In iOS 15 Apple verbessert den Datenschutz — für manche

dj

8.6.2021

iOS 15 bringt Datenschutzverbesserungen, von denen nicht alle Nutzer*innen profitieren können.
iOS 15 bringt Datenschutzverbesserungen, von denen nicht alle Nutzer*innen profitieren können.
Getty Images

In iOS 15 kommen auch eine Reihe an neuen Features für mehr Privatsphäre und besseren Datenschutz. Nicht alle Nutzer*innen werden allerdings davon profitieren können.

dj

8.6.2021

Gestern hat Apple die neusten Versionen seiner Betriebssysteme vorgestellt, darunter das für den Herbst erwartete iOS 15 fürs iPhone. Datenschutz und Privatsphäre schreibt sich Apple gerne selbst gross auf die Fahne und so kommen auch dieses Jahr wieder Verbesserungen für (manche) Nutzer*innen.

So gibt es mehr Privatsphärenschutz bei der Nutzung der Mail-App. Für die Anmeldung zu Newslettern beispielsweise kann man nun Wegwerfadressen erstellen, die zur eigenen E-Mail-Adresse weitergeleitet werden. So erfahren die Betreiber nicht die wirkliche E-Mail-Adresse und unerwünschte Mails lassen sich einfach durch Löschen der Wegwerfadresse abstellen.

Ausserdem werden Nutzer*innen nun vor sogenannte «Tracking Pixeln» geschützt, die in manchen E-Mails versteckt sind. Damit kann der/die Absender*in in Erfahrung bringen, ob und wann eine Mail geöffnet wurde und welche IP-Adresse der/die Empfänger*in gerade hat. Durch Verschleierung der IP-Adresse durch die Mail-App in iOS 15 soll das unterbunden werden.



Datenschutzbericht für Apps

Der aus dem Browser Safari bekannte Datenschutzbericht wird nun auch auf Apps ausgeweitet. In den Einstellungen können Nutzer*innen genau sehen, welche Berechtigungen (etwa Kamera oder Mikrofon) eine App wann und wie oft in Anspruch genommen hat. Ausserdem wird angezeigt, welche Websites eine App im Hintergrund kontaktiert hat.

Siri funktioniert nun bei vielen Anfragen komplett offline. Will man etwa nur den Wecker stellen oder heruntergeladene Podcasts abspielen lassen, ist keine Verbindung zum Internet und damit ein Senden der Siri-Anfrage an die Apple-Server mehr nötig.

Apples Antwort auf VPN

Prinzipiell interessanteste Datenschutzneuerung ist aber «Private Relay», das Teil von iCloud+ wird, der um ein Pluszeichen ergänzte Cloud-Dienst für Apple ab 1 Franken im Monat. Bei «Private Relay» wird Internetverkehr in Safari durch zweite separate Internetrelais geleitet. Damit ist das Feature etwa eine Mischung aus VPN und Tor und ermöglicht anonymes Surfen. Es können weder Apple noch Webseitenbetreiber die tatsächliche IP-Adresse der Nutzer*innen erkennen.

Das Feature hat aber einen ganz grossen Haken. «Private Relay» wird nicht in Ägypten, Belarus, China, Kasachstan, den Philippinen, Saudi-Arabien, Südafrika, Turkmenistan und Uganda verfügbar sein — genau Ländern, in denen das Feature besonders gebraucht würde. Apple schützt also Schweizer iPhone-Nutzer*innen davor, dass Facebook erfährt, dass sie sich neue Schuhe gekauft haben aber nicht belorussische Nutzer*innen davor, dass die Geheimpolizei erfährt, dass sie Websites der Exil-Opposition besucht haben.

Menschenrechte sind wohl doch nicht ganz fundamental

Laut «Reuters» macht Apple dafür «regulatorische Gründe» verantwortlich. Und vermutlich würden die entsprechenden Staaten tatsächlich mittels Verkaufsverboten für iPhones oder ähnlichem gegen das Feature vorgehen, falls es Apple doch aktivieren würde.

Das alles passt aber überhaupt nicht mit der gestern von Apples Software-Chef Craig Federighi erneut artikulierten Formel zusammen, dass die Privatsphäre ein «fundamentales Menschenrecht» sei. Denn der Wesenskern von Menschenrechten ist natürlich, dass sie auch durch staatliche Gesetze nicht ausgehebelt werden können. Wenn es die Wahl zwischen der Einhaltung seiner scheinbaren Prinzipen und der ungestörten Fortführung der eigenen Geschäfte hatte, entschied sich Apple allerdings bisher fast immer für letzteres.