Freiheit im All Nasa will Mond-Roboter mit Open-Source-Software steuern

dj

24.4.2021

Viper wird von Open-Source-Software angetrieben.
Viper wird von Open-Source-Software angetrieben.
Nasa

Der nächste Mond-Roboter der Nasa soll hautsächlich mit Open Source-Software laufen. Das hat gute Gründe.

Open-Source-Software, also Programme, deren Quellcode öffentlich einsehbar ist und in der Regel auch von jedem frei verwendet und weiterentwickelt werden kann, ist im Weltall im Gegensatz zur Tech-Welt allgemein nicht sehr weit verbreitet.

Die Gründe sind nachvollziehbar. Denn bisher sind die meisten Weltraumfahrzeuge noch Unikate, für den breiten Einsatz bestimmte Software macht also wenig Sinn. Also wurde seit Beginn des Raumfahrtzeitalters in der Regel für jeden einzelnen Satelliten, Raumfähre oder Rover eigene Steuerungssoftware programmiert. Die Nasa will das nun ändern, beginnend mit dem nächsten Mond-Rover.

Suche nach Eis mit Open Source

Viper, kurz für Volatiles Investigating Polar Exploration Rover, soll Ende 2023 auf dem Mond landen. Seine Mission: Im Mondboden nach Eis suchen, das für einen zukünftigen Tankstopp für eine bemannte Marsmission in Treibstoff umgewandelt werden kann.

Gesteuert werden soll der Rover dabei in grossen Teilen von Open Source-Software, sowohl Viper selbst als auch in den Unterstützungssystemen auf der Erde. Von Vorteil ist dabei, dass Viper aufgrund der geringen Entfernung des Mondes nahezu in Echtzeit vom menschlichem Personal gesteuert werden kann. Grosse Teile der nötigen Software können also auf handelsüblichen Computern daheim auf dem Erdboden laufen.

Eine Einschränkung bei Software für Weltraumfahrzeuge war bisher, dass sie mit speziellen und meist veralteten Prozessoren klarkommen musste, da nur diese ausreichend gegen extreme Temperaturen und Strahlungen gewappnet waren. Deshalb dürfte bei Missionen in weiter Entfernung von der Erde, etwa auf dem Mars, weiterhin hochindividualisierte Software nötig sein.



Open Source ist gut für die Fehlerentdeckung

Aber auch hier liegt es durchaus im Interesse von Weltraumbehörden und -firmen, den Quellcode öffentlich bekanntzugeben. Denn unentdeckte Softwarefehler haben wiederholt zum Verlust von Raumfahrzeugen geführt, schon seit der 1962 fehlgeschlagenen Venus-Mission Mariner 1.

2019 scheitete etwa der unbemannte Test des Boeing-Raumschiffs Starliner, das ultimativ Astronaut*innen zur Internationalen Raumstation ISS bringen soll. Grund: Gleich mehrere Softwarefehler. Bis heute stockt das Starliner-Programm, der Schaden für Boeing geht in die Milliarden. Hätten Tausende technisch versierte Weltraumfans die Möglichkeit gehabt, den Code vorab einzusehen, wären diese Verluste vielleicht vermeidbar gewesen.