Polizei in Rambo-Manier Falsche AirPods-Ortung löst SWAT-Einsatz bei Familie aus

Dirk Jacquemien

26.3.2024

Viele amerikanische Polizeieinheiten sind hoch militarisiert.
Viele amerikanische Polizeieinheiten sind hoch militarisiert.
Imago

Eine Familie mit drei Kindern erhielt unerwarteten Besuch von einer Polizeispezialeinheit, weil diese sich auf die Apple-Verfolgung verliess.

Dirk Jacquemien

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Verfolgung von gestohlenen AirPods führte zu einem folgenschweren Polizeieinsatz.
  • Eine Spezialeinheit richtete dabei im Haus einer unschuldigen Familie Chaos und Verwüstung an.
  • Die «Wo ist?»-Verfolgung von Apple über Bluetooth ist nur selten wirklich genau.

Eine Familie in St. Louis erlebte an einem Abend im vergangenen Mai eine böse Überraschung. Dutzende schwer bewaffnete Polizisten eines SWAT-Teams stürmten ihr Haus und richteten bei der Durchsuchung Chaos und Verwüstung an. Grund war, dass die Beamt*innen in dem Einfamilienhaus eine Bande gewalttätiger Autodiebe vermuteten.

Anlass für die Aktion war ein bewaffneter Autodiebstahl rund zwölf Stunden zuvor. Sechs Männer raubten dabei ein Auto von einem Restaurantparkplatz. In dem gestohlenen Wagen waren allerdings auch AirPods-Kopfhörer. Diese haben wie viele andere Apple-Produkte einen Ortungschip eingebaut, mit dem sie sich über das «Wo ist?»-Netzwerk von Apple verfolgen lassen.

Diebe hatten AirPods weggeworfen

Eben dies tat die Polizei. Die «Wo ist?»-App deutete dabei auf das Haus der Familie. Einzig auf dieser Grundlage erwirkten die Beamt*innen einen Durchsuchungsbeschluss. Nach 30 Minuten im Haus wurden die Kopfhörer dann an der Bordsteinkante von dem Haus entdeckt.

Offenbar waren die Autodiebe auf ihrer Flucht an dem Haus vorbeigekommen und hatten sich der AirPods entledigt — mutmasslich in Kenntnis von dessen Verfolgungsfunktion.

Lokalisierung nur bei richtiger Nutzung genau

Diese Verfolgung ist allerdings nicht besonders akkurat. Zur Lokalisierung wird hier Bluetooth eingesetzt. Mit der Technik ausgestattete Geräte – neben AirPods sind das etwa auch die Gepäck-Tracker AirTags – senden kontinuierlich ein Bluetooth-Signal ab, das von Apple-Geräten in der Nähe aufgefangen und an die Apple-Server weitergeleitet werden.

Der so ermittelte und in der App angezeigte Standort ist allerdings nur auf einige Dutzend Meter genau. Zentimetergenau lokalisieren lässt sich ein Gerät nur, wenn man sich mit einem mit ihm verbundenen neueren iPhone gezielt auf die Suche macht. Das hat die Polizei offenbar nicht getan.

Deshalb wird sie nun von der betroffenen Familie verklagt, wie die «Riverfront Times» berichtet. Sie habe fahrlässig gehandelt und hätte schon unmittelbar nach Eintreffen feststellen müssen, dass die Familie mit drei kleinen Kindern nicht in das Verbrechen involviert war. Stattdessen wurden bei der erfolglosen Suche nach Waffen erst Wände und Böden des Hauses zerschlagen.