Facebook weigert sich seit Jahren eine Funktion abzuschalten, mit der Stalking über WhatsApp erleichtert wird.
25.04.2021, 00:00
dj
Ein nicht abschaltbares «Feature» macht das Stalking über WhatsApp zum Kinderspiel. Und obwohl Betreiberin Facebook das Problem seit Jahren bekannt ist, zeigt das Unternehmen wenig Bestrebungen, hier zum Wohle der Privatsphäre seiner Nutzer*innen einzugreifen.
Es geht um die Anzeige des Online-Status der Nutzer*innen. Dieser darf nicht verwechselt werden mit dem «Status», bei dem man Text, Foto oder Video für 24 Stunden anzeigen kann, oder mit der Anzeige des «Zuletzt Online»-Status — beide lassen sich deaktivieren. Der Online-Status allerdings nicht. Jeder, der die Telefonnummer einer Zielperson kennt, kann sehen, ob diese gerade online ist. Es ist nicht einmal notwendig, im Adressbuch dieser Person zu sein.
Stalking-Dienste übernehmen die Arbeit
Diese Funktion bietet erhebliches Potenzial für Stalking. Denn damit kann man den Tagesverlauf eines anderen Menschen ziemlich genau verfolgen und teilweise sogar herleiten, mit wem dieser in Kontakt stand. Und dafür muss man noch nicht einmal selbst stundenlang auf WhatsApp starren und darauf warten, dass im Chatfenster mit der Zielperson der «Online»-Hinweis erscheint. Im Netz gibt es bereits mehrere Dienste, die dies für Stalker*innen übernehmen.
Die Sicherheitsfirma Traced hat beschrieben, wie solche Dienste funktionieren. Stalker*innen müssen dazu einfach nur die Telefonnummer ihres Opfers eingeben — ob sie von diesem blockiert wurde, ist dabei irrelevant. Die Dienste beobachten dann durch ein immer aktives WhatsApp die gelieferten Telefonnummern und protokollieren die Zeiten, in denen sie als «Online» angezeigt werden. Dadurch wird quasi die erwähnte «Zuletzt Online»-Funktion dupliziert, ohne dass ein Opfer etwas dagegen unternehmen könnte.
Perfekt fürs Ex-Partner-Stalking
Eine Verwendung im echten Leben ist leicht vorzustellen. Ein Stalker könnte etwa vermuten, dass die Ex-Partnerin nun etwas mit seinem besten Kumpel hat. Dann gibt er einfach deren beide Telefonnummern bei einem solchen Stalking-Dienst ein. Wenn die beiden Personen dauerhaft zu denselben Zeiten bei WhatsApp online sind, kann man mit ziemlicher Sicherheit schlussfolgern, dass sie in Kontakt stehen. Manche der erwähnten Dienste bewerben eben eine solche Verwendung für ihr Produkt.
Facebook sagte «Motherboard», dass es einige der Stalking-Dienste identifiziert und deren WhatsApp-Accounts gesperrt habe. Aber von einem Unternehmen, das nicht bemerkt haben will, dass ihm 500 Millionen Telefonnummern abhandengekommen sind, sollte man nicht erwarten, dass es diesen Diensten dauerhaft etwas entgegensetzen könnte.
Auf seiner Website erklärt WhatsApp, dass es keine Möglichkeit gibt, die Anzeige des Online-Status zu verbergen. Wer Stalking unterbinden will, hat also nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Telefonnummer zu wechseln und zu hoffen, dass diese dem/der Stalker*in nicht erneut bekannt wird. Oder WhatsApp ganz zu löschen und auf einen alternativen Messenger zu setzen.