Neue Zeitrechnung «WoW Classic» in den Startlöchern – nur etwas für Nostalgiker?

Von Martin Abgottspon

26.8.2019

Kann «World of Warcraft Classic» die ganzen Veteranen wieder an den PC locken?
Kann «World of Warcraft Classic» die ganzen Veteranen wieder an den PC locken?
Bild: Blizzard Entertainment

Der Hype um «World of Warcraft Classic» kennt keine Grenzen. In der Nacht auf Dienstag geht der Spass wieder von vorne los. Aber kann das Spiel mit dem Aufschalten der alten Server wirklich nochmal eine Begeisterung auslösen?

Ich zähle tatsächlich noch zur Fraktion der Spieler, die das klassische «World of Warcraft» im Jahr 2005 miterlebt haben. Ich kann beurteilen, wie hart es war, sich sein Gold für das erste Reittier zusammenzusparen. Ich kenne das Gefühl, von Level-19-Schurken im Schlachtfeld in Sekundenbruchteilen gemeuchelt zu werden. Und ich weiss, wieviele Wochen man sich gezielt und akribisch durch die Bossmengen im geschmolzenen Kern vorgearbeitet hat.



«World of Warcraft» war nach der Jahrtausendwende das Phänomen der Spieleindustrie. Es begeisterte Spieler durch seine riesige offene Spielewelt, wo zahlreiche Abenteuer auf einen warteten. Auf der anderen Seite rief das Spiel aber auch immer wieder Kritiker auf den Plan, die vor allem den Suchtfaktor des Spiels anprangerten.

Einfach zu einfach

Heute gibt es «World of Warcraft» immer noch. Fast 15 Jahre hat das MMO schon überdauert, wobei die Spielerzahlen trotz neuen Inhalten in den letzten Jahren immer weiter gesunken sind. Einer der lautesten Vorwürfe aus der Spieler-Community ist die Vereinfachung des Spiels über die Jahre.

Nach und nach haben die Entwickler «World of Warcraft» zugänglicher gemacht und damit auf die breite Masse der Gelegenheitsspieler abgezielt. Nun kommen die Spiele-Macher dem Wunsch vieler Veteranen aber doch noch nach und schalten in der Nacht auf Dienbstag die alten Server wieder auf. Damit haben alle wieder die Möglichkeit, «World of Warcraft» von Anfang an zu spielen. So wie es damals war.

Ein Song, der uns damals während einigen Instanzen und Schlachtzügen begleitet hat.

Bild: Youtube

Geschichten, die das digitale Leben schreibt

Treffen erfahrene «WoW»-Spieler heute aufeinander können sie meist abendfüllende Gespräche über ihre Abenteuer in Azeroth führen. Man erzählt von seinen Errungenschaften, wie man als Gilde loszog, um Weltenbosse zu zerstören und einige haben sogar die Liebe ihres Lebens im Spiel gefunden. Angefangen hat es vielleicht mit einem gemeinsamen Beutezug durch die tiefschwarze Grotte. Später heiratete man im echten Leben und parallel natürlich auch in der Kathedrale von Sturmwind.



Dass ein Spiel zu solchen Geschichten führt, ist unglaublich. Und dennoch tue ich mich schwer mit dem Gedanken, dass man nun mit der erneuten Einführung von «World of Warcraft Classic» all das nochmal erreichen kann.

Klar schwelge auch ich gerne in Erinnerungen und bereue keine einzige Minute, die ich in «World of Warcraft» investiert habe. Trotzdem ist das Kapitel für mich irgendwie abgeschlossen. Aus diversen Gründen. 

Erste Eindrücke von «Classic» mit einem menschlichen Paladin.

Bild: Youtube

Es gibt nichts Unbekanntes

Selbst die hartgesottensten Nostalgiker werden ab dem 27. August feststellen, dass sich die Geschehnisse und Emotionen von damals nicht reproduzieren lassen. Denn anders als damals gibt es heute nichts Unbekanntes mehr. 

Es ist beispielsweise nicht mehr nötig, während Wochen zu tüfteln, wie man die 40 Drakonide bei Nefarian bezwingen kann, ohne hunderte Male das Zeitliche zu segnen. Die Lösung ist bekannt und nimmt dem Spiel daher auch etwas das Magische. 

Doch wer weiss: Vielleicht trifft der eine oder andere ja doch nochmal auf alte Bekannte und hat sich nach Jahren so einiges zu erzählen. Dafür könnte sich der Neuanfang doch lohnen, des Spiels wegen aber wohl eher nicht.

Die Spiele-Highlights 2019

Zurück zur Startseite