Vor Nintendo Aufstieg und Fall der frühen Videospiele-Industrie

Von Fabian Gilgen

4.9.2020

Die Atari VCS war die erfolgreichste Konsole während des goldenen Zeitalters der Videospiele.
Die Atari VCS war die erfolgreichste Konsole während des goldenen Zeitalters der Videospiele.
Bild: Computerbase

Nach dem Erfolg von «Pong» verfiel die Videospiele-Industrie in den frühen Achtzigern in eine Euphorie. Doch so kometenhaft der Aufstieg war, so tief war der anschliessende Fall.

Die ersten Jahre der Videospiele-Industrie drehte sich hauptsächlich um das simple Tischtennis-Spiel «Pong» und seine Klone, die überall nur so aus dem Boden zu spriessen schienen. Es eroberte nicht nur die Arcade-Hallen, sondern nach 1974 auch den Heimkonsolen-Markt. Es gab zahlreiche Konsolen von verschiedenen Herstellern, die nur auf das Spielen von «Pong» und seinen Abweichungen ausgelegt waren, wie die Coleco Telstar, Magnavox Odyssey 100 oder Atari Home Pong. Doch langsam, aber sicher war der Spiele-Markt mit «Pong» gesättigt und die Spieler wollten auch zu Hause andere Spiele spielen.

Der Angry Video Game Nerd präsentiert die verschiedenen «Pong»-Konsolen.

Video: Nintendo

Die zweite Konsolengeneration

Deshalb startete Fairchild 1976 mit ihrer Channel F in die zweite Konsolengeneration, auf der man nun dank austauschbarer Steckmodule mehrere Spiele spielen konnte. Zudem brachte sie mit dem Joystick eine weitere Innovation auf den Markt und ersetzte so den bisherigen Drehknopf.

Kurz darauf folgte ihr die Atari VCS, die zwar teurer war, aber dafür mit einer deutlich grösseren Auswahl an Spielen punkten konnte. Doch ohne das eine Spiel hätte es die Atari VCS nicht zum grossen Durchbruch gebracht – «Space Invaders».

«Space Invaders» – Das war noch Innovation.

Video: Youtube

Mit der Alien- und Raumschiff-Thematik traf «Space Invaders» 1978 den Zahn der Zeit und wurde zum sofortigen Hit in Japan und später auch den USA. Es waren aber vor allem mehrere Gameplay-Innovationen, die es zu einem der einflussreichsten Videospiele überhaupt machte. Denn es war nicht nur das erste Videospiel, das verschiedene Farben gleichzeitig darstellte und eine durchgehende Hintergrund-Musik abspielte, sondern auch über die einzelne Spiele-Session hinaus den Highscore speicherte, was die Spieler noch mehr motivierte.

Der Erfolg von «Space Invaders» inspirierte unzählige kommende Spiele und sorgte schliesslich dafür, dass sich Videospiele von einer Neuheit zu einer globalen Industrie entwickelten.

Videospiele sind überall

Wenig später im Jahr 1980 brachte der noch heute weit bekannte Klassiker «Pac-Man» die Euphorie in der Videospiele-Industrie auf eine noch höhere Ebene. Zwar gab es keine grossartigen Innovationen mehr wie bei «Space Invaders», aber es war das erste Spiel, das eine spielbare Figur mit Namen hatte. Und solche Figuren liessen sich gut vermarkten.

Pac-Man war der erste wahre Videospiel-Held.
Pac-Man war der erste wahre Videospiel-Held.
Bild: Nintendo

«Pac-Man» trat also aus dem Videospiel heraus und hatte seine eigene TV-Serie, Lieder, sowie jedes erdenkliches Merchandise-Produkt. Videospiele waren plötzlich nicht nur auf dem Bildschirm, sondern auch auf Kleidungsstücken, Lunchboxen, Postern oder Fussabtretern.

Hochmut kommt vor dem Fall

Bis 1983 hätte es der amerikanischen Videospiele-Industrie nicht besser gehen können. In diesem Jahr wurden mit Videospielen insgesamt 3,2 Milliarden Dollar eingespielt. Jeder wollte sich von diesem Erfolg ein Stück abschneiden, worauf der Markt mit unzähligen neuen Spielen überflutet wurde.

Doch die Qualität dieser war nicht annähernd, was sich die Spieler wünschten. Folglich sanken die Umsätze ins Bodenlose und die Spiele-Publisher blieben auf einer Überproduktion sitzen. Dies führte zu Konkursen bei vielen Videospiel-Unternehmen. Sogar Atari zog sich aus dem Markt zurück.

1985 waren die Umsätze mit Videospielen schliesslich auf ein Tief von 100 Millionen Dollar gesunken. Doch dann brachte Nintendo ihre Konsole NES nach Amerika und rettete die Industrie. Ein neues Zeitalter hatte begonnen und der Aufstieg hält bis heute an.

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