Twitter ist nun voller Fake-Accounts«Super Mario» zeigt Stinkefinger, «George Bush» vermisst das Töten
Von Dirk Jacquemien
10.11.2022
Jetzt kann jeder auf Twitter verifiziert sein. Direkt am ersten Tag führte das allerdings zu massenhaft Chaos und Betrug.
Von Dirk Jacquemien
10.11.2022, 14:17
10.11.2022, 15:01
Dirk Jacquemien
Elon Musk muss die 44 Milliarden Dollar, die er für das soziale Netzwerk gezahlt hat, wieder einspielen. Deshalb hat der neue Twitter-Eigentümer entschieden, den blauen Haken gegen eine monatliche Gebühr allen Interessierten im Abo zu verkaufen. Bisher signalisierte dieser eigentlich, dass Twitter die Identität des/r Account-Inhaber*in auf seine Athentizität überprüft hat.
Doch seit gestern genügt die Zahlung einer Abo-Gebühr von 8 Dollar im Monat (ursprünglich wollte Musk 20 Dollar haben) für das «Premium-Angebot» Twitter Blue, um den blauen Haken neben dem eigenen Namen auf dem Profil zu bekommen. Auf eine Überprüfung der Identität wird verzichtet. Und, wie viele Kritiker*innen der Pläne vorhergesehen haben, führte diese Änderung bereits am ersten Tag für grosses Chaos.
So zeigt ein Tweet eines vermeintlich vom Videospielgiganten Nintendo betriebenen verifizierten Twitter-Kontos ein Bild des Firmen-Maskottchens Mario, in dem dieses den Fans den Stinkefinger zeigt.
In einem weiteren Tweet eines verifizierten Kontos gab der Basketball-Superstar LeBron James vermeintlich bekannt, das Team wechseln zu wollen. Und selbst Twitter selbst wurde Opfer der Masche. Ein verifiziertes Profil mit dem Namen «Twitter» warb für einen Krypto-Betrug.
Die gefälschten Profile mit dem blauen Haken waren teils stundenlang online, bevor Twitter schliesslich die Accounts sperrte. Doch die Flut an gefälschten Accounts hält weiter an. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels war ein Tweet eines verifizierten «George W. Bush» seit zwölf Stunden online, in dem dieser verkündet, dass er es vermisse, «Iraker zu töten».
Musk stört sich wenig an dem Missbrauch
Für Musk ist das Ganze aber wohl nur halb so wild. In einer auf Twitter übertragenen Fragestunde mit ausgewählten Teilnehmer*innen sagte er, bei solchen Fällen würde Twitter einfach die Konten sperren, aber die 8 Dollar Gebühr behalten. Das würde Missbrauch genügend abschrecken, so Musk.
Dass Elon Musk jedes Mal einige Dollar reicher wird, wenn eine bekannte Firma oder ein Prominenter auf Twitter kopiert wird, dürfte Werbetreibende aber kaum mit Zuversicht ausstatten, dass die Plattform ein sicherer Ort für die Vermarktung ist.
Und die Gebühr für den Haken mag 08/15-Spammer abschrecken, aber wenn beispielsweise einer exponierten Politikerin Worte in den Mund gelegt werden oder der gute Name eines Grossunternehmens für einen Krypto-Betrug missbraucht wird, dann sind 8 Dollar eine kleine Investition – wobei solche Betrüger*innen vermutlich sowieso mit gestohlenen Kreditkartendaten bezahlen.