Armut in Südafrika Hohe Internet-Tarife zwingen Schüler*innen zu Nachtarbeit

Von Dirk Jacquemien

8.2.2023

In den Townships von Südafrika können sich viele Menschen den Internetzugang am Tag nicht leisten.
In den Townships von Südafrika können sich viele Menschen den Internetzugang am Tag nicht leisten.
Imago

Die südafrikanischen Internet-Tarife sind tagsüber derart hoch, dass viele ärmere Familien nur nachts online gehen können. Manche Schüler*innen müssen ihre Hausaufgaben deshalb zu nachtschlafender Stunde erledigen.

Von Dirk Jacquemien

Südafrikanische Schüler*innen müssen teils nachts ihre Hausarbeiten erledigen, weil der Internetzugang am Tag zu teuer ist. Das berichtet «Rest of World». Denn zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens sind die Kosten für das mobile Internet rund 60 Prozent tiefer, wenn «Happy Hour» herrscht.

Tagsüber werden dagegen Preise von 2,67 Dollar pro Gigabyte verlangt – das sind Gebühren, die nahe an dem sind, was in westlichen Ländern verlangt wird, wo es ein viel höheres Durchschnittseinkommen gibt. Dementsprechend verlegen viele arme Südafrikaner*innen ihre Internet-Aktivitäten in die Nachtstunden.

Negative Auswirkungen auf Gesundheit

In Südafrika hat zwar mehr als die Hälfte der Bevölkerung ein Smartphone, einen mobilen Internetzugang können sich viele Menschen aber nicht oder eben nur nachts leisten. So etwa der Geografie-Lehrer Chenjerai Moyo aus dem Township Tsakane bei Johannesburg. Er muss Unterrichtsmaterialien nachts herunterladen und dann per WhatsApp an seine Schüler*innen verteilen.

Die erzwungene Aktivität während der «Happy Hour» hat auch gesundheitliche Auswirkungen. So könne Schlafmangel etwa Übergewicht oder Bluthochdruck begünstigen, so Gesundheitsexperte Dr. Stanley Samusodza.

Internet viel teurer als in Nachbarländern

Laut einer Studie der Weltbank ist Südafrika das Land mit der ungleichsten Vermögensverteilung der Welt. Das teure Internet hat wiederholt zu Protesten in der Bevölkerung geführt, auch weil in anderen Ländern im südlichen Afrika wie Sambia oder Angola der Netzzugang viel günstiger ist.

Pläne der Regierung, jeder/m Südafrikaner*in 10 Gigabyte kostenloses Datenvolumen im Monat zu verschaffen, stocken derzeit noch. Ein weiterer Plan sieht vor, bis 2024 kostenlosen Breitbandzugang in allen Gemeinden Südafrikas anzubieten, doch auch dessen Umsetzung ist völlig unklar.