Filmkritik Eddie Murphy – unzensiert und gewohnt überspitzt

Von Fabian Tschamper

6.10.2019

Die neue und alte Garde der Hollywood-Komik reichen sich die Hände in «Dolemite Is My Name». Ist Eddie Murphy dem Streaming-Publikum gewachsen?

Viele grosse Namen im Showbusiness haben sich über die vergangenen Jahre mit Streaming-Diensten angefreundet und ihr Glück bei Netflix und Co. versucht – jüngst gar Martin Scorsese, der exklusiv für den Streaming-Giganten einen dreieinhalbstündigen Gangster-Epos gedreht hat mit Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci. Netflix kann nicht klagen.

Nun steht auch Eddie Murphy für den Streamer in den Startlöchern und bringt eine Schar Kollegen mit, die ihresgleichen sucht: Mike Epps, Craig Robinson, Wesley Snipes und Snoop Dogg spielen in «Dolemite Is My Name» an seiner Seite. Doch funktioniert das vielversprechende Ensemble auf dem heimischen Bildschirm?



Komik durch Tragik?

Rudy Ray Moore (Murphy) versteht im Los Angeles der 1970er buchstäblich die Welt nicht mehr. Er schlittert in die Midlife-Crisis, als er mit der Popkultur der Jugend nicht mehr mithalten kann. Seine R&B-Musik wird nicht einmal im Plattenladen gespielt, wo er arbeitet. Auch die zweideutige Stand-up-Nummer ist zu kitschig für die neue Generation. Rudys Ruhm gehört der Vergangenheit an.

Ein Gefühl, das Eddie Murphy selbst nur zu gut kennen dürfte. Der Schauspieler und ehemalige Stand-up-Komiker war im letzten Jahrzehnt nur sehr selten auf der Leinwand zu sehen. Auch sein Ruhm ist ein wenig verblasst. Die Identifikation mit der Rolle Rudy Ray Moore bringt den Altmeister entgegen der Erwartungen zu komödiantischen Höhen zurück – diesmal gar hochgradig fluchend, was man von Murphys sonst so jugendfreien Komödien überhaupt nicht kennt.

Um seiner Karriere den nötigen Kick zu geben, erfindet Rudy die Zuhälter-Figur Dolemite. Ein Kinofilm soll ihn USA-weit zum Star machen, also schart er immer mehr seine Freunde um sich – zur Unterstützung beim Mammutprojekt.

Speziell Wesley Snipes, der im Film die Regie zum «Dolemite»-Streifen übernehmen soll, glänzt in seiner Rolle. Nach seinen Erfolgsfilmen über den Vampirjäger «Blade» und einer kurzweiligen Auseinandersetzung mit der Steuerbehörde steht dem Mimen die Rolle des Regisseurs vorzüglich zu Gesicht.

Der Film überzeugt durch seine mühelose Komik und den herausragenden Cast. Nie wirkt er schwerfällig oder der Humor erzwungen. «Dolemite Is My Name» ist kein Meisterwerk, will dies aber auch nicht sein. Es macht Spass, den Akteuren beim Blödeln zuzuschauen – allen voran Comedy-Urgestein Eddie Murphy, der seine gewohnte Ausstrahlung – auch nach 10 Jahren ohne Blockbuster – nicht verloren zu haben scheint.

«Dolemite Is My Name» ist ab 25. Oktober auf Netflix abrufbar.

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