Smartphone-Hersteller trifft Kameraveteran – jetzt auch bei OnePlus. Aber ist die Partnerschaft mit Hasselblad mehr als nur ein Marketing-Spiel? Ein Blick auf das neue OnePlus 9 Pro.
24.03.2021, 14:20
27.04.2023, 15:07
dpa/dj
Der Name Hasselblad lässt Fotofreunde freudig sinnieren: Hasselblad, Mittelformat, Kamera auf dem Mond, Astronautenfotos von Neil Armstrong – echte Profiausrüstung.
Das seit 2017 zum chinesischen DJI-Konzern gehörige Unternehmen hat Fotogeschichte geschrieben. Und arbeitet jetzt mit OnePlus in Sachen Kameraentwicklung zusammen. Sichtbar wird das beim neuen OnePlus 9 und 9 Pro. Der Namenszug «Hasselblad» ziert das Kameramodul.
Was bei Leica und Huawei oder Nokia und Zeiss funktioniert, soll auch bei OnePlus klappen: Ein Smartphonehersteller schnappt sich Know-how und Namen eines Fotoveteranen – und profitiert im Idealfall davon. Hasselblad und OnePlus wollen nach Unternehmensangaben zunächst für drei Jahre zusammenarbeiten. Und im OnePlus 9 Pro steckt die erste, noch recht unauffällige Stufe dieser Kooperation.
Und zwar vor allem in der Software. Genauer bei der Farbkalibrierung des mit Sony entwickelten IMX789-Kamerasensors. Wie Farben aufgenommen, angepasst und ausgespielt werden, haben Hasselblad und OnePlus für das OnePlus 9 und 9 Pro gemeinsam festgelegt. Dazu gibt es in der Kamera-App gleich noch den Look der neueren Hasselblad-Kameras mit orangefarbenem Auslöser und dem korrekten Hasselblad-Auslöseton dazu. «Schnapp!». Das alles ist chic und tut nicht weh.
Dezenter Start einer Kooperation
Später soll die Kooperation dann auch die Arbeit an Sensoren und Optiken umfassen. Der Start der Kooperation ist dezenter als eher missglückte, frühere Versuche. Man erinnere sich an das Kameramodul mit Hasselblad-Schild zum Anstecken an Smartphones von Motorola.
Und wie fühlt sich das Quäntchen Hasselblad im OnePlus an? Kurz: gut. Die Kamera des 9 Pro startet und fokussiert schnell, löst fast immer sehr schnell aus und liefert tadellose Bilder. Selbst schwierige Gegenlicht- und Himmelsbilder lichtet sie ansprechend ab. Puristen finden die Farben vielleicht eine Spur zu lebendig.
Schon der Automatikmodus liefert schöne Fotos. Wer mehr will, kann im Pro-Modus viele Einstellungen selber festlegen und auch die Fotos als RAW-Dateien verlustfrei speichern und bearbeiten. Porträtmodus, Makro- und Nachtfotos sowie Tilt-Shift-Effekt bieten weitere Möglichkeiten, künstliche Intelligenz erkennt Szenen und optimiert die Kameras.
Videos filmt das 9 Pro in bis zu 8K-Auflösung mit 30 Bildern pro Sekunde und direkt in HDR. Dafür können die Haupt- und die Ultraweitwinkelkamera genutzt werden. Die Ergebnisse bei wenig Licht können sich sehen lassen.
Gelungenes Kamera-Quartett
Das Quartett aus Hauptkamera mit 48 Megapixeln (MP), Ultra-Weitwinkel (50 MP), Tele- (8 MP) und Monochromkamera (2 MP) muss sich hinter aktuellen Grössen wie iPhone 12 Pro Max oder Galaxy S21 Ultra nicht verstecken. Dem Samsung ist es lediglich beim maximal 3,3-fachen Zoom unterlegen.
Gegenüber der Kamera verblasst der Rest des 9 Pro ein wenig – zu Unrecht. Denn drin steckt, was neu und modern ist. Qualcomms Snapdragon 888 als Prozessor, bis zu 256 GB UFS-3.1-Speicher, 8 bis 12 GB Arbeitsspeicher (RAM), 5G-Funk und vieles mehr.
Das auf Android 11 basierende Oxygen OS ist im Vergleich zu manch anderem Android-System erfreulich gut zu bedienen und macht es Nutzerinnen und Nutzern leicht, ihr Smartphone einzurichten und zu bedienen. Mindestens zwei Jahre lang soll es Updates für das Betriebssystem geben, Sicherheitsupdates für mindestens drei Jahre.
Im Alltag erfreut auch das Display. Es kann die Bildwiederholrate von Standbild auf bis zu 120 Bilder pro Sekunde variieren – je nach Anforderung von der Bildbearbeitung bis zum Videospiel. Die Farbwiedergabe deckt einen grossen Teil des natürlichen Farbraums ab, der Bildlauf ist extrem flüssig. Für korrekte Farbanzeige bei jedem Licht sorgt jeweils ein Sensor auf Vorder- und Rückseite des Geräts.
Display auf Stromdiät
OnePlus setzt beim Display auf eine Technik namens LTPO: Bis zu 50 Prozent weniger Strom soll der QHD-Bildschirm (3216 zu 1440 Pixel) aus dem Akku saugen. Was zur einzigen kleinen Schwäche des 9 Pro führt – dem Akku. Stellt man alle schicken Komfortfunktionen an, fällt der Energiestand trotz 4500 Milliamperestunden Kapazität ziemlich rapide ab. Die OnePlus-Lösung dagegen heisst Warp Charge 65.
Das grosse 65-Watt-Netzteil lädt binnen 20 Minuten den Akku zu 75 Prozent, nach knapp 30 Minuten ist er voll geladen. Auch drahtlos wird mit Tempo geladen: 43 Minuten dauert es mit einer optionalen Warp-Charge-Station bis zum vollen Akku. Der Trick: Im Gerät stecken zwei Akkus, die parallel geladen werden. Zwölf Temperatursensoren überwachen den Ladevorgang, damit es nicht zu heiss hergeht.
Fazit: Fast 1000 Franken sind eine Stange Geld für ein Smartphone – im 9 Pro steckt aber auch einiges drin. Es sieht chic aus, hat aktuelle Technik und gute Software an Bord und ein interessantes Kamerapaket. Ob es nun an Hasselblad liegt oder nicht: Die Kamera macht richtig Spass und lässt auf weitere Ergebnisse dieser Partnerschaft hoffen. Das OnePlus 9 Pro gibt es ab dem 31. März mit 128 GB Speicher für 979 Franken, 256 GB kosten 1079 Franken.