Kerzen zittern auf der Torte Kerzen zittern auf der Torte: Vorzeige-Bösewicht Rutger Hauer wird 75

dpa

23.1.2019

Hat mit seinen stahlblauen Augen schon manchen Filmkontrahenten eingschüchtert: Rutger Hauer.
Hat mit seinen stahlblauen Augen schon manchen Filmkontrahenten eingschüchtert: Rutger Hauer.
Remko De Waal/ANP Kippa/dpa

In mehr als 100 Filmen und Serien spielte Rutger Hauer. Eine Rolle machte ihn für Fans (fast) unsterblich: Der Replikant in «Blade Runner». Es war sein Durchbruch zum Weltstar.

Stahlblaue Augen, scharf geschnittene Gesichtszüge, kantiges Kinn, blondes Haar: So sehen gemeine Bösewichter aus – oder edle Helden. Der niederländische Filmstar Rutger Hauer kann beide auf der Leinwand verkörpern und das seit über 50 Jahren. Eines ist Hauer sicher nicht: Ein 08/15-Typ, den man schon am Ausgang des Kinos wieder vergessen hat.

Heute Mittwoch, 23. Januar, wird Rutger Hauer 75 Jahre alt. Und noch immer wird er vor allem mit dem fast schon legendären Film verbunden: «Blade Runner» (1982). Im apokalyptischen Science-Fiction-Thriller, der im Jahre 2019 (!) spielt, ist Hauer der «Replikant» Roy Batty, eine Roboter-ähnliche Mordmaschine mit zutiefst menschlichen Zügen – also Held und Bösewicht in einem. «Blade Runner» wurde zum Kultfilm und sollte den Durchbruch für Hauer in Hollywood bedeuten.

Kein Fan von «Blade Runner – 2049»

Im Gegensatz zu seinem damaligen Gegenspieler Harrison Ford wollte Hauer übrigens nicht beim Folgefilm «Blade Runner – 2049» (2017) mitspielen. Der Film sei «überflüssig», sagte der Schauspieler 2018 am Rande der Berlinale in einem Interview.

Rutger Hauer hat noch immer einen Wohnsitz in den USA. Als Ruhepunkt und «sein Zuhause» sieht er jedoch seinen Bauernhof in Friesland ganz im Norden der Niederlande. Doch oft ist er dort auch nicht. Denn auch jetzt noch mit 75 Jahren reist er oft, von Drehort zu Drehort, in vielen Ländern.

Er selbst tritt nur selten in der Öffentlichkeit auf und wirkt fast schon unnahbar. Seine Arbeit will er in den Vordergrund stellen, nicht seine Person. Auch an Drehorten hält sich der Star am liebsten abseits. Er baute einen alten Lkw zu einem Wohnmobil um. Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer. Und den stellt er gerne abseits vom Film-Trubel in der Natur ab. Das Motorrad hat auch Platz, damit fährt er morgens zum Drehort und abends zurück. «Film ist mein Leben», sagte er einmal in einem der seltenen Interviews. «Aber man muss sich nicht von dieser Scheinwelt beherrschen lassen.»

Hauer will, wie er sagte, auf seinen Reisen auch jede Gelegenheit nutzen, um sich umzuschauen. Und oft sucht er Projekte, die er mit seiner Stiftung für HIV-infizierte Kinder und Mütter unterstützen kann.



Als Teenager als Matrose unterwegs

Rastlos war er übrigens schon als 15-Jähriger. Er schmiss die Schule, nahm den Seesack und heuerte an. Im Elternhaus bei Amsterdam waren die vier Kinder meistens auf sich gestellt. Die Eltern hätten nur wenig Interesse an ihren Kindern gezeigt, erinnerte sich Hauer einmal. Er kehrte nach einem Jahr auf See zurück, jobbte und landete irgendwann auf der Schauspielschule.

1969 galoppierte der bis dahin unbekannte Schauspieler als Ritter «Floris» in die Wohnzimmer. Die TV-Serie war ein Mega-Erfolg und markierte auch einen Wendepunkt in der Filmgeschichte. Es war der Beginn der sehr erfolgreichen Zusammenarbeit mit Regisseur Paul Verhoeven («Basic Instinct», «Elle») und Drehbuchautor Gerard Soetemann.

Schockiert mit Sex-Szenen

Der nächste Erfolg des Trios war «Türkische Früchte» (1973), der erfolgreichste niederländische Kinofilm aller Zeiten. Die leidenschaftliche Liebesgeschichte des rebellischen Paares Olga und Erik traf das Lebensgefühl einer ganzen Generation. Für das prüde Amerika jedoch waren die sehr expliziten Sex-Szenen «noch 20 Jahre später shocking», wie er sich grinsend erinnerte.

Aber Hollywood wird auf den hochgewachsenen Niederländer mit dem Sex-Appeal aufmerksam – «Türkische Früchte» wird für einen Oscar nominiert. Wenige Jahre später folgt die nächste Helden-Rolle – wieder unter der Regie von Verhoeven – «Soldat von Oranje» (1977) über einen Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg – erneut ein Riesenerfolg.

Kann nicht nur böse gucken, sondern auch sympathisch lächeln: Rutger Hauer.
Kann nicht nur böse gucken, sondern auch sympathisch lächeln: Rutger Hauer.
Angelo Carconi/epa/dpa

Hollywood statt Holland

Nun wagte Hauer den Sprung nach Hollywood. «Die Niederlande waren mir zu klein», sagte er einmal. «Die USA aber hatten eine richtige Filmindustrie.» Und filmen ist sein Leben. Das wusste er, als er als junger Theaterschauspieler zum ersten Mal in eine Kamera sah. «Man schafft eine Welt, die es nicht gibt und die doch genau in diesem Moment Wirklichkeit ist.»

Er spielte bisher in über 100 Filmen mit, darunter, das bleibt nicht aus, auch in vielen B-Filmen. «Ich wollte immer alle Facetten meines Könnens zeigen», sagte er. Gerade in den USA wollte man aber den attraktiven Blonden häufig als den Bösen sehen – wie etwa im Action-Thriller «Nachtfalken» (1981) mit Sylvester Stallone oder in «Der Hitcher, der Highwaykiller» (1986). Ihm sei es egal, sagte er einmal, ob er einen Bösewicht oder Helden spielen soll. «Mir geht es um den Charakter.

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