Zehn Jahre rauchfreie Schweiz Im Kino wird weiterhin gequalmt, doch der Sexappeal ist weg

Von Fabian Tschamper

4.5.2020

«Endstation Sehnsucht» mit einem rauchenden Marlon Brando.
«Endstation Sehnsucht» mit einem rauchenden Marlon Brando.
Getty

Seit zehn Jahren sind öffentliche Orte in der Schweiz rauchfrei. In Filmen sieht man Protagonisten dieser Tage nur noch selten rauchen. Die Coolness damals lässt sich nicht bestreiten, doch heutzutage geht die Gesundheit vor.

Als Marlon Brando auf den Sets seiner Filme rauchte – ob in einer Szene oder in der Pause –, verströmte er einen Sexappeal, der Frauen reihenweise in Ohnmacht fallen liess. Auch Agent 007 hat früher geraucht: «Bond, James Bond», so stellt er sich vor und zündet sich nebenher aalglatt eine Zigarette an.

Dieses Image des berühmten Marlboro Cowboys wurde nicht nur in dessen Werbung breitgetreten, sondern auch in den Filmen vor den 1990ern stand die Zigarette für Coolness, Freiheit und Selbstbewusstsein.

Als die ersten Marlboro-Männer aufgrund von Lungenkrankheiten ins Gras bissen, konnte man die Coolness jener jedoch auch gleich beerdigen. Die Zigarette ist zunehmend von der Leinwand verschwunden.

Ebenfalls einer der berühmtesten Raucher war James Dean.
Ebenfalls einer der berühmtesten Raucher war James Dean.
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Oder sie wechselte langsam die Seite – nicht mehr der Held des Streifens rauchte, sondern sein Gegenspieler. Qualmen wurde fast schon zum Charakterzug eines Film-Bösewichts.

In «Face Off», dem wohl besten Beispiel dafür, wechselt Nicolas Cage zwischen den Charakteren Castor Troy und Sean Archer. Troy ist der Bösewicht und darum der Raucher. Archer raucht nicht.

In «Mission Impossible» klebt Antagonist Jim Phelps (Jon Voight) eine Zigarette zwischen den Lippen, Protagonist Ethan Hunt (Tom Cruise) lebt natürlich nikotinfrei. In «Basic Instinct» qualmt die des Mordes verdächtigte Sharon Stone während ihrer berüchtigten Polizeiverhörung.

Winston Churchill (Brian Cox, «Churchill») war unter anderem bekannt dafür, dicke Zigarren zu rauchen.
Winston Churchill (Brian Cox, «Churchill») war unter anderem bekannt dafür, dicke Zigarren zu rauchen.
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Heute greifen Regisseure nur noch selten zum Stilmittel der Zigarette. Quentin Tarantino etwa zeigte beide seiner Hauptdarsteller in «Once Upon a Time in Hollywood» rauchend. Allerdings spielt der Film auch in den 1960ern. Die Kippe ist momentan nur noch ein bewusst gesetztes Zeichen einer vergangenen Zeit. Man sieht sie im historischen Zusammenhang, zum Beispiel in «Churchill» oder im Rahmen einer konstruierten Fiktion, wie bei «The Nice Guys».

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