Angespielt «Mortal Shell» – Diese Beta ist nichts für Weicheier

Von Pascal Wengi

10.7.2020

«Mortal Shell» verspricht viel Action, ist aber auch verdammt schwer. 
«Mortal Shell» verspricht viel Action, ist aber auch verdammt schwer. 
Bild: Playstack Ltd

Seit Kurzem ist eine Beta-Version des Action-Rollenspiels «Mortal Shell» verfügbar. Noch nie davon gehört? Macht nichts, wir auch nicht, bis wir die Beta ausprobiert haben. Ob man sich nach dem Appetithäppchen auf das Spiel freuen kann, verraten wir euch hier.

Soulslike-Spiele sind ein Genre für sich und der namensgebende Kult-Titel «Dark Souls» von FromSoftware herrscht eisern auf seinem Thron als unangefochtener König. Hie und da traut sich ein neuer Anwärter hervor, doch bisher scheiterten sie alle und «Dark Souls» gilt seit Jahren als genredefinierend.



Frischer Wind im Genre

Der neuste Titel dieses Genres heisst «Mortal Shell» und bringt frische Ideen ins Spiel. So steuert man ein Wesen, was irgendwie sehr stark an die Erschaffer aus Ridley Scotts «Prometheus» erinnert. Aus der Beta wird nicht ganz klar, was genau man da steuert oder wieso überhaupt. Das Spiel gibt sich allgemein sehr kryptisch und nimmt den Spieler keinen Moment an die Hand.

Speziell an diesem Wesen sind aber zwei Dinge: Erstens kann es sich auf Knopfdruck in Stein verwandeln und ist so für den nächsten Angriff des Gegners unverwundbar und zweitens kann es Shells (Hüllen oder Schalen) einvernehmen und diese fortan steuern. Diese Shells ersetzen die üblichen Klassen aus vergleichbaren Spielen, wobei die erste Shell aus der Beta eine Art Ritter mit starken Verteidigungswerten darstellt und eine zweite gefunden werden kann, welche mehr dem klassischen Schurken entspricht.

Der Trailer zu «Mortal Shell».

Video: Youtube

Diese Shells kann man an Checkpoints beliebig wechseln, was viel mehr Flexibilität beim Durchspielen verspricht. Theoretisch kann man sich als Ritter durch ein Level kämpfen und dann am Checkpoint vor dem Bossgegner auf einen flinken Schurken wechseln, falls der Boss zu schnell für den Ritter ist.

Insgesamt soll es vier verschiedene Shells im fertigen Spiel geben. Jede levelt man einzeln auf und schaltet so shellspezifische Fähigkeiten und passive Buffs frei. Das System mit den Shells ist eine erfrischende Abwechslung und sorgt für eine neue Herangehensweise für ein Soulslike-Spiel.

Bockschweres Abenteuer

Das Spiel macht aber schon in den ersten Momenten klar, dass es sich in einer Sache nicht weit von den grossen Vorbildern entfernt – dem Schwierigkeitsgrad. «Mortal Shell» ist bockschwer. Ein oder zwei Schläge eines Gegners reichen aus, um ins digitale Jenseits befördert zu werden.

Die Versteinerungsfunktion mag zwar auf den ersten Blick als anfängerfreundliche Gefängnis-frei-Karte wirken, ist aber durch die Abklingzeit und das Verharren an Ort und Stelle nicht so einfach anzuwenden, wie man sich das denken möchte.

Zudem verfügt das Spiel leider über eine etwas unsaubere Treffer-Erkennung und so ist es bei mir und anderen aus der Redaktion vermehrt vorgekommen, dass unsere Figur Schaden nahm, obwohl sie bereits in versteinerter Form eigentlich unverwundbar wäre. Oder das Ausweichen funktionierte nicht wie gewünscht und sorgte für viel Frust. Solche Unsauberkeiten sind ein Spass-Killer in Spielen, bei denen es auf jeden Schlag ankommen kann.



«Mortal Shell» ist definitiv nichts für Soulslike-Neulinge. Denn die Lernkurve ist steil, Fehler werden kaum verziehen und es gibt keine Möglichkeit, sich das Spiel durch Leveln gewisser Attribute etwas zu vereinfachen, wie man dies aus «Dark Souls» kennt. Auch das Fehlen von wiederaufladbaren Tränken oder Zaubern zur Heilung macht das Spiel vor allem für ungeübte Spieler schwieriger als nötig.

Unsere neuen Freunde halten sich leider nicht ans Social Distancing.
Unsere neuen Freunde halten sich leider nicht ans Social Distancing.
Bidl: Playstack Ltd

Hype oder Flop?

Bis jetzt kann die Beta noch nicht wirklich überzeugen. Zwar zeigt das Spiel, dass es frische und gute Ansätze verfolgt, aber wird sich wohl an eine sehr spezifische Gruppe von Leuten richten: Diejenige, welcher sogar «Dark Souls» noch zu einfach ist. Vielleicht ziehen die Entwickler noch die eine oder andere Schraube an und gestalten das Spiel etwas einsteigerfreundlicher. Eine saubere Treffer-Erkennung und ein reibungsloses und verlässliches Ausweichen ist einfach ein Muss.

Bis zum Release ist noch etwas Zeit, aber ich für mich weiss jetzt schon, dass mich die Beta nicht vom Spiel überzeugen konnte und ich das Spiel wohl auslasse, auch als Soulslike-Fan.


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