Mutter – und Influencerin «Ich glaube nicht, dass ich meinen Kindern schade»

von Franziska Pahle

19.4.2023

Schweizer Influencerin Valeria Harris stellt sich vor

Schweizer Influencerin Valeria Harris stellt sich vor

Die Schweizer Influencerin Valeria Harris postet auf Instagram über ihr Familienleben. blue News stellt sie sich im Video kurz vor.

13.04.2023

Die Schweizer Influencerin Valeria Harris postet auf Instagram über ihr Familienleben. Mit blue News spricht sie über das Muttersein und die Privatsphäre ihrer Kinder.

von Franziska Pahle

19.4.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Valeria Harris ist eine Schweizer Influencerin. 
  • Im Alter von 18 Jahren wanderte sie nach Amerika aus.
  • Die zweifache Mutter lebt mit ihrer Familie inzwischen wieder in der Schweiz.
  • Valeria Harris teilt auf Instagram Content über ihr Familienleben.

Im Alter von 18 Jahren wanderte Valeria Harris in die USA aus und lernte dort ihren heutigen Mann kennen. Mit 21 Jahren wurde sie zum ersten Mal schwanger. Ihr zweites Kind, Söhnchen Thor, kam Ende 2021 zur Welt. Im Jahr 2020 publizierte sie ein veganes Kochbuch.

Mit ihrer Familie lebt Valeria Harris nach ihrer Rückkehr in die Schweiz in einem kleinen Dorf im Zürcher Weinland. Rund 190'000 Menschen folgen Harris auf Instagram. Dort gibt sie Einblicke in ihr Familienleben und veröffentlicht vegane Rezepte.

Valeria, warum bist du in die Schweiz zurückgekommen?

Meine Familie und ich haben das gemeinsam entschieden. Der Grund war unsere Tochter Emma. Das Leben in der Schweiz ist so viel besser. Es gibt viel mehr Aktivitäten für Kinder. Hier kann ich jedes Wochenende vor der Haustür mit ihnen etwas draussen unternehmen. In Florida hatten wir halt den Strand. Sonst mussten wir immer mit dem Auto irgendwo hinfahren. Ich bin selbst in der Schweiz aufgewachsen und habe meine Kindheit als sehr schön in Erinnerung.

Du postest über Themen wie das Muttersein … mental load, also die Belastung, die durch das Organisieren von Alltagsaufgaben entsteht, vegane Ernährung und so weiter.

Diese Themen sind sehr wichtig für mich, besonders seit ich Mami bin. Das sind meine Werte, die ich auch online gern teile.

Valeria Harris
Valeria Harris
Brandertainment

Valeria Harris wurde 1997 in Winterthur geboren. Nach ihrer KV-Lehre in einem Reisebüro wanderte sie nach Florida aus, wo sie ihrem Ehemann begegnete. 2018 heiratete das Paar und bekam zwei Kinder. Im vergangenen Jahr schloss sie ihre Matura ab. Ab September wird Valeria Harris an der ZHAW Soziale Arbeit studieren.

Trotzdem hast du in einer Story erzählt, dass du dich mit dem Begriff «Influencerin» nicht identifizieren kannst.

Richtig. Es ist zu einem Label für mich geworden. Es ist ein Geschlechts-Image. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich das bin. In Amerika hätte ich mich als Influencerin beschrieben. Dort hatte ich viele bezahlte Jobs. Hier habe ich mich neu orientieren müssen und bin erst seit ein paar Monaten wieder richtig aktiv auf Social Media. Es ist sehr spannend, welche Brands in Amerika und Europa beworben werden. Hier hat das Thema Nachhaltigkeit einen viel höheren Stellenwert.

Also bist du korrekt schon Influencerin?

Das ist wohl so (lacht). Ich teile mein Leben und mache nebenbei sponsored Posts. Also Beiträge, für die ich von einem Unternehmen bezahlt werde.

Du machst immer wieder auf das Thema Mutter- und Frausein aufmerksam. Warum ist es dir wichtig, darüber zu berichten?

Ich habe in meinem privaten Umfeld viel Ungleichheit gesehen. Durch meine Follower und Followerinnen bekomme ich viel Feedback zu Themen wie Mütter-Burn-out, Mütter, die nicht in ihren Job zurückkehren können, die Problematik, einen Betreuungsplatz für den Nachwuchs zu finden und so weiter. Es wird immer noch als selbstverständlich angesehen, dass der Mann arbeiten geht und die Frau am Ende beim Kind landet. Das muss sich ändern.

