Verlorene Energie einfangen Ein Server-Raum reicht, um ein ganzes Hallenbad zu heizen

Von Dirk Jacquemien

19.3.2023

Für warmes Wasser könnten hier Computerserver sorgen.
Für warmes Wasser könnten hier Computerserver sorgen.
Keystone

Wenn das Wasser in der Badi zu kalt ist, sollte vielleicht ein Rechenzentrum in den Keller gestellt werden: Das hätte gleich mehrere Vorteile.

Von Dirk Jacquemien

19.3.2023

Die Energiekrise bekommen auch Badi-Besucher*innen zu spüren. Vergangenen August forderte der Bundesrat Bevölkerung, Kantone und Gemeinde dazu auf, Energie zu sparen. In der Folge reduzierten zahlreiche Hallenbäder ihre Wassertemperaturen, was vereinzelt zu Beschwerden von Badegästen führte. Doch möglicherweise gibt es nun ein praktische Lösung.

Immer mehr Internet-Verkehr und immer mehr rechenintensive Anwendungen wie etwa Künstliche Intelligenz benötigen immer mehr Datenzentren. Doch der Betrieb von Servern verbraucht nicht nur viel Strom, er erzeugt auch viel Hitze: Diese geht in den meisten Fällen nicht nur verloren, sondern vielfach müssen die Räumlichkeiten auch noch extra gekühlt werden, um Überhitzungen der Bauteile zu vermeiden.

Rechenzentrum sorgt für warmes Wasser

Schon länger gibt es daher Vorschläge, die beim Betrieb von Datenzentren erzeugte Abwärme zu nutzen. Meistens soll das im grossen Stil erfolgen. In Grossraum Helsinki ist etwa geplant, eine Viertelmillion Haushalte durch die Abwärme eines riesigen Microsoft-Datenzentrums zu beheizen. Dafür ist aber natürlich eine gänzlich neue Infrastruktur erforderlich.

In etwas kleinerem Stil wird das Konzept nun im Exmouth Leisure Centre, einem Hallenbad an der englischen Südküste, angewendet. Das Start-up Deep Green hat dazu ein kleines Rechenzentrum bestehend aus 12 Servern, zusammen nicht viel grösser als eine Waschmaschine, im Keller des Bades platziert.

Ölgekühlte Rechner

Umgeben sind die Computer durch mit Öl gefüllte Leitungen, die durch die beim Betrieb erzeugte Abwärme erhitzt werden. Das heise Öl wird dann durch einen Wärmetauscher geleitet, in dem es wiederum das Badewasser erhitzt.

Bisher reichte die so erzeugte Wärmeenergie in 60 Prozent der Zeit aus, um das Wasser im Becken auf 30 Grad zu erhitzen. Als Backup steht noch eine Gastherme bereit. Das Bad spare auf diese Weise aber knapp 7000 Pfund an Energiekosten im Monat, so Deep Green.