Umstrittene Partnerschaft Google will wieder Geschäfte mit dem US-Militär machen

Von Dirk Jacquemien

4.11.2021

Kampfdronen setzen auf künstliche Intelligenz.
Kampfdronen setzen auf künstliche Intelligenz.
Getty Images

Der Tech-Gigant bewirbt sich nun doch wieder um einen Milliardenauftrag des Pentagon. Zuvor hatte Google die Zusammenarbeit mit dem US-Militär nach Mitarbeiter-Protesten grösstenteils eingestellt.

Von Dirk Jacquemien

Google arbeitet «aggressiv» daran, einen milliardenschweren Auftrag des US-Verteidigungsministerium zu erhalten, wie die «New York Times» berichtet. Es handele sich dabei um das Projekt «Joint Warfighting Cloud Capability», das den USA «Dominanz in traditionellen und nicht-traditionellen Kriegsgebieten» verschaffen soll, wie es in der Ausschreibung heisst.

Der Vertrag des Pentagon soll mit mehreren Unternehmen gleichzeitig abgeschlossen werden, auch Amazon und Microsoft gehören zu den Bewerbern. Gegenüber diesen beiden hatte Google in den vergangenen Jahren im Cloud-Geschäft Boden verloren und versucht wieder aufzuschliessen. Im April soll die Entscheidung über den Vertrag fallen.

Ausstieg nach internen Protesten gegen Kampfdrohnen

Googles neues Engagement mit dem US-Militär scheint gegen eine Selbstverpflichtung zu verstossen, die sich das Unternehmen 2018 auferlegte. Damals stieg Google nach massiven Protesten der eigenen Belegschaft aus dem «Project Maven» aus. Dieses nutzte künstliche Intelligenz (KI) um Videos von Drohnen auszuwerten, auf deren Basis dann Drohnenangriffe gegen menschliche Ziele geplant wurden.  

Nach «Project Maven» formulierte Google «Prinzipien» für den eigenen Umgang mit Künstlicher Intelligenz. In diesen heisst es unter anderem, dass Google KI nicht für «Waffen oder Technologien» verwenden werde, deren «Hauptzweck» es ist, Verletzungen an Menschen zu erzeugen.

Die genauen Anwendungen des «Joint Warfighting Cloud Capability»-Vertrages sind geheim, aber «Verletzungen an Menschen» sind naturgemäss relativ zentraler Bestandteil jedes Militärs. Das US-Verteidigungsministerium hat bereits bestätigt, dass die Technologie seine Truppen im «Kampfeinsatz» unterstützen soll.

Weniger Rücksicht auf Mitarbeiter*innen

Es ist daher nicht ersichtlich, wie der Vertrag mit dem Pentagon mit Googles Selbstverpflichtung vereinbar sein könnte. Die Google-Führung hat allerdings in jüngster Zeit prinzipiell weniger Rücksicht auf die Befindlichkeiten seiner Mitarbeiter*innen genommen und geht wieder stärker gegen internen Dissens vor.

Um den Jahreswechsel herum feuerte Google zwei Forscherinnen in seinem Team für die ethische Anwendung von KI. Sie hatten an wissenschaftlichen Papieren gearbeitet, die sich auch kritisch mit Googles eigenem Umgang mit KI befassten.