Wie haben sich dein Mann und du aufgeteilt?

Er arbeitet von zu Hause aus, in der amerikanischen Zeitzone. Im Augenblick haben wir uns so organisiert, dass ich drei Tage in der Woche den Morgen für mich habe. Dann kümmere ich mich um meinen Instagram-Account oder gehe ins Fitnessstudio. Den Rest der Woche bin ich bei den Kindern.

Das heisst, du bist mehr bei den Kindern als er?

Bei uns vermischt es sich durch seine Arbeitszeiten. Ich wünschte, es wäre anders. Auch wir müssen immer wieder kommunizieren, um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.

Du bist also genau in der Situation, die du kritisierst.

Es heisst nicht, dass es okay ist. Aber gerade stelle ich mein Ego hinten an. Meine Zeit wird kommen. Und gerade darum will ich darauf aufmerksam machen. Dass es für andere Generationen anders wird.

Hat dich das Muttersein verändert?

Es hat so viel mit mir gemacht. Ich habe sehr viel über mich selbst gelernt. Vor allem, dass ich mehr Geduld brauche. Wie ich mit Gefühlen wie zum Beispiel Wut umgehe. Man ist zwar noch dieselbe Person, gleichzeitig verändert sich alles. Aber es ist eine positive Veränderung.

Du hast dich entschieden, deine Kinder im Internet und auf Social Media zu zeigen. Wie kam es dazu?

Als ich in Amerika Mutter wurde, war das überhaupt kein Thema, da macht man das einfach. Ich wurde danach immer von meinen Followerinnen und Followern aus dem deutschsprachigen Raum darauf angesprochen. In der Schweiz habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht und mich gefragt, wie ich dazu stehe.

Und?

Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich nicht glaube, dass ich meinen Kindern damit schade.

Warum?

Ich finde nicht, dass man das generalisieren kann. Es ist ein Unterschied, ob ich meine Kinder in kurzen Sequenzen und Bildern auf Instagram zeige, oder ob ich jede Woche einen halbstündigen Videobeitrag auf YouTube präsentiere. Ich spreche über das Thema Elternsein. Meine Followerinnen und Follower können sich mehr mit mir identifizieren, wenn sie sehen, dass nicht nur alles schön und heile Welt ist. Kurz gesagt: Für mich ist es authentisch, sie zu zeigen.

Was glaubst du, wie Thor und Emma darüber denken, wenn sie älter sind?

Ich glaube nicht, dass meine Kinder mir das irgendwann mal übel nehmen werden. Als Eltern weiss man instinktiv, wenn man etwas gut oder schlecht macht. Man spürt es, wie man seine Kinder erzieht. Ich gebe jeden Tag mein Bestes. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich ihr Leben zerstöre. Darf ich sagen, was mich an der ganzen Diskussion wütend macht?

Ja, bitte.

Mir ist aufgefallen, dass es immer die Frauen sind, die sich verstecken müssen. Dann sind es die Kinder, die versteckt werden müssen, damit ihnen nichts passiert. Wieso soll das so sein? Wir sind nicht der Fehler.

Du spielst auf ein Erlebnis mit deiner Tochter auf der Zürcher Chinawiese an.

Eine Kollegin und ich wurden von der Polizei angesprochen. Unsere Töchter brauchen keine Windeln mehr und mussten dringend ein Pisi machen – das haben wir draussen an einem Baum erledigt. Die Polizisten meinten, das sollen wir nicht machen, weil es hier Pädophile gibt.

Was hast du dir bei dieser Aussage gedacht?

Dass man meiner Tochter die Freiheit nimmt. Ich will mich nicht mit meiner Tochter zu Hause verstecken, weil sich manche Menschen nicht im Griff haben. Aber in diesem Moment war ich in einer Schockstarre. Ich betone es noch einmal: Kinder sind nicht das Problem! Ich glaube nicht, dass es eine Veränderung gibt, wenn wir uns verstecken – und darum werde ich weiterhin meine Fotos teilen.

Was sind deine nächsten Pläne?

Ich werde mich weiter auf meinen Account konzentrieren. Und ich möchte mich gern in der Familienpolitik engagieren. Im September starte ich mein Studium zum Thema Sozialarbeit. Aus irgendwelchen Gründen hören die Leute auf Influencer und Influencerinnen. Ich möchte zertifiziert sein, in dem, was ich teile.


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