Filmkolumne Bei diesen Streifen aus dem Kino zu laufen, wäre angebracht gewesen

Von Fabian Tschamper

6.7.2020

Freilich sind Filme eine Geschmackssache, allerdings finden sich immer wieder Blockbuster, bei denen einem die Laune gehörig vergeht. Am schlimmsten ist es ganz besonders mit einem Streifen, der bis auf die letzte Viertelstunde unfassbar gut ist.

Trailer, Poster und vielleicht sogar Interviews schaut mancher sich an, bevor man sich entscheidet, einen neuen Film im Kino anschauen zu gehen. Einige Leute mögen es auch, komplett blind in einen Streifen zu sitzen, quasi ein Kino-Blind-Date. Oder spontan ins Kino gehen und schauen, was man sich denn nun reinziehen könnte. 

Als Filmliebhaber habe ich mir viele Werke angesehen, die einer zweistündigen Folter gleichkommen. Da ich aber nicht irgendwelche Kunstfilme oder gänzlich unbekannte unter die Lupe nehmen will, bleibe ich bei denen, die mich schlicht enttäuscht haben. Und zwar so sehr, dass mich nur meine Loyalität als Filmjournalist im Saal sitzen bleiben liessen. Achje, dann mal los.

«Batman v Superman: Dawn of Justice» (2016)

Einmal muss es gesagt sein, dann lassen wir es ruhen: Ben Affleck war, ist und wird nie als Batman überzeugend sein. Darum nahm er auch schnellstmöglich den Hut. So, nun zum Streifen selbst: Falls Sie den Film nicht gesehen haben sollten, hier ein Umriss des Konzepts.

Regisseur Zack Snyder hielt es für nötig, den Leuten im Kinosaal in der ersten halben Stunde zu erklären, wer Batman ist und was seine Motivation ausmacht. Sprich: Seine Eltern wurden erschossen, er schwört allem Bösen ewige Rache, et cetera, et cetera. Sogleich folgt Supermans Perspektive in der nächsten halben Stunde: Heimatplanet zerstört, aufgezogen von Menschen, setzt seine Kräfte für Gutes ein. Alles klar. Aus einem mir bis heute unerklärlichen Grund geraten die beiden Superhelden aneinander. Denn beim Kampf zwischen Superman und seinem Rivalen General Zod wird Batmans Gotham City zerstört. Der Fledermausmann macht dann Superman dafür verantwortlich – völlig hirnrissig, warum nicht Zod?

Wir sehen also in der zweiten Stunde des Films, wie ein kümmerlicher Mensch (Batman) gegen ein Alien antritt, das fliegen kann, übermenschliche Kraft besitzt und Laser aus seinen Augen schiessen kann. Kryptonit hin oder her, in der Theorie wäre Batman für Superman nur eine Kakerlake. Von wegen: Do you bleed? (Blutest du?)

Nachdem die beiden ihre sinnlose Fehde ruhen lassen, zeigt uns Zack Snyder in der letzten Stunde des Films – ja, er dauert fast drei – noch Folgendes: Was macht denn nun Batman? Wohin geht denn nun Superman? Niemand interessiert es, Zack, sorry. Was für eine Blamage.

«Dolittle» (2020)

Robert Downey Jr. wollte sich von seinem Image des Ironman im Marvel-Universum lösen und nahm darum die Rolle des beliebten Tierfreunds Dr. Dolittle an. 1967 war es Rex Harrison, in den 1990ern dann Eddie Murphy und nun also Downey Jr. Das erste Problem liegt beim Hauptdarsteller selbst: Er scheint die Fähigkeit verloren zu haben, nach einem Jahrzehnt als Tony Stark nicht den arroganten Besserwisser zu spielen. Robert mag sich selbst ein bisschen zu sehr – darum wohl auch die Rolle. Denn während des Films sieht man grösstenteils sein Gesicht neben prominent vertonten Tiervisagen.

Der Humor ist seicht, die Story dröge, das Schauspiel erinnert an Ironman mitten in einem Fiebertraum und das einzig Positive ist: Der Film dauert nur 100 Minuten. Downey Jr. kann mir gestohlen bleiben. Mit meinen Kindern werde ich irgendwann Eddie Murphys Dolittle anschauen und dabei Spass haben.

«Knowing» (2009)

Dieser Film ist über 100 Minuten der absolute Wahnsinn und dann folgen die letzten 20 Minuten, die alles Vorhergehende – mit Verlaub – zur Sau machen. In der Hauptrolle findet sich ironischerweise der «Anti-Schauspieler» Nicolas Cage, unterstützt wird jener von Rose Byrne.

Nun, meine Damen und Herren, erzähle ich Ihnen vom unglaublich guten Konzept von «Knowing».

1959 feiert eine Primarschule ihre Eröffnung mit einem Wettbewerb. Die Kinder sollen Zeichnungen machen von der Zukunft. Die Aufgabe: Wie wird die Welt in 50 Jahren aussehen, was wird bis dahin passiert sein? Restlos alle zeichnen wild darauflos, ausser die kleine Lucinda Embry. Sie schreibt Zahlenfolgen auf ihr Blattpapier, die zusammenhangslos und zufällig erscheinen. Bevor sie fertig ist, schnappt sich die Lehrerin ihren Zettel und er verschwindet mitsamt den anderen in einer Kapsel im Boden, die in genau 50 Jahren wieder geöffnet wird.

2009 also wird die Kapsel geborgen und die Zettel werden unter den neuen Schülern verteilt. Lucindas Papier geht an den Sohn des Astrophysikers John Koestler (Cage). Er untersucht die Zahlenreihen und stellt fest, dass es eine verschlüsselte Botschaft ist, die – mit perfekter Präzision – die Daten und Opferzahlen von grossen Katastrophen in den vergangenen 50 Jahren vorausgesagt hat. Und hier kommt's: Drei dieser Ereignisse haben noch nicht stattgefunden, das erste jener hat das Datum des darauffolgenden Tags.

Zack. Was für eine Geschichte! Ich konnte mich vor Spannung kaum im Sessel halten, ass die gefühlt achte Portion Popcorn.

John versucht also mit aller Kraft, die Katastrophen zu verhindern. Als er merkt, dass Lucindas Zahlenkombinationen eigentlich noch weiter gehen, sucht er deren Elternhaus auf und wird fündig: Eine Kopie von Matthäus Merians «Vision des Ezechiel» liegt versteckt in ihrem Zimmer – eine Metapher für das Ende der Welt.

Ich sass mit Gänsehaut im Kino.

Dann die ernüchternden letzten 20 Minuten des Films. Lucinda war keine Prophetin des Herrn, ein Engel oder etwa ein Medium. Sie wurde von «ausserirdischen Engeln» vor dem Weltuntergang gewarnt. Der Film endet mit der Vernichtung unseres Planeten durch eine sogenannte «Superflare», einer Eruption auf der Sonne. Und die Alien-Engel nehmen Johns Sohn und Lucindas Tochter mit, um eine neue Zivilisation aufzubauen. That's it, Abspann.

Meine Enttäuschung war unermesslich und mein Tag ruiniert.

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