Angriff auf ukrainisches Stromnetz scheitertPutins Hacker sind wohl weniger gefährlich als gedacht
Von Dirk Jacquemien
13.4.2022
Die Ukraine hat einen grossen Cyberangriff auf das eigene Elektrizitätsnetz abgewehrt. Mittels speziell angepasster Malware wollten russische Hacker grossflächig den Strom ausfallen lassen.
Von Dirk Jacquemien
13.04.2022, 17:28
Dirk Jacquemien
Schon vor der russischen Invasion der Ukraine war befürchtet worden, dass Putins’ Hacker verheerende Cyberangriffe gegen das Land durchführen würden. Doch ebenso wie bei konventionellen russische Streitkräften wurden wohl auch die Fähigkeiten der Cyberkrieger überschätzt. Denn bisher gab es nur wenige und vergleichsweise harmlose erfolgreiche Angriffe.
In dieses Bild passt auch die Mitteilung über einen Angriff auf das ukrainische Stromnetz. Eine dem russischen Militärgeheimdienst GRU zugeordnete Hackergruppe wollte mit speziell für diesen Zweck entwickelter Malware die Stromversorgung von Millionen Menschen stören. Doch der Angriff wurde erkannt und abgewehrt, wie ukrainische Behörden sowie das Sicherheitsunternehmen ESET mitteilten.
Malware für Umspannwerke
Verwendet wurde die Malware Industroyer, die Umspannwerke ins Visier nehmen kann. Diese einzigartige Malware tauchte bisher nur zweimal auf, 2015 und 2016. In diesen Jahren wurden mit Industroyer erfolgreich grossflächige Stromausfälle in der Ukraine verursacht.
Nun wurde eine leicht weiterentwickelte Version der Malware, Industroyer2 genannt, in den Systemen eines ukrainischen Stromversorgers entdeckt. Eingeschleust wurde die Malware am vergangenen Freitag, wie «Wired» berichtet. Sie konnte allerdings neutralisiert werden, bevor sie Schaden anrichten konnte.
In die Systeme des Stromversorgers waren die russischen Hacker*innen offenbar bereits im Februar eingedrungen, versuchten allerdings erst jetzt, aktiv Malware einzusetzen. Neben Industroyer2 gehörte dazu auch CaddyWiper, eine sogenannte Wiper-Malware, die massenhaft Daten löscht und so eine schnelle Störungsbeseitigung verunmöglicht hätte.
Dass Russland als Vergeltung für die Sanktionen auch Cyberangriffe gegen öffentliche Infrastrukturen in westlichen Ländern durchführen könnte, gehört zu den grössten Sorgen von Sicherheitsbehörden. Der Angriff russischer Hacker*innen auf eine Ölpipeline in den USA im Mai 2021 – der aber wohl hauptsächlich kriminell motiviert war – gilt dabei als Warnsignal. Im Nachgang der russischen Invasion wurde aber noch keine derartige Cyberattacke bekannt.