«Keine Ersatzteile mehr» Grönland schaltet das Festnetz ab

Dirk Jacquemien

1.2.2022

Kein Anschluss unter dieser Nummer, heisst es bald in allen Häusern von Tasiilaq.
Kein Anschluss unter dieser Nummer, heisst es bald in allen Häusern von Tasiilaq.
Getty Images

Ziemlich abgeschnitten von der Welt sind die Grönländer*innen jetzt schon. Nun verlieren sie eine günstige Kommunikationsmöglichkeit.

Dirk Jacquemien

1.2.2022

Das zu Dänemark gehörende Grönland ist die grösste Insel der Welt und hat die 52-fache Fläche der Schweiz. Und die rund 55’000 Einwohner*innen müssen ab Ende Jahr auf ein wichtiges Kommunikationsmittel verzichten: das Telefon.

Denn der einzige Telefonanbieter Tusass hat angekündigt, noch 2022 alle Festnetzanschlüsse abzuschalten. Grund sei, dass man kaum noch Ersatzteile für das Netz finden würde. Die Kund*innen müssen stattdessen auf das Mobilfunknetz, bei dem Tusass ebenfalls ein Monopol hat, umsteigen. Das semi-autonome Grönland dürfte das erste Gebiet eines Industriestaates sein, in dem ein bestehendes Festnetz komplett abgeschaltet wird.

Grönländer*innen sind unzufrieden

Die Grönlander*innen leben fast ausschliesslich in fünf Gemeinden an den Küsten mit jeweils rund 6000 bis 25'000 Einwohner*innen. Da diese nicht untereinander mit Strassen verbunden und nur auf dem See- oder Luftweg zu erreichen sind, gibt es ausserhalb dieser besiedelten Gebiete keinerlei Kommunikationsinfrastruktur. Hier kann man sich nur per Satellitentelefon oder Funkverbindung verständigen.

Auch wenn das Mobilfunknetz also scheinbar alle Funktionen übernehmen kann, die derzeit vom Festnetz erfüllt werden, sind die Grönländer*innen mit der Umstellung unzufrieden, wie «Heise» berichtet. So können Unternehmen nun nicht mehr einfach mit einer Nummer erreicht werden. Ausserdem ist das mobile Telefonieren deutlich teurer. Der günstige Tusass-Monatstarif kostet 359 Kronen (50 Franken).