Die Eigentumsverhältnisse des Autoherstellers Tesla sind klar. Weniger klar ist die Zugehörigkeit von dessen Namensgeber. Kroatien und Serbien streiten sich um den legendären Erfinder, es geht vor allem ums Geld.
Von Dirk Jacquemien
28.08.2021, 09:48
31.08.2021, 14:44
Dirk Jacquemien
2023 soll Kroatien der Gemeinschaftswährung Euro beitreten. Charakteristisch für Euro-Münzen sind die nationalen Seiten, die von jedem Mitgliedsstaat individuell entworfen werden können. Sie sollen die Einigkeit Europas in den Portemonnaies der Bürger*innen symbolisieren.
Kroatien hat sich schon entschieden, wie seine Münzen aussehen sollen. Auf der Rückseite der 10-, 20- und 50-Eurocent-Münzen soll das Konterfei von Nikola Tesla erscheinen. Der 1943 in New York gestorbene Tesla gilt als Pionier der Elektrotechnik und gab dem Elektroautohersteller seinen Namen.
Doch die geplante Ehrung Teslas auf den kroatischen Euromünzen empört das benachbarte Serbien. Dort wird Tesla als Nationalheld bewundert. Für die Serben gibt es keinerlei Zweifel: Nikola Tesla war Serbe, Kroatien soll seine Finger von ihm lassen.
Geboren im Kaisertum Österreich
Nikola Tesla wurde 1856 im Dorf Smiljan geboren. Damals lag dieses in einem Gebiet namens «Kroatische Militärgrenze», einem Teil des Kaisertums Österreich. Es diente als Pufferzone zum Schutz des österreichischen Kernlandes vor dem Osmanischen Reich. Heute liegt Smiljan in der Republik Kroatien.
Nun ist Tesla aber zweifellos serbischer Herkunft, sein Vater war ein serbisch-orthodoxer Priester. Auf dem 100-Dinar-Schein der serbischen Währung wird er schon jetzt gewürdigt. Und heute befindet er sich auf eine gewisse Art und Weise tatsächlich in Serbien: Seine Asche ist in einer goldenen Kugel im Tesla-Museum in Belgrad ausgestellt.
Wird Tesla von Kroatien «vereinahmt»?
Und so setzt Serbien alles daran, dass Tesla nicht auf den kroatischen Euro-Münzen erscheinen wird, wie das «Wall Street Journal» berichtet. Jorgovanka Tabaković, die Präsidentin der Nationalbank Serbiens, sagte, die kroatischen Pläne seien eine «Vereinnahmung des kulturellen und wissenschaftlichen Erbes des serbischen Volkes». Tesla habe sich immer selbst als Serbe verstanden.
US-Biografen bestätigen, dass Tesla sich in seinen eigenen Schriften als Serbe identifiziert. Die kroatische Seite entgegnet, dass sich Tesla bei einem späteren Besuch in Zagreb — als er schon in den USA erfolgreich war — als «Sohn des Landes» bezeichnet habe. Die kroatische Kulturministerin Nina Obuljen Koržinek sagte in Bezug auf Teslas Geburtsort, sie könne gar nicht verstehen, warum sich die Serben so beschweren.
Serbien und Kroatien haben eine hoch komplizierte Geschichte miteinander, im jugoslawischen Bürgerkrieg bekämpften sie sich. Der aktuelle Disput könnte auch noch internationale Dimensionen annehmen. Serbien hat bereits angekündigt, «angemessene Schritte» bei der Europäischen Union einzuleiten.