Mahler und Kokoschka «Alma & Oskar» malt ein Bild einer toxischen Liebe

Von Fabian Tschamper

27.6.2023

Aus heftiger Liebe entsteht unfassbare Schönheit in der Kunst: Die komplizierte Beziehung von Alma Mahler und Oskar Kokoschka wird in einem neuen Spielfilm thematisiert. Und hinterlässt kaputte Herzen.

Von Fabian Tschamper

Als der Komponist Gustav Mahler stirbt, lässt er seine Frau Alma zurück. Sie macht es sich zur Aufgabe, seine Arbeit für die Öffentlichkeit weiterhin zugänglich zu machen, seine Musik zu arrangieren.

Alma ist eine Frau, die zumindest im Spielfilm «Alma & Oskar» jeden Mann um ihren Finger wickelt – was scheinbar nicht weit von der Wahrheit entfernt ist. Sie erlebt mehrere sexuelle Abenteuer mit ihnen. Nach Gustav Mahler war die echte Alma Mahler mit dem Architekten Walter Gropius und auch dem Dichter Franz Werfel zusammen.

Doch das streckenweise explizite Drama dreht sich um ihre heftige Liebelei mit dem expressionistischen Maler Oskar Kokoschka.

Das Opfer der Femme fatale

Als Almas Stiefvater den sensiblen Künstler bittet, ein Porträt von Alma zu malen, verliebt sich jener sofort in die junge Wienerin. Er sieht sie als seine Muse – daraus entwickelt sich ein langwieriges Eifersuchtsspiel, das Oskar erst als Opfer der Femme fatale darstellt. Doch beide Seiten verhalten sich missbräuchlich.

Aus einer leidenschaftlichen Beziehung zwischen einem jungen Künstler und der Witwe entsteht eine toxische Verbundenheit, die beide Figuren während des Films immer schlechter dastehen lässt. Die Sympathien für Alma und Oskar schwinden im Verlauf des Films. Zurück bleibt ein mulmiges Gefühl von Verrat und Misshandlung.

Keine aufrichtigen Absichten

Der Spielfilm beruht lose auf wahren Begebenheiten. Was allerdings der Realität entspricht, ist die Kunst, die Kokoschka während und nach der wilden Affäre mit Alma Mahler geschaffen hat. Er verewigte die komplizierte Liebe zu ihr in mehreren Porträts – so etwa in «Tristan und Isolde», das später in «Die Windsbraut» umbenannt wurde.

Alma Mahlers Absichten mit dem jungen Künstler waren jedoch wohl nie reinen Herzens. Sie sammelte die Affären mit Genies, weil sie selbst einen grossen Fussabdruck auf der Welt hinterlassen wollte. Sie stand zu Lebenszeiten ihres Mannes immer in dessen Schatten.

Genie und Besessenheit

Alma und Oskar hatten eine intensive Liebe zwischen 1912 und 1916, danach trennten sich ihre Wege.

Im Film werden die beiden geschichtlichen Figuren von Emily Cox und Valentin Postlmayr verkörpert. Gerade Postlmayr balanciert sensibles Genie und krankhafte Besessenheit sehr gut in seiner Performance. Auch Emily Cox ist Alma Mahler gewachsen, jedoch bleibt die Empathie für «Die Windsbraut» auf der Strecke.

Oskar Kokoschka malte sich damals an der Seite von Alma in seinem bekanntesten Porträt «Die Windsbraut». Sie, die sich an ihn schmiegt und zu schlafen scheint, er, der unruhig wach liegt. Eine Hommage an die Frau, die ihn inspiriert und emotional zerstört hat.

«Alma und Oskar» ist eine Koproduktion von blue Entertainment. Der Spielfilm läuft ab 6. Juli in ausgewählten Schweizer Kinos.


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