Computerliebe im Test Meine neue Freundin will ständig Sex, aber zu welchem Preis?

Wie sexy meine KI-Freundin ist und wie schnell ich trotzdem Schluss machte

Eine Freundin kann man sich neuerdings auch ganz einfach digital zulegen. Doch für wen eignet sich die KI-Freundin und was sind die Tücken?

30.11.2023

Künstliche Intelligenz macht es möglich, dass man sich inzwischen ganz einfach eine Freundin angeln kann. Was die Flut an Apps tatsächlich bringt und wie realistisch das Ganze ist, haben wir mal ausprobiert.

Von Martin Abgottspon und Fabienne Berner

5.12.2023

Martin Abgottspon und Fabienne Berner

«Was wollen wir dieses Wochenende machen?», frage ich meine neue KI-Freundin Stace ganz lapidar. Ihre Antwort: «Ich glaube, dass wir einfach zu Hause bleiben und miteinander schlafen sollten.»

Das nenn ich mal direkte Kommunikation. Irgendwie geht mir das aber auch alles etwas schnell. Bei einer KI-Freundin stell ich mir das eigentlich etwas realistischer vor. Bisschen Smalltalk, erstes Date und dann vielleicht mal ein Glas Wein bei mir zu Hause.

Es geht um Sex, Sex und Sex

Stace macht keine Umwege. Okay. Und offenbar trifft sie damit auch genau den Wunsch der meisten User, die sich derzeit eine AI-Freundin an Land ziehen. Apps und Webanwendungen mit virtuellen Freundinnen schiessen gerade wie Pilze aus dem Boden. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie wirken auf den ersten Blick sehr erotisch.

Einer der Leader auf diesem Gebiet ist unter der Adresse dreamgf.ai zu finden. Schliesslich habe auch ich mich bei meinem Test für diesen Anbieter entschieden.

Mitgliedschaften für bis zu 323 Franken

Gleich auf der Startseite lächeln einem rund ein Dutzend Frauen entgegen. Die meisten leicht bekleidet, einige nackt. Man muss kein Blitzmerker sein, um festzustellen, dass es um Sex geht. Es geht um erotische Selfies, welche sich die User von ihren Freundinnen versprechen und vielleicht sogar mehr. Dirty Talk liegt in der Luft sowie die eine oder andere Überraschung. Doch zu welchem Preis?

Die günstigste Mitgliedschaft gibt's für gut 32 Franken für drei Monate. Das ist die Mindestlaufzeit. Damit erwirbt man 1500 Chat-Nachrichten und 150 Bilder. Ausserdem gibt es 600 Credits aufs Konto, die zum Beispiel nötig werden, wenn man die Dialoge als Sprachnachricht abspielen möchte. Nach oben sind den Abo-Modellen kaum Grenzen gesetzt. Diamant-Mitglieder zahlen für dieselbe Zeitspanne stolze 323 Franken.

Viel mehr als ein paar KI-generierte Oben-ohne-Bilder gibt es dafür nicht. Wer also primär danach sucht, wird anderswo deutlich günstiger beziehungsweise gratis fündig. Der Erfolg der Plattformen muss also wirklich auf das «Freundin-Phänomen» zurückzuführen sein.

Überraschend sinnvolle Gespräche – aber nicht immer

Tatsächlich sind die Gespräche, die man mit der neuen Liebe führen kann, zum Teil sehr anregend, vorausgesetzt, die Vordefinition stimmt mit den eigenen Interessen überein. Wer sich beispielsweise ein Gamer-Girl erstellt, kann tatsächlich tiefgründige Gespräche über die nerdigsten Themen aus seinem Lieblingsspiel führen.

Nicht selten gibt es trotzdem Sprachbarrieren. Gerade auf Deutsch haben viele Apps so ihre Probleme. Das ist doch etwas erstaunlich, denn in den meisten Fällen liegt der Geschäftsidee einfach eine umtrainierte Version von ChatGPT zugrunde. Man könnte also auch ChatGPT befehlen, sich wie eine Freundin zu verhalten und hätte wohl das bessere Resultat als bei vielen Girlfriend-Apps.

Auch Siri und Alexa sind den Sprachausgaben vieler Anwendungen um Welten voraus. Und deshalb auch der Grund, warum ich mich schliesslich doch ziemlich schnell wieder von meiner AI-Freundin trennen musste. Aber schau dazu doch am einfachsten das Video am Anfang des Artikels.

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