«Ich, Ennio Morricone, bin tot» Seine letzten Worte und die unvergesslichen Filmscores

Von Fabian Tschamper

12.7.2020

Ennio Morricone ist in der Nacht auf vergangenen Montag (6. Juli) gestorben.
Ennio Morricone ist in der Nacht auf vergangenen Montag (6. Juli) gestorben.
Getty

Der berühmte Komponist wusste, dass es zu Ende geht. In einem Abschiedsbrief wendete er sich an seine Familie und Freunde. Was bleibt, sind Melodien für die Ewigkeit. Ein Nachruf.

«Ich, Ennio Morricone, bin tot. So verkünde ich es all meinen Freunden, die mir immer nahe standen, und auch denen, die weit weg sind und die ich mit grosser Zuneigung grüsse», beginnen die letzten geschriebenen Zeilen des Komponisten. Auch schreibt er, dass er sich ein privates Begräbnis wünscht. «Ich möchte nicht stören», begründet es der bescheidene Römer.

Schweren Herzens verabschiedete sich Ennio Morricone zudem von seiner Ehefrau Maria Travia. Die Liedtexterin und Mutter seiner vier Kinder sagte 1956 «Ja» und die beiden waren bis anhin glücklich verheiratet. Im Brief heisst es, er erneuere die aussergewöhnliche Liebe, die sie miteinander verbunden hätte. Es tue ihm sehr leid, sie alleine zurückzulassen.

Maria Travia und ihr Ehemann Ennio Morricone am Cannes Film Festival im Jahr 2007.
Maria Travia und ihr Ehemann Ennio Morricone am Cannes Film Festival im Jahr 2007.
Keystone

Morricone hatte sich bei einem Sturz das Bein gebrochen. Von den damit verbundenen Komplikationen erholte sich der Meister-Komponist nicht mehr. Er verstarb in der Nacht auf vergangenen Montag im Alter von 91 Jahren in Rom.

Klänge für die Ewigkeit

Ennio Morricone war einer der grössten Komponisten der Filmmusik überhaupt. Fast 60 Jahre lang versah er italienische und internationale Filme mit seinen Scores. Da Morricone hauptsächlich bei Italo-Western Hand anlegte, konnte sein Bekanntheitsgrad daran gemessen werden – freilich war er auch in anderen Genres zugange. Allen voran sein bekanntestes Werk ist «Spiel mir das Lied vom Tod».

Die unheilbringende Melodie des gleichnamigen Westerns von 1968 hat bis heute eine Tonabfolge, die selbst mehr als 50 Jahre später jedem Ohr bekannt ist. Regisseur des Streifens war freilich Sergio Leone, den eine enge Freundschaft mit Morricone verband. Die beiden waren in derselben Schulklasse.

Obwohl verschiedene Medien den italienischen Komponisten nach seinem Tod als bekanntesten Filmmusiker der Geschichte bezeichneten, blieb ihm die wahrscheinlich grösste Ehre eines Filmschaffenden bis spät in seiner Karriere verwehrt: 2007 erhielt Morricone den Ehrenoscar für sein Lebenswerk und 2016 gewann er den Oscar für den Soundtrack zum Tarantino-Film «The Hateful Eight». Zuvor war er zwischen 1979 und 2001 fünfmal nominiert gewesen.

Morricone komponierte und dirigierte seine Stücke allesamt selbst. Sein langjähriger Freund Sergio Leone sagte einst: «Ennio ist mehr ein Drehbuchautor als ein Komponist. Durch die Musik konnte ich etwas mitteilen, das ansonsten hätte gezeigt werden müssen.»

Morricones Musikstücke zeichnen sich durch orchestrale Klänge aus, die sich im Verlauf einer Szene stetig zuspitzen. Filmmusik brauche Raum, um sich entfalten zu können, pflegte er zu sagen. Nur selten schafft ein Komponist für Filmmusik heute, eine solche Atmosphäre zu kreieren. Klare Einflüsse Morricones lässt sich in der Arbeit von Hans Zimmer beobachten.

Ennio Morricone hinterlässt neben seiner Ehefrau und seinen vier Kindern über 500 verschiedene Musikstücke in Filmen. Auch für die Bühne komponierte er und schrieb diverse Stücke für Solisten.

Bereits einen Tag nach seinem Tod wurde der legendäre Komponist Morricone in den Strassen Roms verewigt.
Bereits einen Tag nach seinem Tod wurde der legendäre Komponist Morricone in den Strassen Roms verewigt.
Keystone
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