Börsengang auf der Kippe Trumps soziales Netzwerk gerät in finanzielle Schieflage

Von Dirk Jacquemien

8.9.2022

Wenig Nutzer*innen, wenig Geld: Das ist die Geschichte von Truth Social.
Wenig Nutzer*innen, wenig Geld: Das ist die Geschichte von Truth Social.
Getty Images

Über die Börse soll die Firma hinter Donald Trumps sozialem Netzwerk Truth Social über eine Milliarde Dollar einnehmen. Doch nun fällt das Konstrukt zusammen.

Von Dirk Jacquemien

8.9.2022

Nachdem Donald Trump im Nachgang des Sturms auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 von allen grossen Social-Media-Plattformen verbannt worden war, machte er sich an den Aufbau einer eigenen Bühne. Diese nennt sich Truth Social und ging im Frühjahr in den USA an den Start. Von einer ernsthaften Konkurrenz für Twitter, Facebook und Co. ist Truth Social aber noch weit entfernt. 

Betreibergesellschaft von Truth Social ist Trump Media & Technology Group (TMTG), ein von Trump gegründetes Start-up. Doch das meiste Geld für den Betrieb der Seite sollte von einem zweiten Unternehmen kommen, der Digital World Acquisition Corporation (DWAC). Diese ist eine sogenannte SPAC, ein vor allem im Börsenboom der vergangenen Jahren beliebtes Konstrukt.

US-Behörden gucken genau hin

SPACs sind im Grunde leere Unternehmenshüllen, die an der Börse Geld einsammeln. Ziel ist dabei die Fusion mit einem bisher nicht börsennotierten Unternehmen, in diesem Fall TMTG. 1,3 Milliarden Dollar hat DWAC eingenommen, die eigentlich für den Betrieb von Truth Social bestimmt waren.

Doch die Fusion zwischen DWAC und TMTG stockt, da gleich mehrere US-Behörden DWAC wegen mutmasslicher Verletzungen von Finanzmarktgesetzen im Visier haben. Wird die Fusion nicht innerhalb einer bestimmten Zeit abgeschlossen, muss sich DWAC laut den eigenen Richtlinien auflösen.

Trump-Fans mit Aktienstimmrecht überfordert

Daher versucht die Unternehmensführung nun eine Verlängerung dieser Frist umzusetzen. Das Problem: 65 Prozent der Aktionär*innen müssen dem Vorhaben explizit zustimmen. Doch viele der Anteile sind in den Händen von Privatinvestor*innen, häufig Trump-Fans, die entweder von der Abstimmung gar nichts wissen oder mit der nicht unkomplizierten Ausübung des Aktienstimmrechts überfordert sind.

Kommt diese qualifizierte Mehrheit nicht zustande, müsste Digital World eigentlich liquidiert werden. Bis zur ursprünglichen Deadline am vergangenen Dienstag war diese Mehrheit nicht in Sichtweite, weswegen die Abstimmung auf den heutigen Donnerstag verschoben wurde, wie die «Washington Post» berichtet.

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Rechnungen werden nicht bezahlt

Die Unternehmensführung kann die Auflösung eigenmächtig noch einmal um sechs Monate nach hinten verschieben, aber dann müssten die bestehenden Investor*innen erneut Millionen nachschiessen, ohne konkrete Aussicht, diese irgendwann wiederzusehen.

Der schon in Sichtweite stehende Geldspeicher löst sich nun also vor den Augen von TMTG und Truth Social in Luft auf. Schon jetzt werfen Anbieter von Serverdiensten für Truth Social dem Unternehmen vor, Rechnungen nicht zu begleichen – ein bekanntes Muster bei Trumps zahlreichen Unternehmen. Den scheinen die Geldprobleme nicht gross zu stören. «Ich bin richtig reich», postete der Ex-Präsident auf Truth Social.