Genug vom ständigen Wechseln zwischen SMS, WhatsApp, Signal, Threema und Telegram? Beeper will die Kommunikation von 15 verschiedenen Chat-Diensten in einer einzigen App ermöglichen.
02.04.2021, 00:00
dj
Der Onkel kann nicht auf seine WhatsApp-Gruppen verzichten, die Freundin will ihre Infos nicht der Datenkrake Facebook überlassen und nutzt deshalb Signal und der patriotische Kollege setzt auf die Schweizer Eigenentwicklung Threema. Die Folge: Man muss all diese Apps und wohl noch viele weitere installiert haben, um mit jedem und jeder in Kontakt zu bleiben.
Da sehnt man sich nach einer einheitlichen Lösung. Diese will der Dienst Beeper sein. Er verspricht die Vereinigung von 15 verschiedenen Chat-Diensten in einer App. Alle grossen Anbieter sind dabei, sogar das eigentlich sauber abgeschottete iMessage von Apple. Beeper nutzt dabei das Protokoll «Matrix» und stellt sichere Verbindungen zu den einzelnen Chat-Diensten her.
Alle Nachrichten erscheinen dann für die Nutzer*innen in einer einzigen App, die für iOS, Android, macOS, Windows und Linux erhältlich ist. Der Dienst, für dessen Beta-Phase man sich jetzt anmelden kann, kostet 10 Dollar im Monat. Wenn man die Zugangsdaten nicht aus der Hand geben will und die entsprechenden Kenntnisse besitzt, kann man die Beeper-Software auf eigenen Servern betreiben.
Besonders kompliziert ist allerdings die Einbindung von iMessage, das Apple auf die eigenen Geräte beschränkt. Entweder müssen die Nutzer*innen hier einen immer angeschalteten Mac-Rechner betreiben, der iMessage-Nachrichten zu Beeper weiterleitet oder die Betreiber schicken den Kunden ein per Jailbreak entsperrtes iPhone, das ebenfalls die iMessage-Nachrichten weiterleitet. Das funktioniert zwar, dürfte für Durchschnittsnutzer*innen allerdings einen völlig unverhältnismässigen Aufwand darstellen.
Neuer Standard lässt auf sich warten
Und so ist Beeper wohl vor allem eine Notlösung, bis sich die verschiedenen Chat-Anbieter auf einen einheitlichen Standard einigen, der die Kommunikation zwischen ihnen erlaubt. Leider ist nicht damit zu rechnen, dass dies in absehbarer Zeit passieren wird. Es liegt einfach nicht in den kommerziellen Interessen der Anbieter, Nutzer*innen Möglichkeiten zu geben, die Apps sozusagen in einer Über-App zu konsolidieren.
Seit SMS vor knapp 30 Jahren hat sich kein neuer Standard durchgesetzt. Google versucht seit einiger Zeit, mit RCS einen SMS-Nachfolger zu etablieren. Doch zum einem verweigert Apple die Unterstützung und zum anderen liefert RCS keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, was heutzutage von den meisten Nutzer*innen verlangt wird.