Vergeltung Iranische Hacker klauen Daten von «Charlie Hebdo»-Lesern

Von Dirk Jacquemien

6.2.2023

Anfang Januar demonstrierten Regimeanhänger vor der französischen Botschaft in Teheran.
Anfang Januar demonstrierten Regimeanhänger vor der französischen Botschaft in Teheran.
IMAGO

Hacker der Islamischen Republik Iran haben Adressen und Namen von von Hunderttausenden «Charlie Hebdo»-Abonnent*innen erbeutet und drohen mit der Veröffentlichung.

Von Dirk Jacquemien

6.2.2023

Iranische Hacker haben Daten von Abonnent*innen des französischen Satire-Magazins «Charlie Hebdo» erbeutet. Name, Adresse und Telefonnummern von rund 200’000 Abonnent*innen sollen in den Besitz der Angreifer gelangt worden sein.

Die Redaktion von «Charlie Hebdo» in Paris wurde 2015 zum Ziel eines islamistischen Terroranschlages, bei dem 11 Menschen ermordet wurden. In einer Ausgabe zum Jahrestages des Anschlages hatte das Magazin auch Karikaturen des «Obersten Führers» der Islamischen Republik, Ali Chamenei, veröffentlicht.

Lösegeldforderung wohl nur zum Schein

Zum Cyberangriff bekannte sich eine zuvor nicht in Erscheinung getretene Gruppe mit dem Namen «Heilige Seelen». Sie verlangte rund 400'000 Dollar in Bitcoin als Lösegeld , um die Daten nicht zu veröffentlichten. Als Beweis machte sie bereits einen Teilsatz publik, laut «Le Monde» sind die Daten echt.

Sicherheitsforscher*innen von Microsoft kamen allerdings zu dem Schluss, dass es sich nicht um eine finanziell motivierte Hackerbande handelt, sonder dass sich hinter den «Heiligen Seelen» zuvor bekannte, staatlich geförderte Hacker mit dem Codenamen «Neptunium» aus dem Iran verbergen.

Iran drohte mit «Rache»

Anfang Januar hatte das iranische Regime wegen der Karikaturen zum diplomatischen Rundumschlag gegen Frankreich ausgerufen. Vor der französischen Botschaft in Teheran demonstrierten Regimeanhänger*innen und verbrannten die Tricolore, die Revolutionsgarden drohten «Rache» an.

Parallel zum Hackerangriff gegen «Charlie Hebdo» führte der Iran zudem noch eine Desinformationkampagne auf Twitter durch und gab sich etwa als Redaktor von «Charlie Hebdo» aus.