Spielekritik «Doom Eternal»: Ein höllischer Spass in der ewigen Verdamnis

Von Pascal Wengi

25.3.2020

Schön den Mund auf, lieber Cacodemon. Der Slayer hat einen explosiven Snack für dich.
Schön den Mund auf, lieber Cacodemon. Der Slayer hat einen explosiven Snack für dich.
Bild: Bethesda

Mit «Doom Eternal» liefert id-Software den nächsten Teil des Urvaters aller Shooter und zeigt eindrücklich wie man altbekannte Serien in die Neuzeit bringt. Wir haben unsere Super Shotguns durchgeladen und uns mit dem Slayer in die Höllenscharen gestürzt.

«Doom Eternal» ist Heavy Metal. Von Anfang bis Ende begleiten schrille Gitarrenriffs das chaotische und brutale Geschehen auf dem Bildschirm. Der überragende Soundtrack pumpt Adrenalin durch den Körper und jeder Kampf gegen die unzähligen Dämonenhorden wird zur Hard-Rock-Symphony der Brutalität. Der Soundtrack verrät so viel über das Spiel, denn zu keinem anderen Game passen die hämmernden Klänge besser als zu «Doom Eternal». Das Spiel ist von Anfang bis zum Ende völlig überdrehte Action, vollgepackt mit Testosteron, zu welcher man am liebsten Headbangen würde.

Alte Mechaniken neu interpretiert

Was id-Software an Gameplay abliefert ist schlichtweg das Beste, was es aktuell im Shooter-Genre zu spielen gibt. Keine andere Ballerorgie kann «Doom Eternal» auch nur ansatzweise das Wasser reichen. Die Waffen sind wuchtig, übertrieben und wurden seit «Doom 2016» nochmal verbessert, um noch schnellere und flüssigere Schussgefechte zu bieten. Wie auch schon im vier Jahre alten Vorgänger, kann jede der neun Waffen zusätzlich modifiziert werden. Die Kampfschrotflinte als Beispiel kann so den Dämonen wahlweise Haftgranaten entgegenpfeffern oder im automatischen Feuermodi das Magazin innert Sekunden leerschiessen. Da die Dämonen neuerdings über Schwachpunkte verfügen, ist diese Flexibilität auch zwingend notwendig.



Die Kämpfe werden zu extrem schnellen Rätselpassagen, denn nur wer die Gegner effizient mit der korrekten Waffe und in dauernder Bewegung bekämpft, kann dem knackigen Schwierigkeitsgrad standhalten. Dabei bleibt das Spiel sich selber treu und bietet keine modernen Shooter-Elemente wie Selbstheilung oder wiederaufladbare Rüstung, sondern alles wird mit umherliegenden Items aufgefüllt – ganz wie 1993. Die Items wurden aber bewusst reduziert, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen und die Spieler dazu zu zwingen, die Gameplay-Mechaniken zu verinnerlichen. Denn an dringend benötigte Munition kommt nur, wer die Kettensäge an Dämonen einsetzt und Lebens-Kugeln erhält man im Nahkampf durch sogenannte Glory Kills. Dies bringt eine fast schon taktische Herangehensweise in den Kämpfen mit sich, bei der man eher schwächere Gegner als laufende Medipacks oder Munitionskisten am Leben hält, bis man die Ressourcen benötigt.

Dieses Mal geht es nicht nur auf den Mars und in die Hölle, was die Level-Designer sehr dankbar umgesetzt haben.
Dieses Mal geht es nicht nur auf den Mars und in die Hölle, was die Level-Designer sehr dankbar umgesetzt haben.
Bild: Bethesda

Ganz ruhig, mein Herz!

«Doom Eternal» schafft dabei einen perfekten Spagat zwischen gut durchdachten Gameplay-Mechaniken und reibungsloser Action. Mittels Doppel- und Ausweichsprung verfügt der Doom Slayer über die nötige Beweglichkeit, welche auch dringend notwendig ist. Denn wer stehenbleibt, stirbt. Die Kampfpassagen wirken vor allem zu Beginn noch sehr chaotisch, doch irgendwann gehen die Mechaniker so gut ins Blut über, dass man förmlich durch die Gegnerhorden fliegt und dabei alles mit Blei vollpumpt was aus der Hölle stammt. Besonders die Super Shotgun mit dem neu eingefügten Greifhaken macht unglaublich Laune und dient dabei auch als Fortbewegungsmittel. 



Unterbrochen werden die Schiesseinlagen durch Jump & Run-Passagen und kleine, eher einfachere Rätsel. Doch es sind vor allem diese Sprungeinlagen, welche einem alles abverlangen. Doppelsprung und Ausweichsprung an eine Querstange um nach einem akrobatischen Abschwung zwischen zwei brennenden Ketten hindurch an der nächsten Kletterwand zu landen. Die akrobatischen Einlagen nehmen zwar etwas die Geschwindigkeit aus dem Spiel, wirken aber nie störend oder frustrierend. Es ist eine gut eingefügte Atempause, um zwischen den Kämpfen wieder etwas den Puls zu senken.

Cooler geht nicht

Die Geschichte, welche man durchspielt, mag zwar keinen Literatur-Nobelpreis erhalten, doch weiss sie durchaus zu packen. Anders als in den Vorgängern wird gefühlt mehr Story abgeliefert und die ist sogar noch recht spannend. Dabei wird die Vergangenheit des Slayers näher beleuchtet und seine Verbindung zur Dämoneninvasion auf der Erde. Id-Software weiss seinen Slayer perfekt in Szene zu setzen, denn dieser kommt in den Zwischensequenzen immer als absoluter Obermacker weg. Egal ob er durch eine überrannte Weltraumstation schlendert, vorbei an staunenden Sicherheitsleuten, die sich nicht mehr zu bewegen trauen oder wenn er eine die Munitionsladung einer Riesenkanone stillschweigend wegkickt, nur um dann selber in der Kanone Platz zu nehmen – an Coolness ist der Slayer schwer zu überbieten.

Neue Multiplayer-Ideen

Mit dem Multiplayer geht «Doom Eternal» etwas neue Wege, denn statt einem üblichen Team-Deathmatch bietet man einen Zwei-gegen-Eins-Modus an, in welchem zwei Spieler Dämonen spielen und vom Slayer gejagt werden. Dieser Modus funktioniert überraschend gut und ist besser ausbalanciert als so mancher Multiplayer-Shooter. Der Slayer ist zwar durch sein Waffenarsenal den Dämonen extrem überlegen, doch diese können dafür öfter sterben, solange nie beide Dämonen gleichzeitig das Zeitliche segnen. Die Kämpfe laufen dann auch ähnlich akrobatisch und actionreich ab wie in der Story-Kampagne. Auch dank zahlreicher Handlanger-Dämonen, welche auf den Slayer gehetzt werden können. Dieser Modus hat vielleicht nicht das Potential als der eSports-Hit 2020 zu enden, kann aber durchaus unterhalten für ein paar Runden mit Freunden.

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