Interview mit Tim Allen 50. Jahrestag der Mondlandung: Buzz Lightyear über Buzz Aldrin

Marlène von Arx

21.7.2019

Tim Allen spielt im neusten «Toy Story»-Teil abermals den Astronauten Buzz Lightyear.
Tim Allen spielt im neusten «Toy Story»-Teil abermals den Astronauten Buzz Lightyear.
Keystone

Seit 1995 spricht der «Hör mal, wer da hämmert»-Star Tim Allen die Original-Stimme von Buzz Lightyear in den «Toy Story»-Filmen. «Bluewin» hat den Schauspieler zum Interview getroffen.

Allen verrät, was das 50-jährige Jubiläum der Mondlandung von Neil Armstrong und Buzz Aldrin für den Pixar-Astronauten bedeutet. Der 66-jährige Synchronsprecher ist selber grosser Fan der Apollo-11-Mission und verrät, wie es ist, mit einem echten Astronauten befreundet zu sein.

Vor 50 Jahren sind Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen auf dem Mond gelandet. Sie sprechen seit den 90er-Jahren die Originalstimme von Astronaut Buzz Lightyear in den «Toy Story»-Filmen. Was bedeutet ihm und Ihnen der 50. Jahrestag der Mondlandung?

Ich bin voll der Mond-Nerd. Ich war an einer Benefiz-Veranstaltung, die sich «The Full Moon Party» nennt und bei Vollmond über dem Wilshire Boulevard in Los Angeles stattfindet. Da hielt Buzz Aldrin eine Rede. Er ist der einzige im Raum, der über die Schulter aus dem Fenster den Mond anschauen und sagen kann ‹ah ja, da war ich auch schon› Was für eine verrückte Vorstellung!

Sind Sie mit Buzz Aldrin befreundet?

Ich kenne ihn inzwischen recht gut. Er hat ja das Gefühl – aus richtigen und aus irrtümlichen Gründen – dass Buzz Lightyear und er finanziell irgendwie verbunden sein sollten. Aber ich sag ihm jeweils, Buzz Lightyear ist ein intergalaktischer Soldat und der Mond nur ein Boxen-Stopp für ihn. Aber im Ernst: Ich löchere ihn bei jeder Gelegenheit mit Fragen, wie es sich anfühlt, auf dem Mond zu stehen und an welche Momente er sich besonders gerne zurückerinnert.

Und? Was antwortete er?

Dass er wirklich Angst hatte. Er dachte, er könnte jeden Augenblick sterben. Dass etwas schief laufen und eine Rettungsaktion nötig werden würde, die sie nie trainiert hatten. Aber einmal sagte er auch, es sei wirklich schwierig zu beschreiben, wie gross die Erde in 3D von da aus trotzdem noch ist – man sieht Wolken und Ozeane. Alles, was einem etwas bedeutet, liegt da vor einem. Und dann fühle man sich unglaublich einsam, wenn man realisiere, wie weit man weg von alle dem ist. Diese Beobachtung fand ich sehr eindrücklich.

«Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter» ist Buzz Lightyears Leitspruch. Benutzen Sie Ihre Astronauten-Stimme auch privat?

Das habe ich mir nach dem ersten Mal gleich abgewöhnt. Ich wollte einmal einer Mutter helfen und sagte in der Buzz-Stimme zu ihrem unartigen Kind, es soll aufheben, was es auf den Boden geworfen habe und Buzz Lightyear würde es dann «zur Unendlichkeit und viel weiter» mitnehmen. Der Bub drehte sich um und fing an zu heulen. Er sah Buzz nicht und nahm dann an, ich hätte ihn verschluckt. Tom Hanks hat mir inzwischen den Tipp gegeben, das Kind die Augen schliessen zu lassen, bevor ich in der Buzz-Stimme etwas sage. Darauf wäre ich selber nie gekommen! (lacht)

Man kennt Sie nicht nur aus «Toy Story». Ihre Sitcom «Hör mal, wer da hämmert» ist Kult, ebenso Ihre «Santa Clause»-Filme. Mit ihrer derzeitigen Sitcom «The Last Man Standing» gehören Sie zu den letzten Stars, die noch nicht zu den Streaming-Kanälen gewechselt haben. Haben Sie Mühe mit den neuen Formaten?

