hat sich wie die meisten anderen westlichen Unternehmen nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine aus dem Land zurückgezogen. Zuvor hatte das Unternehmen noch mit der Putin-Regierung zusammengearbeitet. So wiesen neue iPhones bei der Ersteinrichtung auf zur Verfügung stehende russische Apps wie VK hin, wie es ein Gesetz vorschrieb.

Und noch Anfang Februar eröffnete Apple eine Niederlassung in Russland. Nach der Invasion stoppte das Unternehmen alle Verkäufe in dem Land, Apple-Produkte sind jetzt nicht mehr offiziell in Russland zu erwerben. Es gibt allerdings einen grossen Markt für Parallelimporte über Nachbarländer wie Kasachstan oder Aserbaidschan.