Streit zwischen William und Harry «Für manche Dinge gibt es keine gemeinsame Lösung»

Von Bruno Bötschi

9.2.2024

Nach Krebsdiagnose von König Charles: Hoffen auf royale Aussöhnung

Nach Krebsdiagnose von König Charles: Hoffen auf royale Aussöhnung

Prinz Harry ist nach Grossbritannien gereist, um an der Seite seines Vaters sein zu können. Ein Treffen zwischen den einst als unzertrennlich geltenden, aber inzwischen verfeindeten Brüdern Harry und William ist bisher nicht geplant.

07.02.2024

Kaum wurde bekannt, dass König Charles an Krebs erkrankt ist, reiste Prinz Harry nach London. Kann die Krankheit des Vaters seine zerstrittenen Söhne wieder vereinen? Familientherapeutin Katrin Lukas ordnet ein.

Von Bruno Bötschi

9.2.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nachdem am 5. Februar bekannt wurde, dass König Charles Krebs hat, reiste sein jüngster Sohn Prinz Harry sofort nach London.
  • Zwischen Harry und William herrscht schon länger dicke Luft. Nun fragt sich manch ein*e Royal-Experte*in: Kann die Krankheit ihres Vaters die beiden zerstrittenen Brüder wieder zusammenführen?
  • «Wenn es um den Tod geht, können Menschen sich entscheiden, die alten Geschichten ruhen zu lassen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren im Wissen, dass es die letzte Möglichkeit ist», sagt Familientherapeutin Katrin Lukas.

Frau Lukas, kaum wurde bekannt, dass König Charles an Krebs erkrankt ist, reiste Prinz Harry nach London, um an der Seite seines Vaters zu sein. Was war Ihr erster Gedanke, als Sie davon hörten?

Wenn Sie mich so fragen, kommt mir sofort der Gedanke, dass solche Extremsituationen sehr viel von uns Menschen fordern und wir zu unerwarteten Handeln fähig sind und auch herausgefordert werden. Wenn es um den Tod geht, um eventuelles Abschiednehmen und das Bewusstwerden der Endlichkeit, können Menschen sich entscheiden, die alten Geschichten ruhen zu lassen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren im Wissen, dass es die letzte Möglichkeit ist.

Trotz der Publikation seiner umstrittenen Biografie «Spare» vor einem Jahr betonte Harry in Interviews immer wieder, dass sein grösster Wunsch eine Versöhnung mit seinem Vater Charles und seinem Bruder Williams sei. Wie sehen Sie die Chance jetzt dafür?

Es ist der Wunsch, die Realität kann eine andere sein. Der Wunsch, dass andere etwas tun, birgt auch immer die Gefahr der Enttäuschung.

Zur Person: Katrin Lukas
Bild: zVg

Katrin Lukas, 43, Paar-, Sexual- und Familientherapeutin. Bei der Paarberatung & Mediation im Kanton Zürich, dem öffentlichen Kompetenzzentrum für Paarbeziehungen, bietet Lukas an drei Tagen pro Woche Paar- und Einzelberatungen und Mediationen an.

Ein von Harry versöhnlicher Umgang wäre vielleicht auch zu sagen: Okay, so ist es jetzt und es gibt Gründe dafür. Was kann ich in der jetzigen Situation tun, um meinen Vater gebührend zu begleiten und auch mit meinem Bruder ins Gespräch zu gehen?

Was möchte Harry später über sich sagen können, was ist ihm wichtig und wie kann er nach seinen Grundsätzen handeln. Was andere tun, auch wenn sie sehr nahe Familienmitglieder sind, kann er letztendlich nicht bestimmen.

Laut letzten Meldungen in den Medien hatte Prinz William scheinbar keine Lust, seinen jüngeren Bruder zu treffen. Was halten Sie von diesem Verhalten?

Es gibt immer gute Gründe für eine Person, sich so oder so zu verhalten. Hier könnte sich Harry fragen: Welche Gründe könnte sein Bruder haben? Am naheliegendsten ist wohl, dass er keine Lust hat auf die Kritik oder auf die Überzeugungsarbeit von Harry, sich doch mit dem Vater zu versöhnen.

