Whatsapp-Konkurrent Threema EU will Schweizer Messenger helfen, doch dieser winkt ab

Von Dirk Jacquemien

11.7.2022

Mit WhatsApp wollen Threema und Signal gar nicht zusammenarbeiten.
Mit WhatsApp wollen Threema und Signal gar nicht zusammenarbeiten.
Keystone

Ein neues EU-Gesetz soll den grossen Messenger-Diensten mehr Konkurrenz verschaffen. Doch gerade die mutmasslichen Nutzniesser der Regelung wehren sich dagegen.

Von Dirk Jacquemien

11.7.2022

Der letzte Woche vom EU-Parlament verabschiedete Digital Markets Act (DMA) soll mehr Konkurrenz unter Tech-Firmen bringen. Vor allem hat es die EU auf die grossen amerikanischen Unternehmen abgesehen, die in vielen Tech-Segmenten ein marktdominierende Stellung innehaben.

Ein Teil des DMA ist die Pflicht zur sogenannten «Interoperabilität». Hierbei sollen Dienste verschiedener Anbieter zusammenarbeiten müssen. In Bezug auf Messenger-Dienste heisst das etwa, dass mit iMessage verschickte Nachrichten auch mit WhatsApp empfangen werden können und umgekehrt.

Die Idee dahinter ist, dass man bei einem Wechsel des Messenger-Dienstes dann nicht mehr von seinen alten Kontakten abgeschnitten wird. Theoretisch würde es dann einfacher, etwa Marktführer WhatsApp den Rücken zu kehren. Das soll vor allem kleineren Konkurrenten helfen. Doch das Gegenteil von gut ist oftmals gut gemeint.

Sorgen um Privatsphäre

Denn zwei der scheinbaren Profiteure der neuen EU-Regelung sind überhaupt keine Fans von Interoperabilität. Die Messenger-Dienste Signal und das Schweizer Threema haben sich explizit gegen diese Vorgabe des DMA gestellt und begründen das mit Sorgen um die Privatsphäre ihrer Nutzer*innen.

So teilte die Signal Foundation, die gemeinnützige Betreiberin der App, mit, dass sich bei einer Zusammenarbeit mit iMessage oder WhatsApp die Privatsphäre verschlechtern würde, da dann Unternehmen mit geringeren Datenschutzstandards Zugriff auf Nutzerdaten von Signal bekommen würden. Ausserdem sei die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung dann nicht mehr umsetzbar.

Auch wirtschaftlich schlecht für kleinere Anbieter

Ähnlich äusserte sich Threema bereits im April. Dessen Chef Martin Blatter führte bei «Netzpolitik» ausserdem auch noch wirtschaftliche Gründe für eine Ablehnung der Interoperabilität an. Denn falls Messenger-Dienste untereinander kompatibel wären, gäbe es für Nutzer*innen auch keinen Grund mehr, ein wenig Geld für alternative Anbieter wie Threema zu zahlen.

Glücklicherweise für Threema und Signal werden diese aber durch das DMA nicht gezwungen, sich für WhatsApp oder andere Anbieter zu öffnen. Denn die Verpflichtung zur Interoperabilität gilt nur für «Gatekeeper»-Unternehmen. Diese müssen mehr als 45 Millionen Nutzer*innen in Europa sowie mindestens einen Jahresumsatz von 7,5 Milliarden Euro verzeichnen. Zumindest von letzterem Kriterium sind Threema und Signal noch weit entfernt.