Facebook Rubens' barocke Brüste zensiert – Belgier kontern mit lustigem Video

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25.7.2018

Zu freizügig für Facebook: das Rubens-Gemälde «Leda und der Schwan».
Zu freizügig für Facebook: das Rubens-Gemälde «Leda und der Schwan».
Bild: WikiCommons/SKD71/gemeinfrei

Nach der Kleinen Meerjungfrau von Kopenhagen und dem Neptunbrunnen in Bologna haben in Belgien nun Gemälde von Peter Paul Rubens die Facebook-Zensoren auf den Plan gerufen. Doch die Betroffenen wehren sich – mit einem witzigen Clip. 

Facebook und Kunst – das sind offenbar zwei Gegensätze. Denn wenn es um die eigenen Richtlinien geht, kennt das soziale Netzwerk kein Pardon. Nein, bei Antisemitismus oder Rassismus nimmt es Mark Zuckerberg nicht so genau, aber bei nackter Haut bekommen die Amerikaner rote Ohren – und dabei ist es ganz egal, ob Objekt des Anstosses nun ein ordinärer Porno-Prügel oder etwa ein antikes Kunstwerk ist.

Das hat schon so mancher Europäer am eigenen Leib spüren müssen. Da wäre beispielsweise die dänische Politikerin aus Kopenhagen, die es 2016 gewagt hat, ein Bild der Kleinen Meerjungfrau auf Facebook zu posten. Obwohl die Stature weltweit berühmt ist, war die Märchenfigur für das Portal zu nackt, das Foto wurde entfernt. Ein Jahr später machte eine Italienerin die gleiche Erfahrung, nachdem sie ein Bild des Neptunbrunnens in Bologna veröffentlichte, auf dem der blanke, römische Wassergott mit Dreizack zu sehen ist.

Auch der Neptunbrunnen in Bologna zeigt den Facebook-Zensoren zu viel nackte Haut, naja, nackten Stein.
Auch der Neptunbrunnen in Bologna zeigt den Facebook-Zensoren zu viel nackte Haut, naja, nackten Stein.
Bild: WikiCommons/Bipresto/gemeinfrei

Der neueste Fall dieser mitunter frigide anmutenden Zensur führt nun nach Belgien. Die Region Flandern hatte auf Facebook unter anderem mit Bildern berühmter Maler um Touristen geworben. Unter den Sujets war  das Ölgemälde «Leda und der Schwan» von Peter Paul Rubens,  dessen barocke Brüste aus dem Jahr 1600 die Facebook-Kontrolle in helle Erregung versetzt haben müssen. Auch das Rubens-Bild «Kreuzabnahme», das Jesus nackt zeigt, fand keine Gnade: Die Anzeigen wurden entfernt, das Tourismusbüro Flandern ermahnt.

Nudität bei Jesus Christus verboten: Die «Kreuzabnahme» malte Rubens zwischen 1612 und 1614.
Nudität bei Jesus Christus verboten: Die «Kreuzabnahme» malte Rubens zwischen 1612 und 1614.
Bild: WikiCommons/Alvesgaspar/gemeinfrei

Doch die Belgier blasen jetzt zum Gegenangriff. Zum einen haben sie Zuckerberg einen Offenen Brief geschrieben. «Brüste, Hintern und Peter Paul Rubens' Putten werden von Ihnen als ungehörig erachtet», zitiert daraus der britische «Guardian». «Von Ihnen, nicht von uns. Auch wenn wir insgeheim drüber lachen, erschwert uns Ihre Kultur-Zensur das Leben», klagen die Europäer. 

Dass Zuckerberg einlenkt, ist jedoch unwahrscheinlich. Und weil Papier geduldig ist, haben sich die Betroffenen noch etwas Anderes einfallen lassen: Sie haben kurzerhand eine Social-Media-Polizei gegründet, die im Museum für schamhafte Ordnung und moralischen Anstand sorgt. Das Video dieser satirischen Offline-Zensur im Museum geht nun um die Welt – nur auf Facebook wird man das Video wegen der Zensur wohl selten sehen.

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