Satelliten-SchwarmRussen wollen Abendhimmel mit Werbung bespielen
von Dirk Jacquemien
6.10.2022
Statt Sternen könnte es bald Werbung am Nachthimmel zu sehen geben. Russische Forscher setzen dazu auf einen Schwarm reflektierender Satelliten.
von Dirk Jacquemien
06.10.2022, 13:50
Dirk Jacquemien
Ein Satelliten-Schwarm könnte schon bald Werbebotschaften am Nachthimmel anzeigen. Eine Studie der Skoltech-Universität sowie des Moskauer Instituts für Physik und Technologie (MIPT) kommt zu dem Schluss, dass es sowohl technisch möglich als auch wirtschaftlich sinnvoll sei, auf diese Art und Weise Werbung unter die Leute zu bringen.
Das Konzept setzt auf einen Schwarm von Cubesats, kleinen quadratischen Satelliten. Diese sollen mit einer ausfaltbaren Sonnenfolie ausgestattet werden, die eine Fläche von je 32 Quadratmetern einnehmen kann. 50 solcher Satelliten könnten dann eine Formation bilden, die etwa ein Unternehmenslogo darstellt, das dann von der Erde aus zu sehen wäre.
Die Satelliten könnten etwa drei Monate in der Umlaufbahn bleiben, 65 Millionen Dollar würde das Projekt kosten. Die Forscher rechnen aber, dass dem Werbeeinnahmen von knapp 2 Millionen jeden Tag gegenüberstünden, woraus am Ende ein deutlicher Gewinn resultieren würde.
Einige Einwände, die gegen die Werbung aus dem Orbit vorgebracht werden könnten, haben die Forscher bereits antizipiert. In Bezug auf den Vorwurf, das Ganze würde zu Lichtverschmutzung beitragen, tragen sie vor, dass die Satellitenwerbung nur über grossen Städten angezeigt würde, wo es sowieso schon viel Lichtverschmutzung gäbe.
Und da das Konzept auf der Reflexion von Sonnenlicht basiert, sei der Satellitenschwarm nur während der Dämmerung sichtbar und nicht in der tiefen Nacht.
Nicht betrachtet wurde allerdings der ästhetische Aspekt. Es ist schwer vorstellbar, dass diese sehr aufdringliche Art der Werbung vielen Menschen gefällt. Für werbende Unternehmen könnte eine derartige Aktion also auch nach hinten losgehen.
Gegner*innen der Satellitenwerbung müssen aber nicht befürchten, dass diese bald zu Einsatz kommen wird. Sowohl Skoltech als auch das MIPT stehen seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine unter westlichen Sanktionen, weil sie auch Forschung für das russische Militär betreiben. Dass sie unter diesen Umständen einen Geschäftspartner finden, der ihr Werbekonzept umsetzen würde, erscheint daher eher unwahrscheinlich.