Düsseldorf Hacker kapern Spital-Server wohl aus Versehen – 78-Jährige stirbt

phi

18.9.2020

Eine Cyber-Erpressung, die so wohl nicht geplant war. Das Universitätsklinikum Düsseldorf muss seine IT erst wieder hochfahren.
Eine Cyber-Erpressung, die so wohl nicht geplant war. Das Universitätsklinikum Düsseldorf muss seine IT erst wieder hochfahren.
Bild: Keystone

Eine tragisch aus dem Ruder gelaufene Erpressung hat zum wohl ersten Todesfall durch Cyber-Kriminalität geführt: Weil Hacker in Düsseldorf ein Spital lahmlegten, wird nun wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.

Der oder die Täter nutzen eine Sicherheitslücke im Citrix-VPN-Server, über dem normalerweise externe Mitarbeiter Zugriff auf das Netzwerk bekommen. 30 Server werden am 10. September gekapert und anschliessend verschlüsselt.

Auf einem der Server wird eine Aufforderung an die Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität hinterlassen: Gegen die Zahlung eines nicht näher genannten Geldbetrages erhalte sie wieder Zugriff auf die Daten. Das Problem: Nicht die Computer des Campus sind betroffen, sondern die der Uniklinik, die Operationen verlegen und ihre Notaufnahme schliessen muss.

Als die Polizei das den Hackern mitteilt und warnt, dass sie Menschen gefährden, sehen jene von ihrer Forderung ab und händigen den Behörden den digitalen Schlüssel für die Server aus. Danach erreichen die Ermittler die Erpresser nicht mehr. Vielleicht haben sie mitbekommen, dass die Cyberattacke weitreichende Konsequenzen hat.

Internistischer Notfall umgeleitet

Denn in der Nacht vom 11. auf den 12. September wird ein Notarzt zu einer 78-Jährigen gerufen, die lebensbedrohlich erkrankt ist. Weil aber die Notaufnahme der Uniklinik Düsseldorf immer noch geschlossen ist, muss die Patientin nach Wuppertal gefahren werden, wo sie erst eine Stunde später behandelt wird. Sie erliegt ihrem internistischen Leiden kurz darauf.

Die Staatsanwaltschaft nimmt erst Ermittlungen wegen Computersabotage auf, strengt aber auch ein Todesermittlungsverfahren an, was eine Obduktion der 78-Jährigen möglich macht. Erst die Leichenschau kann dann klären, ob die verspätete Behandlung ihren Tod begünstigt hat und Anklage wegen fahrlässiger Tötung erhoben wird.

Heute hat die Staatsanwaltschaft Wuppertal das gegenüber «heise» bestätigt – die deutsche Seniorin wäre dann das erste bekannte Todesopfer von Cyber-Kriminalität.

Zurück zur Startseite