Manche Royal-Expert*innen hoffen bereits auf ein Ende des Streits innerhalb der königlichen Familie. Sie auch?

Ehrlich gesagt, ich finde Streit in einem bestimmten Rahmen meist produktiv. Und die Auseinandersetzungen innerhalb der britischen Königsfamilie sind für uns alle ein öffentlicher Zugang zu diesen Konflikten. So bleibt es spannend, was jetzt passiert und was die Beteiligten entscheiden zu tun.

Führt ein Streit zu einer langjährigen Kluft innerhalb einer Familie, kann dies für alle Beteiligten zu einer Last werden. Haben Sie es selber auch schon erlebt, dass eine Krankheit schafft, was durch jahrelange Gespräche vorher nicht möglich war?

Ich habe schon beides erlebt. Es gibt Menschen, die über ihren eigenen Schatten springen, persönliche Kränkungen in einem Moment weniger gewichten als die Unterstützung oder das Abschiednehmen von einer nahen Person. Ich habe auch schon erlebt, dass dies nicht gelingt und die tiefen Gräben beibehalten werden.

Gerade im Konstrukt Familie, wo die Erwartungen von Harmonie, Bedürfnisbefriedigung und gegenseitiger Unterstützung gross sind, können eben auch die Enttäuschungen und Verletzungen gross sein, ähnlich wie in einer Paarbeziehung.

Wenn die Beteiligten anfangen, die eigenen Anteile an dem Konflikt zu sehen, Erwartungen und Enttäuschungen auf der eigenen Seite ausfindig machen und Verantwortung für diese übernehmen, dann kann es gelingen, über eine persönliche Kränkung hinwegzukommen, beziehungsweise sie nicht mehr als solche zu empfinden.

So grundsätzlich: Was würden Sie der Familie Windsor jetzt raten in Bezug auf ihre Familienstreitigkeiten?

Ich gebe grundsätzlich keine Ratschläge. Jede Familienkonstellation ist so einzigartig – da gibt es kein Handbuch. Was sicherlich für das Individuum in dieser Situation hilfreich sein kann, ist, sich etwas Zeit und Ruhe zu nehmen, um sich über die eigenen persönlichen Werte und Wichtigkeiten klar zu werden.

In jeder Familie gibt es Konflikte, die trotz aller Lösungsversuche bestehen bleiben. Was ist ein guter Umgang damit: immer wieder darin rumwühlen oder besser ignorieren?

Für manche Dinge gibt es keine gemeinsame Lösung, Ansichten und Bedürfnisse sind oft zu unterschiedlich. Und das ist auch okay und kommt in jeder Beziehung und in allen Familien vor. So macht ein ständiges Rumwühlen meiner Ansicht keinen Sinn. Es ist hier eher hilfreich, auch einmal einen Punkt zu setzen. Das wäre aber eher ein Akzeptieren und Ruhen-Lassen als ein Ignorieren.

Eine Familie, welche mit Konflikten umgehen kann, kann gut mit dieser Realität der Differenzen umgehen und deren Nichtveränderbarkeit. Unterschiedlichkeiten können akzeptiert und sogar als wertvoll betrachtet werden. Familien oder Paare, welche die Unterschiedlichkeit eher als Bedrohung wahrnehmen, werden sich ziemlich sicher gegenseitig abwerten und es entweder immer wieder auf den Tisch bringen oder es anfeindend ignorieren.


Mehr Videos aus dem Ressort

Royal-Expertin Flavia Schlittler: «Erst der Krebs bringt Charles und Harry wieder zusammen»

Royal-Expertin Flavia Schlittler: «Erst der Krebs bringt Charles und Harry wieder zusammen»

Blick-Royal-Expertin Flavia Schlittler glaubt, dass die Krebserkrankung von König Charles ihn mit seinem entfremdeten Sohn Harry wieder zusammenbringen wird. «Das ist ein Weckruf für Prinz Harry», sagt sie.

06.02.2024