Künstliche Intelligenz Wie lange kann man seine Passwörter für Netflix und Co noch teilen?

Henning Steier

10.1.2019

Nimmt Netflix Nutzer ins Visier, die ihre Konten teilen? 
Nimmt Netflix Nutzer ins Visier, die ihre Konten teilen? 
Symbolbild: Keystone

Streamingdienste verlieren Milliarden durch Nutzer, die anderen ihre Accounts zur Verfügung stellen. Das Unternehmen Synamedia will das mittels künstlicher Intelligenz verhindern.

Für eine Staffel einer Wunschserie extra ein Abonnement bei Netflix abschliessen? Für viele Zuschauer keine Option. Stattdessen fragen sie im Bekannten- und Freundeskreis jemanden, ob sie den Account mitbenutzen können. Laut Analysten von Magid teilen 26 Prozent der Millenials ihre Streamingkonten mit anderen Usern.

Das Marktforschungsunternehmen Parks Associates hat ausgerechnet, dass Streaminganbieter durch das Teilen von Konten 500 Millionen US-Dollar Umsatz pro Jahr verlieren. 2021 sollen es gar zehn Milliarden US-Dollar sein. Das will die britische Firma Synamedia verhindern. Sie hat an der Messe CES in Las Vegas einen Dienst vorgestellt, der Nutzer erkennen soll, die Konten teilen. Das Tool nennt sich Credentials Sharing Insight.

Algorithmus prüft Nutzer

Streaminganbieter wie Netflix und Spotify erhalten kostenpflichtige Zugänge zur Plattform des Unternehmens. Diese wertet diverse Daten aus, etwa angeschaute Inhalte, Ortsinformationen und Nutzungszeiten. Ein Algorithmus errechnet dann, wie wahrscheinlich es ist, dass der jeweilige Account nicht nur vom Zahlenden verwendet wird. 

Bildergalerie: Highlights der CES

Die Streamingdienste können selbst entscheiden, wie sie mit den Informationen umgehen. Sie können etwa Nutzern erst einmal E-Mails schicken, anstatt Konten zu sperren. Denn es könnte beispielsweise sein, dass jemand viel auf Geschäftsreisen oder Wochenendpendler ist und sich so auffällige Muster ergeben. Seit Jahren bekannt ist aber auch, dass mancher User den Zugang zu seinem Konto an diverser Untermieter verkauft.

Die Streamingdienste haben unterschiedliche Vorschriften, was das Teilen von Konten angeht. Netflix erlaubt zwar, dass mehrere Nutzer Profile in einem Acccount anlegen, das Untervermieten ist aber untersagt. Amazon Prime Video können zwar fünf Familienmitglieder nutzen. Allerdings ist das nur für Konten gestattet, die nach 2017 eingerichtet wurden.

Unterschiedliche Regeln

Bei Apple Music müssen User bloss aus demselben Land stammen. Spotify hingegen verlangt dieselbe Postadresse. Der marktführende Streamingdienst machte vor ein paar Wochen Schlagzeilen, weil das Unternehmen angeblich GPS-Daten der Nutzergeräte abfragen wollte. Bisher ist das aber nicht passiert.

Welche Unternehmen den Dienst von Synamedia nutzen, hat die Firma bisher nicht verraten. Sie sprach in der Medienmitteilung nur von einer wachsenden Nachfrage. Bekannt ist, dass Sky andere Dienste des Unternehmens nutzt nd Anteile von Synamedia kaufen wird. In jedem Fall bewegen sich solche Tools auf einem schmalen Grad, da das Teilen von Konten auch als Neukundenwerbung verstanden werden kann und die Schwellen für neue Nutzer dementsprechend höher werden könnten, wenn Angebote wie Credentials Sharing Insight flächendeckend zum Einsatz kommen.

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