Sanktionen funktionieren nicht Westliche Chips helfen Russland beim Raketen-Terror

Von Dirk Jacquemien

14.8.2023

Dieser Angriff auf ein Wohnhaus in Uman war auch dank westlicher Chips möglich.
Dieser Angriff auf ein Wohnhaus in Uman war auch dank westlicher Chips möglich.
Bild: Imago

Eigentlich sollten Sanktionen verhindern, dass westliche Technologie Russland bei der Kriegsführung hilft. In den Überresten russischer Raketen finden sich aber immer wieder Chips westlicher Herstellung.

Von Dirk Jacquemien

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  • Russische Marschflugkörper können auch dank westlicher Chips Zivilisten in der Ukraine terrorisieren.
  • In den Überresten der Raketen und in Kampfhelikoptern werden vielfach westliche Produkte gefunden.
  • Ein Chip-Hersteller sagt, dies lasse sich fast nicht verhindern, da die Chips über eine Vielzahl an Zwischenhändlern nach Russland gelangen.

Am 23. April 2023 kamen bei einem russischen Raketenangriff auf einen Wohnblock in der zentralukrainischen Stadt Uman 23 Menschen, darunter drei Kinder, ums Leben. Verantwortlich dafür war ein Marschflugkörper des Typs Ch-101, Nato-Codename «Kodiak».

In dessen Überresten fanden sich acht Mikrochips des deutschen Herstellers Infineon, wie die ukrainischen Behörden später dem deutschen Auswärtigen Amt mitteilten, berichtet die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung». Auch in anderen russischen Raketen sowie in abgeschossenen Kampfhelikoptern wurden Chips von Infineon gefunden, und von zahlreichen anderen westlichen Herstellern.

Lange Kette an Zwischenhändlern

Der Export solcher Chips, die etwa für die Navigation der Marschflugkörper verwendet werden, nach Russland ist natürlich durch Sanktionen untersagt. Doch über Zwischenhändler finden die Chips trotzdem ihren Weg nach Russland und in die tödlichen Waffen.

Infineon-Chef Jochen Hanebeck findet es «bedrückend und schwer erträglich», dass Produkte seines Unternehmens von Russland militärisch verwendet werden. Es sei dem Unternehmen aber quasi unmöglich, dies zu verhindern. Lieferungen nach Russland habe man bereits im März 2022 eingestellt.

Stattdessen würden die Chips über gleich mehrere Zwischenhändler nach Russland gelangen. Die Lieferanten Russlands sitzen meist in China, sind aber selbst nicht Direktabnehmer der Chips, sondern nur das vorletzte Glied einer langen Kette, die sich nicht nachvollziehen lasse, so Infineon.