Doku über Trumps Psyche «Er ist kein Rassist – er behandelt alle wie Dreck»

Von Fabian Tschamper

27.8.2020

Donald Trumps Diagnose ist offensichtlich bei jedem öffentlichen Auftritt des amtierenden Präsidenten.
Donald Trumps Diagnose ist offensichtlich bei jedem öffentlichen Auftritt des amtierenden Präsidenten.
Getty

Mehrere Psychiater haben für die Doku «#Unfit» Donald Trumps Verhalten analysiert und kommen zu einem Schluss: Der amtierende US-Präsident ist für sein Amt ungeeignet. Keine Überraschung – und doch beunruhigend.

Die Diagnose steht, zumindest laut einer Auswahl von Psychiatern, die in Dan Partlands Dokumentation zu Wort kommen: US-Präsident Donald Trump leidet an bösartigem Narzissmus, der sich aus Narzissmus selbst, Paranoia, einer antisozialen Persönlichkeitsstörung und Sadismus zusammensetzt.

Der Film «#Unfit: The Psychology of Donald Trump» (zu Deutsch: «#Untauglich: Die Psychologie von Donald Trump») wird in den Vereinigten Staaten gerade auf Video-on-Demand veröffentlicht und liefert ein verheerendes Urteil zur geistigen Verfassung des mächtigsten Mannes der Welt.

Allen, die den Nachrichten folgen – und wer tut das aktuell denn nicht? –, wird in diesem Film nichts bahnbrechend Neues offenbart. Die Dokumentation kommt ein wenig veraltet daher. Einer der primären Akteure, George Conway, hat seine Mission, Trump zu kritisieren, schon längst aufgegeben. Dies aber nicht, ohne saure Kommentare abzugeben, wie: «Donald Trump ist ein Narrenstreich, der komplett ausser Kontrolle geraten ist.»

Unethisch? Ja, aber ...

Die Psychiater verletzen zudem – technisch gesehen – die sogenannte «Goldwater-Regel». Diese besagt, dass es «unethisch ist für einen Psychiater, eine Diagnose zu erstellen, ausser sie oder er hat eine Untersuchung vorgenommen und eine ordnungsgemässe Autorisierung für eine entsprechende Aussage.»

Entstanden ist diese Regel 1964, als in einer Heftumfrage 1'189 Psychiater den damaligen Präsidentschaftskandidaten Barry Goldwater als untauglich für das Amt befunden haben. In den USA gibt es zugleich aber auch die «Tarasoff-Regel», die Psychiater dazu verpflichtet, «zu warnen, wenn ein Patient jemandes Leben in Gefahr bringen sollte».

Und auch wenn Trump nicht ihr Patient ist, die verschiedenen Köpfe in «#Unfit» legen sehr überzeugend dar, warum er eine echte Gefahr für die Nation darstellt. Der Film müsste eigentlich nicht viel mehr tun, als Trumps «Greatest Hits» zu spielen: Wie damals, als er behauptete, er verliere keine Wähler, selbst wenn er jemanden erschiesse.

Oder das forcierte Lügen des einstigen Präsidentensprechers Sean Spicer über die Besucherzahl an Trumps Amtseinführung. Die Doku enthält nicht zu viele solcher Beispiele, als dass der Zuschauer komplett den Verstand verlieren würde – aber gerade genug.

«Trump ist ein Soziopath, ein Sadist, ein Betrüger, ein Rassist, ein Frauenfeind und Sexist», verkündet einer der Therapeuten im Film und fügt an: «Und ich glaube, das ist ein Problem» – was wahrscheinlich das Understatement des Jahres sein dürfte.

Sogar beim Golfen wird geschummelt

Die Dokumentation verliert ein bisschen an Fahrt, als die Macher in einem längeren Segment auf Trumps Gewohnheit, beim Golf zu schummeln, eingehen. Das unterstreicht nur sein Verhalten, zwanghaft zu lügen, jedes Mal, wenn er seinen Mund aufmacht. Aber dies verblasst im Vergleich zu seiner Möglichkeit, beispielsweise einen nuklearen Krieg anzuzetteln – und seinen vielen Parallelen zu historischen Figuren wie Mussolini und Hitler.

Ironischerweise sind es aber nicht die Psychiater, die die grösste Wirkung auf den Zuschauer haben: Anthony Scaramucci, ein Ex-Angestellter Trumps, scheint eine zweite Karriere eingeschlagen zu haben, in der er den Präsidenten medial kritisiert. Man kann von ihm halten, was man will, aber «The Mooch» ist rhetorisch ein Ass: «Er ist kein Rassist», sagt Scaramucci. «Er behandelt alle wie Dreck. Er ist ein Arschloch. Das ist etwas anderes, als ein Rassist zu sein.»

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