Online-Lexikon Wikipedia lanciert Bezahlangebot

dj

17.3.2021

Die Wikipedia will Grossunternehmen zur Kasse bitten.
Die Wikipedia will Grossunternehmen zur Kasse bitten.
Keystone

Grosse, reiche Tech-Firmen wie Google, Facebook, Amazon oder Apple nutzen Wikipedia-Inhalte bislang kostenlos. Das wollen die Betreiber*innen des Online-Lexikons nun ändern.

Die Online-Enzyklopädie Wikipedia wird ein neues Angebot einführen, mit dem grosse Unternehmen zur Kasse gebeten werden sollen, wenn sie Wikipedia-Inhalte auf ihren eigenen Websites verwenden. Das Projekt mit dem Namen Wikimedia Enterprise kündigte die Betreiberin des Lexikons, die gemeinnützige Wikimedia Foundation, an.

Apple und Amazon mit Siri beziehungsweise Alexa sowie Google und Facebook mit ihren Suchfunktionen zeigen ihren Nutzer*innen Ausschnitte aus der Wikipedia, wenn nach bestimmten Begriffen gefragt wird. Das ist auch völlig legal, denn die freie Lizenz der Wikipedia erlaubt die unentgeltliche Nutzung der Inhalte durch Jedermann, selbst Grossunternehmen mit Milliardengewinnen jedes Quartal.

Populärste gemeinnützige Website

Die Wikipedia ist die meistbesuchte Website der Welt, die nicht von einem profitorientierten Unternehmen betrieben wird. Die Lexikon-Einträge werden bekanntermassen von Hunderttausenden unbezahlten Freiwilligen angelegt und gepflegt. Milliardenschwere Tech-Konzerne profitieren also von der Leistung dieser Freiwilligen, ohne selbst einen signifikanten Beitrag zum Unterhalt der Wikipedia zu leisten.

Das jährliche Budget der Wikimedia Foundation von rund 100 Millionen Dollar, mit dem die Serverkosten und einige Festangestellte gedeckt werden, besteht zum grössten Teil aus Spenden von Leser*innen und Zuwendungen anderer Stiftungen und Unternehmen. Einzig Google spendete 2018 mal rund 3 Millionen Dollar an die Wikimedia Foundation, bei den anderen Tech-Konzernen sind es jährlich bestenfalls fünfstellige Summen.

Wikimedia Enterprise soll nun mit extra Dienstleistungen die Unternehmen zur Zahlung ermutigen. So soll mit speziellen Schnittstellen für die Unternehmen die Datenübertragung erleichtert werden. Sie könnten die Wikipedia-Inhalte so genau in dem Format bekommen, das sie brauchen, und damit eigene Arbeit sparen. Ausserdem soll es einen Kundenservice für zahlende Partner geben. Zur Zahlung zwingen kann und will die Wikipedia allerdings weiterhin niemanden.