Anpassung der Zeitrechnung Tech-Giganten wollen an der Uhr drehen

Von Dirk Jacquemien

26.7.2022

Die Tech-Giganten wollen jetzt auch über die Zeit bestimmen.
Die Tech-Giganten wollen jetzt auch über die Zeit bestimmen.
Getty Images

Meta, Amazon, Google, Microsoft und Co. haben ein Problem mit der Zeit selbst. Weil ihre Server immer wieder mit den Schaltsekunden hadern, wollen sie diese nun gleich ganz abschaffen.

Von Dirk Jacquemien

26.7.2022

Die grossen US-Tech-Giganten Meta, Amazon, Google und Microsoft haben eine gemeinsame Initiative gestartet, die zur Abschaffung von Schaltsekunden führen soll. Schaltsekunden wurden 1972 eingeführt, um die Tatsache auszugleichen, dass die Erde nicht exakt 24 Stunden braucht, um sich einmal um sich selbst zu drehen.

Seitdem gab es in unregelmässigen Abständen 27 Schaltsekunden, bei denen ein Tag eine Sekunde länger wurde. Dabei folgte auf 23:59:59h die Sekunde 23:59:60h bevor der neue Tag dann mit 00:00:00h begann. Doch die Schaltsekunden führten bei Computersystemen wiederholt zu Problemen, weswegen die Tech-Giganten nun meinen, dass der Nutzen den Aufwand nicht mehr rechtfertige.

«Verheerender Effekt» befürchtet

Internet-Server wurden immer wieder von der unerwarteten Sekunde irritiert, denn Computerprogramme brauchen eine lineare Zeit, um richtig laufen zu können. Auf der Plattform Reddit führte die Schaltsekunde 2012 zu einem Ausfall, ebenso beim Cloud-Anbieter Cloudfare 2017.

Zukünftig könnte das Problem noch grösser werden. Denn in jüngster Zeit dreht sich die Erde nicht wie bisher langsamer, sondern schneller als erwartet, ein Tag ist also minimal kürzer als 24 Stunden. Nach der aktuellen Methode wäre dann bald erstmals eine negative Schaltsekunde fällig, auf 23:59:58h würde also direkt 00:00:00h folgen.

Da diese Situation bisher noch nie vorgekommen ist, ist unklar, wie gut Computersysteme damit umgehen werden. Facebook-Eigentümerin Meta befürchtet bereits einen «verheerenden Effekt».

Erde soll sich in Ruhe drehen

Man solle die Erde daher lieber drehen lassen, wie sie will, ohne selbst an der Uhr zu drehen. Erst nach «2000 Jahren» seien die Auswirkungen der Diskrepanz zwischen dem Tag nach Erdrotation und dem Tag nach der Uhr relevant genug, um einzugreifen, so Meta-Forscher Ahmad Byagowi zu «CNET».

Mit ihrer Forderung nach der Abkehr von Schaltsekunden sind die Tech-Konzerne übrigens nicht alleine. Auch die US-Standardisierungsbehörde NIST sowie das Internationale Büro für Mass und Gewicht unterstützen das Vorhaben. Verantwortlich für Schaltsekunden ist der Internationaler Dienst für Erdrotation und Referenzsysteme. Zumindest für dieses Jahr ist keine Schaltsekunde vorgesehen.