Spielekritik «Assassin’s Creed Valhalla» – Ein Muss für jeden Wikinger-Fan?

Von Fabian Gilgen

13.11.2020

«Assassin’s Creed Valhalla» bietet das volle Wikinger-Erlebnis.
«Assassin’s Creed Valhalla» bietet das volle Wikinger-Erlebnis.
Bild: Ubisoft

Nachdem «Assassin’s Creed Odyssey» die Community etwas gespalten hat, versucht Ubisoft nun diese mit «Assassin’s Creed Valhalla» wieder zu vereinen, indem wieder mehr Gewicht auf typische Mechaniken der Spielreihe gelegt wird. Aber reicht das?

Wikinger treffen auf Engländer, Äxte auf Schilde und ein wildes Kriegerethos auf adlige Ordnung. Das ist «Assassin’s Creed Valhalla». Es erzählt die über tausend Jahre alte Geschichte vom Wikinger Eivor, der vom rauen Norwegen ins umkämpfte England übersiedelt, um zusammen mit seinem Bruder Sigurd seinem Rabenclan Ruhm und Ehre zu verschaffen. Neben dem Schliessen von wichtigen Bündnissen ist dabei selbstverständlich auch kämpferisches Geschick gefragt.

Der Trailer zu «Assassin’s Creed Valhalla».

Video: Youtube

Zurück zur alten Stärke

Denn um seine Siedlung ausbauen und seinen Clan unterhalten zu können, begibt sich Eivor mit seinen Kriegern, die er mit seinem Langschiff transportiert, immer wieder auf Raubzüge, ganz wie es sich für einen wahren Wikinger gehört. Wie er hierbei seinen Gegnern entgegentritt, ist zu grossen Teilen dem Spieler überlassen. Seine Waffen kann er dem Spielstil entsprechend wählen. Soll es brachialer zugehen, nimmt er eine schwere Zweihandwaffe. Mehr Sicherheit bietet ihm hingegen das Führen eines Schildes. Will er aber wie eine Furie auf Gegner einschlagen, kann er sogar zwei Einhandwaffen gleichzeitig einsetzen. Und für Konfrontationsängstliche stehen auch verschiedene Bögen bereit.



Diese Entscheidungsfreiheit setzt sich bei den Fähigkeiten und Fertigkeiten Eivors fort, die den Spielstil des Spielers unterstützen. So findet er vor allem in Klöstern versteckte Aufzeichnungen, die ihn die verschiedenen Fern- und Nahkampffähigkeiten lehren. Daneben gibt es einen riesigen Fertigkeiten-Baum, den es zu erkunden gilt. Denn wo einem dieser Baum hinführt, bleibt verborgen und wird erst aufgedeckt, wenn der Spieler die einzelnen Fertigkeiten-Punkte verteilt, was dem Baum eine gewisse Mystik verleiht, die sich auch im Rest vom Spielgeschehen immer wieder findet. Grundsätzlich kann er sich aber für den Weg des Bären (Nahkampf), Weg des Raben (Schleichen) oder den Weg des Wolfes (Fernkampf) entscheiden, die verschiedene passive Boni und neue Fertigkeiten für den Kampf freischalten.

Ein Ausschnitt des verzweigten Fertigkeiten-Baums.
Ein Ausschnitt des verzweigten Fertigkeiten-Baums.
Bild: Ubisoft

Zusammen mit der Vielfalt an Gegnern und Mini-Bossen, auf die Eivor trifft, funktioniert das Kampfsystem sehr gut. Das stumpfe Drücken von Knöpfen reicht in den Kämpfen häufig nicht aus. Der Spieler muss aber auch nicht auf zu komplizierte Kombinationen zurückgreifen, um erfolgreich zu sein. Die Ausrüstung, die Eivor dazu benötigt, erhält er in «Assassin’s Creed Valhalla» nicht mehr in einem überwältigenden Loot-Schwall, wie es bei seinem Vorgänger der Fall war, sondern muss diese gezielt in grösseren Festungen oder Klöstern suchen. Dafür ist jede Waffe und jedes Rüstungsteil einzigartig und kann bis zum Schluss des Spiels verwendet werden, da diese stetig beim Schmied verbessert werden können. Schliesslich kann sich so der Spieler auf den Kampf statt auf Inventar-Management fokussieren.

Neben den frontalen Konfrontationen darf natürlich auch das Schleichen in keinem «Assassin’s Creed» fehlen. Hier besinnt sich Ubisoft wieder mehr auf den Kern der eigentlichen Serie und baut auch Mechaniken von älteren Titeln der Reihe, wie das Untertauchen in der Menschenmenge, wieder ein. Und was eingesottene Fans der «Assassin’s Creed»-Spiele besonders freuen wird: Die versteckte Klinge ist endlich wieder zurück.

Mit dieser sind Eivors Attentate nun immer tödlich, was im Vorgänger «Odyssey» fielen Fans fehlte. Nur ranghohe Offiziere widerstehen den Attentaten. Dies kann aber auch mit der richtigen Fertigkeit geändert werden. So setzt Ubisoft endlich wieder mehr Fokus auf die eigentlichen Kernkompetenzen des Spiels: Schleichen, Infiltrieren, Meucheln.



Grandiose Szenerien und flache Witze

Norwegen und England werden in «Assassin’s Creed Valhalla» mit einer atemberaubend schönen Spielwelt gezeigt. Diese ist vollgepackt mit malerischen Landschaften, lebendigen Dörfern und verlassenen Ruinen, die allesamt eine Geschichte zu erzählen haben. Doch leider ist das, was es zu sehen gibt, weit besser als das, was es zu tun gibt.

Zwar versprach der Entwickler hier weniger, dafür abwechslungsreichere Aufgaben in Form von Welt-Events. Dieser eigentlich gute Ansatz geht dann aber etwas unter, wenn die meisten dieser Events daran scheitern, eine interessante Geschichte zu erzählen oder Eivor in seinen Fähigkeiten zu testen. Häufig wollen die Events auch für Lacher sorgen, dazu ist der Humor aber oft ziemlich trivial. So trifft Eivor zum Beispiel auf einen verwirrten Krieger mit einer Axt im Kopf, der ihn fragt, ob die Wunde denn so schlimm sei.

Das Würfelspiel Örlög bietet eine gelungene Abwechslung im Wikinger-Dasein.
Das Würfelspiel Örlög bietet eine gelungene Abwechslung im Wikinger-Dasein.
Bild: Ubisoft

Weiter gibt es auch zahlreiche Nebenaktivitäten wie Trinkspiele, Steinmännchen bauen, Fischen oder Entwürfen für Tattoos hinterherjagen. Ähnlich wie die meisten Welt-Events fühlen sich diese aber eher belanglos an und machen vielleicht beim ersten Mal Spass. Ausnahmen bieten hier der Spottstreit, der Eivor hilft, neue Dialogoptionen zu erhalten, und das Würfelspiel Örlög, das mit seiner Tiefe und Suchtpotenzial überrascht.

Der Hauptcharakter Eivor kann wahlweise auch in der weiblichen Variante gespielt werden. Das Spiel wurde auf der Playstation 4 getestet.

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