Swisscom MagazinEine kurze Geschichte der Datenträger
Felix Raymann
7.5.2019
Von der Lochkarte bis zur Cloud: Wie sie ihre Daten am besten sichert, das beschäftigt die Menschheit seit langem. Manche Probleme dabei auch.
Das Speichern von Daten beschäftigt die Menschheit, seit sie Informationen festhält. Doch lassen wir die Vorzeit ruhen und steigen direkt im digitalen Zeitalter ein. Reisen wir zurück in die 60er-Jahre, als sich Grossrechner gerade zu etablieren begannen.
Einen Computer ohne Bildschirm, das können wir uns heute nicht mehr vorstellen. Doch in den Anfangszeiten dienten Lochkarten als Speichermedien, und die Ausgabe erfolgte direkt auf den Nadeldrucker.
Das war nicht nur mühsam, sondern auch langsam. In den 60er-Jahren kamen die Magnetspeicher auf. Die Bänder auf grossen Spulen sicherten die Programme zur elektronischen Datenverarbeitung. Backups waren noch kaum ein Thema. Denn die ersten Computer waren reine Rechenmaschinen, die noch keine automatische Datenspeicherung zuliessen.
Geburt der Diskette
In den 70er-Jahren diversifizierten die Speicher. 1972 führte IBM eine flache, wiederbeschreibbare Magnetscheibe mit 8 Zoll Durchmesser ein. Die Diskette war geboren – ok, die erste erschien 1969, war aber nur lesbar. 80 KB liessen sich auf einer «wabbeligen Scheibe» (Floppy Disk) speichern. Alleine für das Titelbild dieses Artikels – rund 240 KB – wären drei Disketten notwendig gewesen. Immerhin, die erste Diskette bot die tausendfache Kapazität einer Lochkarte.
In den 70er-Jahren begann die Technik zu schrumpfen – und gleichzeitig leistungsfähiger zu werden. Als gegen Ende des Jahrzehnts die ersten Personal Computer auftauchten, nutzten sie Disketten im vergleichsweise handlichen 5,25-Zoll-Format. In der HD-Variante (High Density) speicherten die Datenträger sagenhafte 1,2 MB an Daten. Nun hätte das Titelbild schon vier Mal Platz auf einer Scheibe gehabt.
Disketten entwickelten sich bis weit in die 80er-Jahre nicht nur zum Standard-Datenträger für Betriebssystem, Programme und Daten. Sie dienten auch als Backup-Medien für den PC. Auf Grossrechnern kamen dagegen nach wie vor Magnetbänder zum Zug.
Magnetbänder im Büro
Gegen Ende der 80er-Jahre waren die Disketten, nun im 3,5-Zoll-Format, auf ihrem Speicherhöhepunkt angelangt. Knapp 1,5 MB Platz boten sie, also rund sechs Mal das Titelbild dieses Artikels.
Im Laufe der 80er-Jahre wanderten die Magnetbänder vom Rechenzentrum ins Büro. Tape erlangte schnell Beliebtheit als günstiges Backup-Medium für Server im lokalen Netz. Ein Band pro Tag, und die Daten auf dem Server waren gesichert. Zudem wird diesem Backup-Medium eine gewisse Langlebigkeit attestiert, was es interessant machte für die Archivierung von Daten – und immer noch interessant macht. Aktuelle Bandlaufwerke nach dem LTO-8-Standard speichern 12 TB, wobei sich mittels Datenkompression noch mehr auf ein Band pressen lässt.
Die Festplatte verdrängte rasch die Diskette. Denn die Vorteile waren überwältigend: Festplatten sind schnell beim Lesen und Schreiben, bieten viel Speicherplatz und eignen sich für alle gängigen Backup-Strategien. Und bei heutigen Kapazitäten der Magnetspeicher von bis zu 12 TB fällt eine so kleine Datei wie das Titelbild gar nicht mehr ins Gewicht.
Verschlüsselte Festplatten
Für Backups kleiner Datenmengen eignen sich externe Festplatten, weil die Speicher nach der Sicherung wieder vom Computer getrennt und im Schrank verstaut werden können. Externe Festplatten und RAID-Systeme (Redundant Array of Independent Disks), die Daten zusätzlich spiegeln, haben aber einige entscheidende Nachteile. In der Regel sind sie nicht örtlich getrennt von den Rechnern. Bei Brand, Wasserschaden oder Einbruch besteht also das Risiko eines Datenverlusts. Zudem kann Ransomware angeschlossene Backup-Festplatten verschlüsseln und die Sicherung unbrauchbar machen.
Mit einem NAS (Network Attached Storage), einem Speicher im lokalen Netzwerk, lassen sich Backup-Vorgänge automatisieren. Denn der Speicher ist immer verfügbar und muss nicht jedes Mal manuell angeschlossen werden. Das ist komfortabel, wiegt aber die Nachteile externer Festplatten nicht auf: Es fehlt die örtliche Trennung. Und für Ransomware sind NAS ein gefundenes Fressen.
Wachsende Datenmengen
Mit den Speichergrössen sind auch die Datenmengen gestiegen. Als 1990 Windows 3.0 erschien, reichten sieben Disketten. Dagegen ist ein Abbild von Windows 10 rund 5 GB gross. Es wären also rund 3500 Disketten nötig. Und Daten wie Anwendungen wandern vom lokalen Netz in die Cloud.
Mit dieser Diversifizierung haben sich die Anforderungen ans Backup verändert. Wenn der Server ohnehin in der Cloud läuft, ist es ein Unding, die Sicherung wieder ins Büro zu holen. Der umgekehrte Weg ergibt jedoch durchaus Sinn. Ein Backup in der Cloud bietet verschiedene Vorteile: Die Sicherung erfolgt automatisch, die Daten sind örtlich getrennt und vor Flammen wie Ransomware geschützt. Um den Austausch defekter Festplatten kümmert sich der Cloud-Anbieter. Und braucht das Backup mehr Platz, kann dieser einfach dazu gemietet werden.
Vertrauen ist elementar
Aber: Weil Unternehmen als Nutzer eines Cloud-Services die Daten aus der Hand geben, ist das Vertrauen in den Cloud-Anbieter elementar. Ein sicherer, verschlüsselter Zugriff und passende Datenschutzbestimmungen sind die Basis für dieses Vertrauen.
Nicht nur, dass die Cloud vollautomatisierte, jederzeit verfügbare Backups liefert – so sicher wie in der Cloud sind die Daten sonst nirgends. Das gilt insbesondere dann, wenn sich die Rechenzentren in der Schweiz befinden und mit der höchsten Sicherheitsstufe (Tier IV) zertifiziert sind. Und damit ist auch das Dauerthema elegant gelöst, das sich durch die Geschichte der Speichermedien zieht. Die langfristige Sicherung respektive das Backup der Daten.
Dies ist ein Artikel aus dem Swisscom Magazin. Weitere finden Sie hier.