Strom aus Staub Mondsiedler müssen erst schaufeln, bevor sie ihr Handy laden können

Von Dirk Jacquemien

20.2.2023

Das könnte bald zu einer Solarzelle werden.
Das könnte bald zu einer Solarzelle werden.
Imago

Blue Origin, die Raumfahrt-Firma von Amazon-Gründer Jeff Bezos, will direkt auf dem Mond Solarzellen aus Mondstaub produzieren. Dazu haben die Tüftler auf der Erde schon mal geprobt.

Von Dirk Jacquemien

20.2.2023

Mondstaub ist nicht nur dafür gut, um Fussabdrücke von Apollo-Astronauten sichtbar zu machen. Tatsächlich ist der lunare Bodensatz voller wertvoller Rohstoffe, die das Raumfahrtunternehmen Blue Origin nun nützlich machen will.

Die von Amazon-Gründer Jeff Bezos finanzierte Firma hat dazu ein Konzept vorgestellt, bei dem der Mondstaub dazu genutzt werden soll, um direkt auf dem Mond Solarzellen für die Verwendung durch eine Mondkolonie zu nutzen.

Voller Silizium

Mondstaub hat wenig mit Staub oder Dreck auf der Erdoberfläche gemein. Denn er ist geprägt von kleinen Meteoriten, die ständig auf dem Mond einschlagen. Auf der Erde treffen diese auf die Atmosphäre und erreichen so meistens nicht den Boden, doch auf dem Mond hält sie nichts vor dem harten Einschlag auf.

Der Mondstaub ist dadurch reich an Metallen, unter anderem das für Solarzellen sehr wichtige Silizium. Blue Origin will ihn in einem Reaktor auf 1600 Grad erhitzen, und dann per Elektrolyse Eisen, Aluminium und Silizium extrahieren. Als Nebenprodukt wird dann auch noch Glas erzeugt. «Blue Alchemist» nennt die Firma das Verfahren.

Diese Solarzelle wurde aus nachgemachten Mondstaub erzeugt.
Diese Solarzelle wurde aus nachgemachten Mondstaub erzeugt.
Blue Origin

Damit wäre es einer künftigen Mondkolonie möglich, direkt die Ressourcen vor Ort zum Aufbau einer Stromversorgung zu nutzen. Dementsprechend müsste auch weniger Material von der Erde zum Mond transportiert werden.

Der Mondstaub auf der Erde ist zu knapp

Auf der Erde hat Blue Origin das Verfahren bereits simuliert und in einem Labor eine solche Solarzellenfabrik aufgebaut. Echten Mondstaub konnte die Firma dafür aber nicht verwenden.

Denn der von der Nasa vom Mond zurückgebrachte Mondstaub ist natürlich nur in geringen Mengen verfügbar und nach so vielen Jahren sowieso vom Kontakt mit Sauerstoff kontaminiert. Also musste Blue Origin für seine Experimente den Mondstaub künstlich erzeugen. Nach eigenen Angaben sei es dabei gelungen, dessen Charakteristika nachzubilden.

Damit das Konzept in die Praxis umgesetzt werden kann, müssen natürlich zuerst wieder Menschen zum Mond zurückkehren. Eine bemannte Landung im Rahmen des Artemis-Programms ist derzeit für 2025 vorgesehen. Den Wettbewerb um die Landefähre hat Blue Origin allerdings verloren, der Auftrag ging an Konkurrent SpaceX.