Das Fernsehen ist doch gemacht für Live Sitcoms – also für ein Frischprodukt. Wenn eine Episode fertig ist, wird sie zehn Tage später ausgestrahlt. Bei den Streamern weiss man nicht, wie lange etwas schon vor sich hin gammelt. Sie schlucken momentan einfach alles auf. Ich habe letztes Jahr den Film ‹El Camino Christmas› gemacht und ihn auf Netflix fast nicht gefunden. Meine Bosse bei Disney fangen ja jetzt auch mit einem Streaming-Dienst an und ich weiss noch nicht, wie ich das finde.

Die Zukunft ist sehr komplex. Jetzt machen sie ja auch noch neun Minuten Filme fürs Handy. Ich kenne Leute, die es unmöglich finden, für dieses Format zu drehen. Aber ich weiss schon: Meine Nichten und Neffen schauen nicht mehr fern und gehen nicht ins Kino wie ich früher. Aber vielleicht kommt ja doch alles wieder ganz anders, als man denkt.

Was meinen Sie damit?

Ich weiss noch als General Motors das Eldorado Cabriolet baute – angeblich das letzte Cabriolet überhaupt. So war es ja dann bekanntlich nicht. Oder mein Bruder ist Glasmaler – ein angeblich ausgestorbener Beruf, aber jetzt sind alle wieder scharf drauf. Aber das Beste ist ja der letzte Typ, der in den USA noch diese wasserspeienden Grusel-Figuren für Kirchtürme macht: Wussten Sie, dass die manchmal ihre eigenen Gesichter reinmeisseln? Oder die von unbeliebten Politkern? Es soll eine Figur mit Nixons Gesicht geben. Die sind ja hoch oben an den Kirchen, das sieht niemand.

Apropos Politik: «The Last Man Standing» ist eine der wenigen Serien mit konservativer Ausrichtung…

Moment: Die Serie handelt von einer Familie. Der Vater hat einen Outdoor-Shop, drei Töchter und eine Beziehung und versucht das alles zu managen. Aber wir leben momentan in einer sehr sensiblen Zeit. In einer Halloween-Episode verkleidete ich mich als Donald Trump und der schwarze Nachbar auch. Ich sagte zu ihm, das dürfe er nicht. Weil er schwarz war? Nein, weil er nicht orange war. Das war der ganze Witz. Den mussten wir eine ganze Weile verteidigen. Dabei bin ich nur hier, um die Leute zum Lachen zu bringen. Wir müssen jetzt mal endlich über diese Empfindlichkeit hinwegkommen.

In «Toy Story 4» sagt Buzz Lightyear zu Woody, er soll auf seine innere Stimme hören. Vertrauten Sie immer auf Ihre innere Stimme?

Ich bin etwa 30 Prozent effizient, was das betrifft. Einmal ertappte ich mich, wie ich etwas Negatives über einen übergewichtigen Mann am Flughafen dachte. Ich fragte mich deshalb ernsthaft, was mir das Recht gab über andere Menschen zu urteilen. Da hörte ich auf meine innere Stimme und hörte damit auf. Aber manchmal nimmt die innere Stimme auch die Schattenseiten des eigenen Charakters an. Dann hört man besser nicht auf sie.

Sie sind mit den Schattenseiten des Lebens gut vertraut. Sie gehen nach wie vor regelmässig an Meetings der Anonymen Alkoholiker?

Ja, ich bin seit 21 Jahren trocken und gehe seither zu AA Meetings. Es ist eine Super-Erfahrung sich mit Leuten verschiedenster Hintergründe austauschen zu können und von der Seele reden zu können, was einem gerade beschäftigt. Jeder braucht ein bisschen Therapie. Ich finde, ein zwei Wochen Therapie pro Jahr sollte für alle obligatorisch sein, um sich etwas Zeit zu nehmen, um nachzudenken.

«Toy Story 4» läuft ab 15. August in unseren Kinos.

Die Kino-Highlights im Juli
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