Freiwillige vor Elon Musk startet mit Menschenversuchen bei Gehirn-Chips

Von Dirk Jacquemien

20.9.2023

Elon Musk will mit seiner Firma Neuralink in deinen Kopf.
Elon Musk will mit seiner Firma Neuralink in deinen Kopf.
Imago

Würdest du dir von Elon Musk einen Gehirnchip einsetzen lassen? Sein Start-up Neuralink sucht ab sofort Freiwillige für die erste klinische Studie zur Steuerung eines Computers durch Gedankenkraft.

Von Dirk Jacquemien

20.9.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das umstrittene Gehirnchip-Start-up von Elon Musk sucht die ersten Freiwilligen für Menschenversuche.
  • Ein Roboter soll ihnen einen Gehirnchip einpflanzen, mit dem sie einen Computer steuern.
  • Die bisherigen Tierversuche von Neuralink sorgten für heftige Kritik, da dabei unnötig Tiere getötet worden sein sollen.

Neuralink ist eines der zahlreichen Projekte von Tech-Multimilliardär Elon Musk. Schon seit sieben Jahren arbeitet das Start-up an einem Chip zur Implantation im menschlichen Gehirn, einem Brain-Computer Interface (BCI). Jetzt darf Neuralink die ersten klinischen Studien mit menschlichen Teilnehmer*innen starten und sucht dafür ab sofort Freiwillige.

Bewerben können sich zunächst ausschliesslich Menschen mit Tetraplegie, die also aufgrund eines Unfalls oder einer ALS-Erkrankung in allen vier Gliedmassen gelähmt sind. Ziel dieser ersten Studie ist, dass die Probant*innen einen Mauszeiger oder eine Tastatur mit ihren Gedanken steuern können.

Perspektivisch ist der Zweck von BCIs aber eindeutig, dass gelähmte Menschen ihre Mobilität fast vollständig zurückgewinnen sollen, etwa indem sie über ihre Gedanken ein Exoskelett steuern. Auch der Einsatz an nicht-behinderten Personen erscheint zumindest langfristig vorstellbar.

Roboter pflanzt Chip ein

Neuralink nennt die Studie PRIME, kurz für Precise Robotically Implanted Brain-Computer Interface. Hier wird ein chirurgischer Roboter ein Implantat, von Neuralink «N1» genannt, im Bewegungszentrum des Gehirns der Probant*innen einpflanzen. Getestet werden sollen dabei Sicherheit und Effektivität sowohl des Roboters als auch des N1-Implantats.

So ist das N1-Implantat aufgebaut.
So ist das N1-Implantat aufgebaut.
Neuralink

Die Studie an Menschen wurde sowohl von der US-Arzneimittelbehörde FDA als auch der Ethikkommission des teilnehmenden Spitals genehmigt, sagte Neuralink. Die Studie ist auf insgesamt sechs Jahre angelegt, sodass es bis zu einer allfälligen breiten Verwendung der Gehirnchips wohl noch einige Zeit dauern dürfte.

Versuche an Tieren gingen oft daneben

Bisher führte Neuralink nur Versuche an Tieren durch, dies allerdings in grosser Zahl und wiederholt mit Kontroversen. So kam es etwa bei 25 Schweinen bei der Implantation zu einem Operationsfehler, der zum Tod der Tiere führte. Dutzende Rhesusaffen bezahlten die Forschung ebenfalls mit ihrem Leben.

Insgesamt wurden durch die Neuralink-Forschung bis Ende 2022 rund 1500 Tiere getötet, überwiegend Nagetiere, aber auch knapp 300 Schweine, Ziegen und Affen.

Musk verteidigte sich gegen Vorwürfe der Tierquälerei mit der Aussage, Neuralink habe für die Versuche bewusst bereits todkranke Affen ausgewählt, die auch ohne die Implantation des Chips zeitnah gestorben wären. Musk versprach Ende 2022, sich auch selbst einen Gehirnchip einpflanzen zu lassen. Ob und wann er das wahr macht, ist allerdings unklar.